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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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verbringen, schmerzt mich.«
    Das hieß natürlich in Wahrheit:  … und eines ist klar – mich seht ihr niemals wieder und das Lösegeld auch nicht. Mögen die beiden Kinder meines Vorgängers bei euch Schimmel ansetzen. Und wenn ihr mir ihre Ohren schickt, verfüttere ich die sofort an die Hunde.
    »Er lügt wie ein Kardinal!«, rief Robert. »Glaubt bloß nicht, dass er jemals …«
    Edith gab ihm einen Stoß. Robert verstummte überrascht. John Miller ließ nicht erkennen, dass er Roberts Einwurf gehört hatte.
    »Euer Ehrenwort, normannischer Herr?«, fragte er.
    »Mein Ehrenwort!«
    »Nach den Ohren schneiden wir ihnen die Finger ab!«, drohte John Miller.
    Victor sagte, während er seine Tunika glättete: »Habt Erbarmen!«
    »Damit Ihr wisst, dass wir es ernst meinen.«
    »Ich bin mir der Situation bewusst«, erklärte Victor und Edith dachte: Das war jetzt mal keine Lüge .
    »Der Kerl lässt uns bei euch verg…«, begann Robert von Neuem. Edith stieß ihn erneut in die Seite. »Was … Uff!«
    »Halt den Mund, sonst glauben sie noch, dass du Angst hast!«, sagte Edith. Sie hätte gerne gesagt: Halt den Mund! Siehst du nicht, dass John Miller ebenso lügt wie Victor? Irgendwas läuft hier … Aber das konnte sie nicht tun. Robert verstand ihre stumme Botschaft erwartungsgemäß nicht und schwieg, tödlich beleidigt.
    »Wie viel verlangst du?«, fragte Victor.
    John Miller betrachtete Edith und Robert abschätzig, dann trat er auf Victor zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Victor zog eine Braue hoch und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Das ist aber viel«, sagte er und fügte gleich darauf hastig an: »Nicht, dass mir die Kinder nicht jede erdenkliche Summe wert wären.«
    »Ihr seid ein wahres Vorbild für jeden Mann«, erklärte John Miller.
    Robert setzte erneut an, etwas zu sagen, aber Edith versetzte ihm einen weiteren Stoß. Schäumend vor Zorn, aber endlich still, trat Robert beiseite und bedachte abwechselnd John Miller und Victor mit zornerfüllten Blicken. Victors Männer kletterten auf ihre Pferde. Der Sergeant streckte eine Hand nach den Zügeln von Ediths und Roberts Gäulen aus. John Miller schüttelte den Kopf.
    »Was wollt ihr denn mit den Pferden?«, fragte Victor. »Solange die Kinder bei euch sind, werden sie kaum Ausritte machen, oder?«
    »Vielleicht haben wir Hunger«, versetzte John Miller.
    Victors Lider zuckten. Edith konnte sehen, wie gerne er dem Gesetzlosen eine Abreibung verpasst hätte. Aber Millers Männer hatten noch immer alle Waffen und machten auch nicht den Eindruck, als würden sie sie zurückgeben. Außerdem hatte er sich für die Rolle des beflissenen Ziehvaters entschieden. Er schwang sich aufs Pferd, gab den Befehl zum Abmarsch und galoppierte mit seinem Haufen davon. Noch einmal zu Edith oder Robert hinzusehen oder sich von ihnen zu verabschieden, dafür reichte sein Rollenverständnis nicht aus.
    »Nette Familie«, bemerkte John Miller.
    »Ihr habt es nötig«, hörte Edith sich sagen. »Ihr habt noch nicht einmal nachgefragt, wo Euer Sohn ist.«
    John Miller sah sie mit steinerner Miene an. »Johnny sitzt im Turm in London. Glaubt bloß nicht, ich wäre nicht informiert.«
    »Euer Sohn sitzt im Kerker, und das ist alles, was Ihr zu sagen habt?«
    »Was ich zu sagen habe, lautet: Mund halten und mitkommen! Wenn Ihr Euch selbst einen Gefallen tun wollt, Lady de Kyme, dann seid einfach still.«
    »Wollt Ihr uns nicht wieder die Augen verbinden?«, ätzte Edith.
    »Wozu?« John Miller warf ihr einen Seitenblick zu, der ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. »Wollt Ihr mir vielleicht weismachen, Euer feiner normannischer Ziehvater holt Euch jemals hier heraus?«

25
    A uf dem Weg zur Höhle jagten die Fragen durch Ediths Kopf, ohne dass sie Antworten gefunden hätte.
    John Miller war klar, dass Victor niemals zahlen würde. Weshalb nahm er Edith und Robert dann trotzdem mit? Um sich an ihnen dafür zu rächen, dass sie sich mit Johnnys Hilfe aus seiner Macht befreit hatten? Doch wenn er ihnen etwas antun wollte, brauchte er sie nicht erst in das Versteck der Gesetzlosen zu schleppen. Außerdem traute Edith dem Mann bei aller Ruppigkeit und scheinbaren Gefühllosigkeit nicht zu, dass er sie einfach umbrachte oder ihnen bewusst Schmerzen zufügte.
    Als sie die Lichtung erreichten, an deren einer Seite sich die Höhle befand, machte John Miller ein finsteres Gesicht und ließ alle halten.
    »Was ist los, John?«, fragte einer seiner

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