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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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‚Wichtigeres'?“ Joshua runzelte die Stirn. Als sie schwieg, fuhr er fort: „Ich finde den Diebstahl sehr wohl wichtig.“
    „Natürlich ist er das!“ Ein wenig beschämt dachte sie an den Fischer Chris Sikes, dem der Fang gestohlen worden war. Teena hatte sich darüber lustig gemacht und Josh ihr deshalb eine Standpauke gehalten. Das war ihre erste Begegnung gewesen.
    „Matthew bereitet gerade einen Vortrag vor, den er auf einem Kongress der Polizeibehörden aller umliegenden Bezirke halten muss. Das macht ihn nervös. Jetzt muss er sich auch noch um den Diebstahl kümmern, weil der Earl of Cunninghall ein bedeutender Mann ist und einflussreiche Freunde hat.“
    Entschieden schüttelte sie den Kopf. „Ich verstehe, dass er unter Strom steht, aber wäre es nicht hilfreich, wenn er die Ermittlungen an dich abträte? Er scheint überempfindlich auf den Grafen zu reagieren.“
    „Woodridge hat nun einmal Macht! Ihn zu ignorieren ist gefährlich.“
    Teena platzte der Kragen. „Hör auf, Matthew in Schutz zu nehmen! Er verhält sich seltsam, das ist nicht von der Hand zu weisen.“
    Zuerst murmelte Joshua etwas Unverständliches. Dann gab er klein bei: „Du hast ja recht. Er steckt im größten Stress, ist nervlich angespannt wegen des Kongresses und ja, verdammt, ich fühle mich vor den Kopf gestoßen, weil er mir offenbar nicht zutraut, den Fall zu übernehmen. Bist du nun zufrieden?“
    „Darum geht es doch gar nicht.“ Sie blieb stehen. „Ich möchte helfen, den Fall zu lösen. Akten in den Computer einzugeben, ist nicht sehr befriedigend.“
    „Jeder fängt klein an.“
    „Ich weiß. Aber ich frage mich, warum Matthew trotz aller Belastung die Fäden in der Hand behalten möchte. Er will uns bei den Ermittlungen nicht dabeihaben, keine Unterstützung aus Newcastle anfordern und Sore allein befragen, als ob wir – oder meinetwegen du das nicht könntest.“ Sie redete sich in Rage und gestikulierte heftig. „Er hat nach dem Verhör dem Earl fast freundschaftlich auf die Schulter geklopft und gefragt, ob seine Nummer noch die gleiche sei. Für mich hörte sich das nach einer Telefonnummer an, dabei kennt er ihn angeblich kaum.“
    „Beruhige dich. Wahrscheinlich meinte er die Festnetznummer von Cunninghall Manor.“ Sanft fasste er ihre Oberarme und zog sie ein Stück näher. „Du bist voller Tatendrang und möchtest dich beweisen. So sind alle jungen Polizisten. Deine Chance wird kommen, aber du musst einfach Geduld haben.“
    Resignierend ließ sie die Arme hängen. „Du kennst Matthew besser. Gestern, als ich ihn kennenlernte, war er so anders als heute.“
    „Genau wie du.“
    „Wie bitte?“ Sie riss die Augen auf.
    „Gestern kamst du mir vor wie eine verwöhnte Göre aus der Großstadt. Heute finde ich dich schon weitaus sympathischer.“ Neckend gab er ihr einen Nasenstupser und ging weiter. „Komm, unsere Pause ist längst vorbei.“
    Teena folgte ihm. Wahrscheinlich hatte Joshua recht. Sie konnte sich kein Urteil über Matthew erlauben, weil sie ihn erst seit einem Tag kannte. Er war der Polizeichef, auf ihn fielen alle Fehler zurück, und Woodridge schien kein Mann zu sein, der Fehler tolerierte. Möglicherweise war Matthew nicht seltsam, sondern einfach nur verantwortungsvoll.
    Lewis kam ihr in den Sinn. Ihn hatte sie genauso vorverurteilt wie Matthew. „Was ist ‚Charity for Kids'?“
    „Woher weißt du davon?“, fragte Josh erstaunt. „Lewis kann dir unmöglich davon erzählt haben. Er schweigt lieber darüber.“
    „Ich habe die Aufkleber an seinem Rechner gesehen.“
    „Charity for Kids ist eine Organisation, die Geld für Not leidende Kinder sammelt. Die Mitglieder richten wohltätige Veranstaltungen aus, schreiben Haushalte an, führen Reisen in Ferienlager durch … was eben dazugehört“, erklärte er. „Früher waren sie nur lokal tätig. Mittlerweile operieren sie in ganz Großbritannien und manchmal sogar im Ausland. Sie kümmern sich allerdings nicht um Kinder in Afrika, wie so viele es tun, sondern handeln nach dem Leitspruch: ‚Kehre vor deiner eigenen Haustür'. Auf der Insel gibt es genug Elend – Kinder, die nichts zu essen haben, weil die Eltern arbeitslos sind oder saufen, Babys von drogenabhängigen Müttern, Straßenkinder, die betteln oder sich prostituieren … Das alles gibt es auch bei uns.“
    „Und Lewis spendet regelmäßig Geld?“
    „Wie kommst du darauf? Nein, er ist Gründungsmitglied. Seit zwanzig Jahren arbeitet er ehrenamtlich in

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