Loge der Lust
Flaschen. Die Bande hat ganze Arbeit geleistet, um mögliche Beweise zu vernichten. Es war nichts mehr damit anzufangen.“
Welch dreiste Lüge!, entrüstete sich Teena, aber sie schwieg. Denn immerhin war er ihr Vorgesetzter, und von Joshua konnte sie keine Rückendeckung erwarten. Als Josh sie zum Wagen gebracht hatte, war sie gegen ein Tablett mit Gläsern getreten. Einige waren dabei zerbrochen, aber nicht alle. Außerdem war die Forensik heutzutage so gut, dass selbst kleinste Reste eines Sektkelches Auskunft geben konnten, wer daraus getrunken hatte. Teena konnte sich nicht vorstellen, dass Matthew davon nichts wusste. Er ignorierte die Fakten absichtlich. Hatte Lewis deshalb den Raum verlassen? Was war vorgefallen, nachdem Josh und sie die beiden älteren Kollegen im Kesselhaus zurückgelassen hatten?
„Es ist, wie es ist. Wir stehen mit leeren Händen da. Dich auf die Party einzuschleusen, war ein netter Plan, aber er hat uns nicht weitergebracht“, sagte Matthew, lehnte sich nach vorne und stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch auf.
Teena konnte es nicht glauben. „Das soll's jetzt gewesen sein?“
„Die Lady in Pink ist seit dem Vorfall auf Sores Dinnerparty nicht mehr aufgetaucht, über den Prostituiertenring wissen wir viel zu wenig, und wahrscheinlich sind die Gauner ohnehin weitergezogen, weil sie durch den verpatzten Einsatz erfahren haben, dass wir ihnen auf der Spur sind.“
„Was ist mit dem Informanten?“, fragte Joshua. „Kann uns der nicht weiterhelfen?“
„Die Quelle ist versiegt. Außerdem werde ich nicht noch einmal einen meiner Leute in Gefahr bringen.“ Er wandte sich an Teena. „Das Ganze tut mir aufrichtig leid.“
Das nahm sie ihm ausnahmsweise sogar ab.
Plötzlich stand er auf. „Ich werde die Akte schließen. Tja, das war wohl die kürzeste Nachbereitung eines Einsatzes, von der man je gehört hat.“
Er wollte hinausgehen, aber Teena hielt ihn zurück, indem sie sagte: „Das kann nicht dein Ernst sein. Wir haben so viel riskiert, und nun …“
Aufbrausend wirbelte er herum. „Du hättest draufgehen können. Der Fall ist abgeschlossen!“
„Ungelöste Fälle hasst du doch wie die Pest.“ Nun erhob sich auch Josh.
Matthew rieb sich die Stirn, als hätte er einen Migräneanfall. Auch sein Gesicht sah schmerzverzerrt aus. „Es läuft nicht immer so, wie man es sich vorstellt. Manchmal muss man kapitulieren, um Schlimmeres abzuwenden.“
Nach dem zu urteilen, was Teena bereits herausgefunden hatte, schien er damit nicht nur die Polizeiarbeit zu meinen. „Was ist mit Woodridge?“
„Was soll mit ihm sein?“
„Er wird Ärger machen, weil wir die Verdächtige nicht aufspüren konnten.“
„Der Earl hat längst andere Prioritäten.“ Mit diesen Worten schritt er hinaus, doch anstatt zurück zu seinem Schreibtisch ging er zu Lewis und schloss die Tür hinter sich.
Joshua eilte in sein Büro.
„Flieh nur, damit du dich nicht mit mir unterhalten musst“, zischelte Teena verstimmt.
Sie nahm Bagel und Eistee und verließ das Besprechungszimmer. Als sie ihr Büro ansteuern wollte, hörte sie Stimmen aus Lewis‘ Büro dringen. Die beiden Männer diskutierten laut. Vielmehr stritten sie sich.
Auf leisen Sohlen schlich Teena näher. Sie blickte den Gang entlang, aber Monica war weder zu hören noch zu sehen. Joshua würde sich wahrscheinlich in seinem Büro verstecken, damit er ihr nicht mehr begegnete. Also blieb sie vor der Tür stehen und lauschte.
„Wir hätten die Beweise sichern müssen, Matthew. Das wäre unsere Pflicht gewesen.“
„Wer hätte sie denn untersuchen sollen? Das Forensiklabor in Newcastle?“
„Manchmal muss man in den sauren Apfel beißen.“
„Red nicht solch einen Unsinn! Du bist lang genug dabei, länger als ich. Du weißt, wie es läuft.“
„Seine Fehler muss man eingestehen können. Es geht nun mal nicht immer alles glatt.“
„Das Hauptrevier hätte Wind davon bekommen. Eine solche Fülle an Tests fällt auf, besonders wenn eine Kleinstadt wie Gardenrye sie anfordert. Koogan Brannigan und seine Männer wären gekommen und hätten dämliche Fragen gestellt.“
„Und wir hätten ehrlich geantwortet.“
„Was hätten wir denn geantwortet, Lewis? Dass der Einsatz Bockmist war? Dass ich das Leben einer Polizistin riskiert habe? Es hätte werweißwas passieren können. Nicht auszudenken!“
„Sie ist eine Anfängerin.“
„Gerade deshalb hätte sie nicht auf die Party gehen dürfen. Ich bin ihr Vorgesetzter.
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