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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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schien zwei Yards hoch in der Luft zu schweben. Erst als Teena genauer hinschaute, konnte sie Schemen erkennen. Die vagen Umrisse formten sich zu einem Viereck. Was war das? Sie blinzelte. Erst als sie das Geräusch des Zooms vernahm, erkannte sie die Kamera auf der Mauerkrone.
    „Du hast alles aufgezeichnet, du Schuft!“ Zornig ballte sie die Hände zu Fäusten und hielt sie kampfbereit hoch. „Das mit der Sinnlichkeit der Natur war nur ein Vorwand. Du hast mich in den Garten geführt, um mit den Überwachungskameras aufzeichnen zu können, wie ich mit dir schlafe, damit du ein Druckmittel hast.“
    „Wofür sollte das gut sein?“ Ethan zuckte mit den Achseln. „Teena, ich spiele kein falsches Spiel mit dir. Alles, was ich dir erzählt habe und was ich mit dir gemacht habe, geschah, damit du dich öffnest. In Ordnung, ich hatte auch meinen Spaß, aber mein Ziel war es, dich dahin zu bringen, deine Erziehung, deine Moral und deine Ängste über Bord zu werfen und mir zu vertrauen.“
    „Vertrauen, du redest von Vertrauen?“ Sie schrie nun hysterisch. „Es ist zu spät. Du kannst ruhig zugeben, dass du Beweise gegen mich gesammelt hast, genauso wie damals bei Matthew. Willst du auf diese Weise mein Stillschweigen erzwingen, oder soll ich ab sofort für die ganze Loge die Beine breit machen?“
    „Jetzt wirst du verletzend. Ich habe dich bei deinem Untercover-Einsatz sogar beschützt. Erinnerst du dich?“
    „Dann hast du mich gerade im Garten geliebt, um deine Sammlung von Privatvideos zu erweitern. Was weiß denn ich? Mir ist es egal. Wage es bloß nicht, die Aufzeichnung gegen mich einzusetzen. Dann lernst du mich kennen!“
    Tränen schossen ihr in die Augen, während sie sich umdrehte und zum Haus rannte, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr. Doch als sie im Kaminzimmer hastig ihre Kleidung überstreifte, sah sie, dass Ethan ihr nicht folgte.
    Vielleicht will er mich wirklich nicht bedrängen, dachte sie und schimpfte im nächsten Moment mit sich selbst: „Jetzt verteidigst du ihn schon wieder. Er läuft mir nur nicht hinterher, weil er zu stolz dazu ist, der ehrenwerte Earl of Cunninghall, und weil er einsieht, dass er dieses Spiel verloren hat.“
    Teena stürmte zu ihrem Discovery und brauste davon. Doch sie ließ nicht nur Cunninghall Manor hinter sich, sondern auch Gardenrye und fuhr geradewegs nach London. Als sie in den frühen Morgenstunden bei ihren Eltern ankam, fielen diese aus allen Wolken.
    Gregory McLight schloss Teena besorgt in die Arme. „Kind, was machst du denn hier? Geht es dir nicht gut? Du siehst krank aus. Soll ich Dr. Franklin anrufen?“
    „Trägt man solche Kleidung an der Küste, oder hast du angefangen, in einer Bar zu arbeiten?“, fragte Sybill und hob missbilligend die Augenbrauen.
    Alles war beim Alten. Teena war froh darüber. Sie war ins beschützende Nest geflohen, weil sie am Ende ihrer Kräfte und entsetzlich gekränkt war. Ihr wurde bewusst, wie sehr sie gehofft hatte, dass der Maskierte ihr Liebhaber werden würde. Aber wer wollte schon eine unerfahrene Frau mit karottenfarbenen Haaren, die ständig herumzickte, wenn es darum ging, neue Erfahrungen zu machen? Sie war nur ein Spielzeug gewesen, eines von vielen, ein Zeitvertreib, eine Sexpartnerin, die lästig geworden war und die man daher mithilfe eines Nacktvideos auf Distanz halten musste. Ethan hatte ja nicht ahnen können, dass sie recherchieren würde. Wahrscheinlich hatte er gedacht, sie wäre eine Göre, die noch grün hinter den Ohren war und seine Eskapaden ertrug, bis er genug von ihr hatte. Doch sie wusste nun über die Loge der Lust Bescheid. Sollte sie den Geheimbund auffliegen lassen? Würde sie es ertragen können, wenn sie ins Kreuzfeuer der Polizei von Newcastle und der Öffentlichkeit geriet? In den nächsten Tagen würde sie darüber entscheiden. Nun wollte sie erst einmal schlafen.
    Glücklicherweise hatte Teena nicht alle Kleidungsstücke mitgenommen, als sie nach Gardenrye gezogen war, und so musste sie nicht gleich am nächsten Morgen einkaufen gehen. Sie brauchte Ruhe. Die musste sie sich allerdings hart erkämpfen.
    „Nun sag doch endlich, was vorgefallen ist, Kind“, sagte ihre Mutter am Frühstückstisch mit Nachdruck und legte ihre Hand auf die von Teena.
    Aufmüpfig zog diese ihre Hand fort. „Bitte, nenn mich nie wieder ‚Kind'.“
    „Aber das bist du doch.“ Unbeeindruckt nippte Sybill an ihrem Tee, ohne den Blick von Teena zu nehmen.
    „Ich bin deine Tochter.

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