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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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zischte Robert. »Mach hin, ich kann den Bogen nicht mehr lange halten!«
    »Robert«, raunte Edith auf Angelsächsisch, ohne den Fremden aus den Augen zu lassen, »geh runter und hol den Wimpel mit dem Wappen von König Richard.«
    »Warum denn?«
    »Frag nicht, tu es!«
    »Warum schickst du nicht Johnny …«
    »Weil ich nicht weiß, wie gut Johnny mit dem Bogen ist. Von dir weiß ich es.«
    »Von mir weißt du, dass ich nicht gut bin«, sagte Robert verbittert.
    »Was ist nun?«, rief der Piratenkapitän.
    »Ich bin bereit, mich auf Euer Ehrenwort zu verlassen«, sagte Edith, während Robert murrend abzog.
    »Was? Tu das nicht!«, rief Johnny.
    »Wie gnädig von Euch!«, erwiderte der fremde Schiffsmeister.
    »Ihr müsst mir Euer Versprechen lediglich auf etwas geben, das von heiligem Wert für Euch ist.«
    »Wir geben es Euch bei unserer Ehre als aufrechte, gottesfürchtige Seeleute.«
    »Gebt es mir doch lieber«, sagte Edith und schüttelte den Wimpel aus, den Robert ihr reichte, »hierauf.«
    Der Schiffsmeister machte große Augen. Dann kniete er nieder und senkte den Kopf, und auch seine Kumpane wandten den Blick in einer Geste der Demut ab.
    Ein paar Stunden später war das, was die KÖNIGIN JEANNE von ihrer Ladung nicht im Sturm verloren hatte – im Wesentlichen eine erstaunliche Menge an Waffen jeder Art –, umgeladen. Die Sizilianer hatten bereits ein neues Segel am Mast der LÖWENHERZ angebracht und der sizilianische Schiffsmeister und sein Steuermann hatten das Schiff auf Kurs gebracht.
    Langsam nahm das mit Wasser vollgeschlagene Schiff Fahrt auf. Es würde noch etwas schneller werden, wenn mit der Eimerkette, an der sich auch Robert und Johnny beteiligten, der Großteil des eingelaufenen Wassers aus dem Kiel geschöpft war.
    Die »Eimer« waren mit Pech und Öl eingestrichene Ledersäcke, ebenso wasserdicht wie das beste Fass, aber leicht und viel einfacher zu verstauen. Dennoch war das Schöpfen sehr anstrengend und die Eimerriemen hinterließen bald Blasen an den Fingern. Nach getaner Arbeit ließen sich Robert und Johnny keuchend neben Edith auf den Planken nieder.
    »Wie soll es jetzt weitergehen?«, fragte Robert. »Wie kommen wir ins Heilige Land?«
    »Ich habe schon nachgedacht«, sagte Edith. »Wenn wir Sizilien erreicht haben, verkaufen wir die LÖWENHERZ an den Schiffsmeister der KÖNIGIN JEANNE . Sie ist sicher einiges wert und der Schiffsmeister braucht ein neues Schiff. Wir werden einen vernünftigen Preis erzielen. Der Erlös zusammen mit dem Geld, das wir von König Richard haben, sollte ausreichen, um irgendeinen anderen geldgierigen Schiffsmeister zu einer Fahrt zu bewegen. Vielleicht macht es sogar unser neuer Freund selbst.«
    »Und wie willst du verhindern, dass uns das Gleiche blüht wie bei Meister Hugo, sobald wir mit Taschen voller Geld den Männern auf dem Schiff ausgeliefert sind? Du willst ja wohl kaum im Voraus bezahlen, oder?«
    »Erinnerst du dich, was wir in London von Judah über das weitverzweigte Netz der jüdischen Kaufleute erfahren haben? Wir suchen uns im Heimathafen unserer Freunde einen jüdischen Händler und zahlen bei ihm den Preis für die Überfahrt ein. Dann bitten wir ihn, an einen Geschäftspartner dort, wo wir im Heiligen Land ankommen werden, eine Nachricht zu senden. Dieser Geschäftspartner soll uns – und nur uns, das garantiert eine sichere Überfahrt – denselben Betrag auszahlen. Nach der Überfahrt überreichen wir das Geld unserem Schiffsmeister. Die beiden jüdischen Händler gleichen den Betrag untereinander aus.«
    »So was funktioniert?«, fragte Robert überrascht.
    »Keine Ahnung. Wir werden es erfahren.«
    Vom Heckkastell her ertönte in diesem Moment das laute Lachen des Schiffsmeisters, der dem Steuermann auf die Schulter schlug. »Was für ein Schiff!«, rief er begeistert. »Ich liebe es schon jetzt!«
    »Das macht es uns noch leichter«, sagte Edith und erlaubte sich ein Lächeln.
    »Woher hast du gewusst, dass sie auf König Richards Wappen ein echtes Ehrenwort schwören würden?«, erkundigte sich Johnny.
    »Ganz einfach: Königin Jeanne ist die rechtmäßige Königin von Sizilien. Und sie ist König Richards Schwester! Der Nachfolger ihres verstorbenen Mannes, ein Adliger namens Tancrède, hat sie gefangen genommen und die Macht an sich gerissen. Richard will den Kreuzzug nächstes Jahr auch dazu nutzen, die Verhältnisse in Sizilien zu ordnen und Jeanne zu befreien. Ich dachte mir, dass ein Seeräuber, der trotz der

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