Loge der Lust
„Ich hatte auf ein Wunder gehofft.“
„Das war ziemlich blauäugig von dir“, sagte Teena.
„Weißt du, ich liebe meine Frau sehr.“ Er seufzte. „Ich bin sicherlich kein guter Ehemann, aber mir ist klar geworden, was ich an ihr habe. Sie zu verlieren, weil sie erfährt, dass ich mehr als einmal fremdgegangen bin, würde mich fertigmachen … Keine Ahnung, was ich ohne sie tun würde.“
Teena schloss die Augen. Das Gespräch erschöpfte sie. Die ganze Angelegenheit ging an ihre Substanz. „Dann hast du mich nicht geopfert, um dich freizukaufen oder so etwas?“
„Natürlich nicht! Ich hatte meine ganze Hoffnung in dich gesetzt. Wir waren Verbündete, ohne dass du es wusstest. Du hättest meine Rettung sein können, aber jetzt ist es vorbei. Die Loge lässt mich in Ruhe, wenn ich sie in Ruhe lasse, und das werde ich tun.“
„Das ist vernünftig“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu ihm.
„Wirst du heimkehren?“
„Heim?“ Sie schmunzelte. „Ich muss zur Ruhe kommen und über alles nachdenken.“
„Wie gesagt, nimm dir Zeit. Ich halte deine Stelle frei. Monica, Lewis und Josh sage ich, dass ich dir kurzfristig freigegeben habe, damit du dich von dem Einsatz erholen kannst. Er hat dir viel abverlangt. Eine Auszeit hast du dir verdient. Mehr müssen unsere Kollegen nicht erfahren, oder?“
Sie überlegte. Dann antwortete sie: „Nein, müssen sie nicht. Was hat der Earl sonst noch erzählt?“
„Nichts, nichts über dich. Er hat mich nur gewarnt. Ich solle mich gut um dich kümmern und besser auf dich aufpassen. Er ist ein sehr verschwiegener Mann. Ich weiß, etwas ist zwischen euch vorgefallen, aber er würde nie irgendjemandem davon berichten.“
Schwungvoll setzte sie sich auf. „Warum verteidigst du ihn, obwohl ihr auf entgegengesetzten Seiten steht?“
„Weil er nur zu meiner Frau und zu meinem Vorgesetzten in Newcastle hätte gehen und ihnen kompromittierende Fotos hätte zeigen müssen, um mich zu vernichten. Es wäre mein Todesurteil gewesen, in jeder Hinsicht!“ Teena hörte, wie er einen kräftigen Schluck nahm, bevor er fortfuhr. „Alles, ich hätte alles verloren, was mir am Herzen liegt. Stattdessen kam er zu mir. Zugegeben, er drohte mir, doch er zerstörte mein Leben nicht, was ihm ein Leichtes gewesen wäre.“
„Was für ein guter Mensch!“, entgegnete Teena ironisch. „Ich melde mich Ende der Woche. Bis dann.“
„Danke, Teena.“
Sie legte auf.
In den folgenden Tagen zog sie sich zurück. Selbst ihre Eltern bekamen sie nur beim Dinner zu sehen. Teena musste über so vieles nachdenken. Bislang hatte sie keine Zeit gehabt, alle Eindrücke zu verarbeiten. Die Ereignisse hatten sich überschlagen. Ihr Einstand in Gardenrye war turbulent gewesen. Aber alle Widerstände und Probleme hatten sie nicht brechen können. Ihr ging es gut. Sie fühlte sich stark. Trotz begann sich wieder in ihr zu regen.
Sie wollte Lewis keinen Grund geben zu triumphieren. „Ich hab's euch ja gleich gesagt. Teena hält nicht durch.“
Was war aus Monica und Sly geworden? Was machte Josh? Teena vermisste ihn. Sie hätten Freunde werden können. Und Rosalin? Welches Erotikspielzeug bewahrte sie noch in ihrem Nachttisch auf? Schließlich Ethan …
„Vergiss ihn!“, ermahnte sie sich, als sie wieder einmal nicht einschlafen konnte, nachdem sie mitten in der Nacht auf Toilette gemusst hatte. Sie wälzte sich unruhig hin und her. Vermutlich würde sie nun wieder auf Masturbation zurückgreifen müssen. In London gab es weder eine Loge noch solch außergewöhnliche Nachbarn wie Roz.
„Vergiss wen?“, fragte eine männliche Stimme.
Teena erschrak.
16.
Ein Mann hatte sich in ihr Zimmer geschlichen. Sie blinzelte, doch plötzlich schaltete er die Nachttischlampe an. Das Licht blendete sie. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Helligkeit.
„Du sprichst nicht etwa von Ethan Woodridge, diesem Schuft?“
Ethan stand vor ihrem Bett. Sie erkannte ihn trotz dunklem Umhang und Maske, einem blauen Domino, der seine eisblauen Augen noch strahlender wirken ließ.
Erbost sprang sie auf. Sie ging in Richtung Tür. Ihre Beine waren wie Pudding. „Was machst du hier? Verlasse sofort …“
Ethan griff ihr Handgelenk, hielt sie fest und drängte sie gegen die Wand. Das alles geschah so schnell, dass Teena sich nicht wehren konnte. Er verschloss ihren Mund mit seiner Hand. „An deiner Stelle wäre ich leise. Wir wollen doch deine Eltern nicht wecken, oder?“
Teena kniff die Augen
Weitere Kostenlose Bücher