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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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eingelassen, durch die man den Gang betreten kann, wenn man die Zisterne hinuntergeklettert ist.«
    »Warum ist mein Vater dann nicht über diesen Geheimgang geflohen?«
    »Wie sollte er aus dem Verlies entkommen?«
    »Und warum fliehen wir nicht einfach jetzt gleich, sobald niemand hersieht?«
    »Weil die Gefahr zu groß ist, dass doch jemand hersieht, und weil …« Attayak Ali seufzte und deutete auf sein Bein, »… ich zwar zu Pferd selbst Männern überlegen bin, die dreißig Jahre jünger sind, aber mit diesem Bein niemals einen senkrechten Brunnenschacht hinunterkomme.«
    »Wie wollt Ihr es denn machen, wenn Vater und Eure Leute auftauchen?«
    Attayak Ali winkte ab. »Ich bin der sheik «, sagte er strahlend. »Sie werden sich um die Ehre prügeln, mich tragen zu dürfen.«
    Der Alte lehnte sich mit einem selbstzufriedenen Grinsen zurück. Als sich einige Soldaten näherten, blickte er auf und alle Leutseligkeit fiel mit einem Schlag von ihm ab. Wie von einer Tarantel gestochen sprang er auf und rief entsetzt: » Allahu akbar! Nein, nein! Das dürft ihr nicht tun!«

24
    D as ist der Plan«, sagte Wilfrid. »Wir dringen in den Geheimgang ein, während die Verteidiger versuchen den Angriff von Saladins Heer zurückzuschlagen. Wir öffnen die Klappe im falschen Boden der Zisterne und klettern nach oben. Wenn alles so läuft, wie Attayak Ali und ich verabredet haben, hat der sheik so getan, als würde er Humphrey de Toron die Treue schwören, und ist inzwischen frei. Er wird sich ganz in der Nähe der Zisterne aufhalten. Wir schnappen ihn uns, bringen ihn durch den Geheimgang ins Freie, reiten mit den Pferden davon – und fertig.«
    »Dazu brauchen die Arab doch Euch nicht.«
    »Richtig«, sagte Wilfrid bitter. »Dafür nicht. Aber um den Eingang zu finden, brauchen Said und seine Leute mich. Sie können nicht stundenlang zwischen den Felsen herumsuchen, während der Kampf um die Burg tobt.«
    Said schwieg und musterte Wilfrid nachdenklich.
    Johnny schluckte. »Dann gebt mir ein Pferd! Oder noch besser: Gebt mir mein Kamel zurück! Ich finde die Stelle wieder, wo ich von Edith und Robert getrennt wurde.«
    Wilfrid blickte auf. »Unsinn!«, brummte er. Seine barsche Ablehnung erfüllte noch das Zelt, als die Eingangsklappe beiseitegefegt wurde und einer der Arab -Krieger hereinschaute.
    »Wir haben Meldung, dass der Angriff auf Kerak begonnen hat, mir «, berichtete er.
    Said sagte: »Die Zeit drängt. Wir müssen los.«
    Johnny, der wusste, dass jetzt nur sein Herz, nicht sein Verstand sprach, schluckte. »Ich finde sie«, sagte er kaum hörbar. »Rettet Ihr den sheik , ich rette Eure Tochter und Euren Sohn.«

25
    D ie Soldaten, die zur Zisterne gekommen waren, begannen ohne Umschweife, mit Äxten auf die Pfeiler einzuhacken, die das Schindeldach darüber trugen. Ihr Sergeant stieß Attayak Ali zurück.
    »Halt die Klappe, Alter!«, sagte er rüde auf Normannisch. »Wenn’s Brandpfeile regnet, fängt das Holzdach hier als Erstes zu brennen an. Sollen wir dich darauf rösten, du Narr?«
    Holzsplitter flogen. Als Attayak Ali Anstalten machte, nach der Axt des Sergeanten zu greifen, packte ihn Robert sofort am Arm. Der Soldat knurrte wütend. Robert erspähte Humphrey de Toron oben auf dem Wehrgang. Er zog Attayak Ali ein paar Schritte zurück.
    Hilflos mussten die beiden mit ansehen, wie die Pfeiler einknickten. Die Soldaten traten dagegen, das Dach neigte sich, noch ein paar Tritte und Axtschläge, und die Balken und Pfeiler krachten in die Zisterne hinunter. Staub wallte auf wie Rauch aus einem Schlot. Der Sergeant blickte zu Attayak Ali und Robert herüber. »Ist doch eh ausgetrocknet, das verdammte Ding! Mehr als ein Loch im Boden ist das nicht.« Er schüttelte den Kopf und rannte mit seinen Männern davon.
    »Allahu akbar« , flüsterte Attayak Ali entsetzt.
    Bei der Erstürmung einer Burg versuchten die Angreifer meist, große Teile in Brand zu stecken. Dafür benutzten sie Brandpfeile, aber auch Tontöpfe mit ölgetränktem Stroh, die angezündet und mit Schleudern über die Mauer befördert wurden. Robert kannte die Gegenmaßnahmen, die Burgverteidiger in England ergriffen: Man ließ Moose und Flechten auf den Holzdächern wuchern, und wenn ein Angriff bevorstand, tränkte man diese mit Wasser. Wasserfässer, Ledereimer und ellenweise nasses Tuch lagen an allen Ecken bereit.
    Hier im Heiligen Land war Wasser jedoch wertvoller als Gold. Zum Löschen würde eine belagerte Burgbesatzung das kostbare

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