Loge der Lust
glaube, die Verdächtige hat den Grafen absichtlich in eine Falle gelockt.“
Ungeduldig klopfte Joshua mit dem Kugelschreiber auf das Notizbuch. „Dann hätte sie ihn von einem Komplizen überfallen lassen.“
„Ich meinte eher eine Verführungsfalle“, erklärte sie schmunzelnd. „Männer machen so etwas mit Gewalt, Frauen dagegen setzen sanfte Waffen ein. Die Lady weiß als Prostituierte, wie man den Körper einsetzt, um das zu kriegen, was man haben will. Für mich sieht es so aus, als hätte sie bei der Verkostung des Desserts gemerkt, dass der Earl an ihr interessiert ist. Sie hat sich auf die Lauer gelegt und zugeschlagen, als sich ihr die Chance bot.“
„Und William Sore?“
„Hat damit rein gar nichts zu tun.“
Joshua knabberte grübelnd am Kuli und sagte schließlich: „Aber die Dame mit der pinkfarbenen Perücke konnte nicht wissen, dass Woodridge in den Garten geht.“
„Möglicherweise hat sie bei Sore das Geld kassiert, während der Earl seinen Portwein trank, und hat dann gesehen, wie er hinausging.“
„Zu viel Spekulation“, bemerkte er grinsend und revanchierte sich für ihre kesse Bemerkung kurz zuvor.
Teena knuffte ihn in die Seite. „Das mag sein, aber die Lady war ja auch so ausgekocht und hat ihn an der Penisspitze gefesselt, um ihn zu bestehlen. Nur wenige Schritte vom Haus entfernt. Trotz Dunkelheit hätte man sie erwischen können. Sie ist kein Mauerblümchen, das im Affekt eine Dummheit begangen hat.“
„Wahrlich nicht!“ Er lachte. „Du hast vielleicht recht.“
Teena blinzelte neckisch. „Aber nur vielleicht.“
„Bei einem neuen Fall gibt es immer viele Mutmaßungen. Jetzt heißt es, Fakten zu ermitteln.“
„Die Lady in Pink ist abgebrüht!“ Mit einem kräftigen Schluck trank sie die Flasche Cola leer und entsorgte sie im Papierkorb. „Vielleicht kam sie sogar ins Haus, um irgendeinen Kerl auszunehmen, und der Earl ist ihr zufällig ins Netz gegangen. Mich wundert das ehrlich gesagt, wo er doch so erhaben wirkt. Er tut, als würde er über den Dingen stehen, und lässt sich auf einmal erschreckend leicht um den Finger wickeln.“
„Die Lady ist ein Profi, vergiss das nicht.“
„Und er nur ein Mann.“ Sie konnte sich die Anspielung nicht verkneifen.
„Nicht alle Kerle sind so“, wehrte Joshua ab und versuchte, cool auszusehen, strafte sich jedoch selber Lügen, indem er auf Teenas bestrumpfte Beine schielte.
Das Spitzenband lugte halb unter dem Rock hervor. Obwohl es verführerisch aussah und Teena Joshs Blick durchaus genoss, zog sie das Strumpfband ein Stück höher. „Wir müssen William Sores Aussage aufnehmen und mit der des Earls vergleichen.“
„Traust du ihm nicht?“, feixte er. „Er hat dich ja ganz schön ins Visier genommen.“
Teena dachte an die Anspielung mit dem roten Schamhaar und spürte, wie ihr schon wieder Hitze in die Wangen steig. „Lass uns zurückgehen. Ich muss aus der Sonne raus. Es wird immer heißer.“
Joshua steckte Moleskin und Kugelschreiber ein und ließ es sich nicht nehmen, für beide zu zahlen.
Sollte das ihre kleine, private Willkommensfeier gewesen sein? Von den anderen war wohl kaum etwas in der Art zu erwarten. „Herzlichen Dank für die Einladung.“
„Du kannst mir das Geld auf dem Revier wiedergeben“, antwortete er trocken.
Konsterniert guckte sie ihn an. Er hatte sie also gar nicht einladen wollen.
Plötzlich lachte er gellend auf. Die Hauswände warfen sein Gelächter zurück. Passanten starrten verwundert herüber, und der alte Connerly kam aus seinem Laden, um zu sehen, was los war. Tränen liefen über Joshs Wangen. Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, nahm er die Brille ab und holte ein Stofftaschentuch aus der Hosentasche. Er wischte das Gesicht trocken und polierte die Brillengläser.
„Tut mir leid.“ Er rang noch immer nach Atem. „Du lässt dich leicht aufs Glatteis führen, und ich konnte nicht widerstehen. Natürlich bist du eingeladen.“
Teena rümpfte die Nase. „Du hast einen komischen Humor.“ Aber sie lächelte schon wieder.
Da keine Autos kamen, schlenderten sie auf der Straße nebeneinander in Richtung Bezirkshaus.
„Fährst du direkt zu Mister Sore, nachdem du in der Bar warst?“, fragte sie neugierig. Zu gerne wäre sie bei den Ermittlungen dabei.
„Matthew wird Sore befragen, das hast du doch gehört.“
„Aber du bist doch sowieso unterwegs“, wandte sie ein, „und der Polizeichef hat bestimmt anderes zu tun.“
„Du meinst
Weitere Kostenlose Bücher