Loge der Lust
Ausschweifungen hatten also keinerlei Einfluss auf deinen Alltag.“
Teena protestierte: „Sie haben mich in Schwierigkeiten gebracht.“
„Nein, es waren deine Ermittlungen, die dich in das Machtgerangel zwischen Hallow und der Loge geraten ließen.“ Schnaubend zuckte er mit den Schultern. „Aber nun, da du weißt, wer dein mysteriöser Liebhaber ist, bekommt dein Traum ein Gesicht, und das erschreckt dich.“
„Überschätzt du dich nicht?“, fauchte sie etwas zu laut und lauschte, aber im ganzen Haus blieb es still. Ihre Eltern waren nicht aufgewacht.
Er nickte. „Ich verstehe. Es tut mir leid. Ich habe die Situation wohl falsch eingeschätzt.“ Ethan ging zur Tür.
Bevor er das Zimmer verlassen konnte, sagte Teena rasch. „Warte!“
Er drehte sich langsam um und schwieg.
„Vielleicht hast du recht.“
„Nur vielleicht?“, fragte er und runzelte die Stirn.
„Himmel, ich kenne dein Gesicht, aber ich weiß nicht, wer du wirklich bist. Wir haben uns nicht auf einem Gartenfest bei Freunden oder an der Gemüsetheke im Supermarkt kennengelernt. Wir sind weder essen gegangen noch waren wir im Kino. Wir haben alles übersprungen: Händchenhalten, den ersten zaghaften Kuss, lange Spaziergänge am Meer …“
„Würdest du unsere Art des Kennenlernens dagegen eintauschen wollen?“
Sie raufte sich die Haare. „Nein, aber ich habe keine Ahnung, welche Unterwäsche du trägst, welche Musik du hörst und wo du gerne deinen Urlaub verbringst.“
„Du weißt, welchen Wein ich am liebsten trinke“, wendete er schmunzelnd ein. „Und dass ich mir Zeit nehme, wenn ich mit einer Frau schlafe. Dass ich beim Sex gerne experimentiere und es mich reizt, mir meine Geliebte zu unterwerfen …“
„Schluss damit!“ Das Gespräch ging in eine Richtung, die ihr nicht behagte, denn es erregte sie viel zu sehr. „Mit wie vielen Frauen schläfst du?“
„Nur mit dir“, antwortete er mit fester Stimme. Er kam wieder näher.
Teena stemmte die Hände in die Hüften. „Das glaube ich dir nicht. Du bist auf jeder Party der Loge anwesend und behauptest, abstinent zu sein? Oh, bitte!“
„Ich habe mich ausgetobt, das ist wahr.“ Eine Weile betrachtete er den Domino in seiner Hand. Dann steckte er die Maske in die Seitentasche des Umhangs. „Im Gegensatz zu früher ist es mir nicht mehr egal, mit wem ich es treibe. Ja, ich brauche diese Form der Erotik, die Tabulosigkeit, den Duft von wildem Sex, kopulierende Körper und animalisches Stöhnen, doch ich sehne mich nach einer Frau, mit der ich all das gemeinsam ausleben kann.“
Was er sagte, berührte sie. Ihre Augen wurden feucht. „Du kannst jede Frau haben. Wieso solltest du dich auf eine festlegen?“
„Weil ich mich nach Geborgenheit sehne und nach Liebe.“ Er sah ihr offen in die Augen.
Tapfer schluckte sie die Tränen hinunter. Auf keinen Fall wollte sie heulen. „Sprich nicht von Liebe. Wir hatten nur Sex. Zu einer Beziehung gehört mehr.“
Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. „Du hast es wirklich drauf, jemanden zu verletzen.“ Wieder schritt er zum Ausgang, weil er gehen wollte.
Ihr Verlangen drängte Teena, ihn aufzuhalten. Ihr Herz pochte aufgeregt. Sie wollte nicht, dass er sie verließ. „Wie stellst du dir das vor? Soll ich auf Cunninghall Manor einziehen und dir zur Verfügung stehen, wenn es dir zwischen den Beinen juckt?“
„Du würdest deine Wohnung in der Shell Road behalten“, antwortete er, ohne sich umzudrehen.
„Nur nicht zu viel Nähe zulassen, nicht wahr, großer Alphawolf?“
Als er herumwirbelte, war seine Miene finster. Trotzdem bemühte er sich, ruhig zu klingen. „Nein, verdammt! Ich möchte, dass du dich zurückziehen kannst, wenn du deine Ruhe brauchst. Du sollst dich nicht wie eine Gefangene auf meinem Anwesen fühlen. Du würdest weiterhin unabhängig sein, deinen Job als Polizistin machen und …“
„… zu Hause, wenn ich bei dir bin, das unterwürfige Weibchen spielen?“
Er schüttelte den Kopf. „Du bringst mich zur Weißglut mit deinen Anschuldigungen. Wir würden gleichberechtigte Partner sein und uns im Alltag auf Augenhöhe begegnen – Theaterbesuche, romantische Abende vor dem Kamin, das alles inklusive –, aber wenn wir miteinander schlafen, würde ich die Führung übernehmen. Wir würden uns zu Hause und auf den Logenpartys austoben. Ich könnte dir eine Lust entlocken, die du jetzt noch nicht für möglich hältst. Aber dazu brauche ich dein völliges Vertrauen und deine
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