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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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Schrank hervor und war wie vom Blitz getroffen, als sie außer ihrem sexy Spiegelbild auch noch die Perücke erblickte. Sie lag einen Schritt entfernt auf einem Beistelltisch, gleich neben der brennenden Kerze. Als Teena nach der Perücke griff, zitterten ihre Hände. Im Spiegel betrachtete sie die hohen Absätze, die ihre Beine länger erschienen ließen und eine gerade Haltung erzwangen, sah die Spitzenbänder, die schon wieder unter dem Lederrock hervorschauten, und das enge schwarze Shirt. In diesem Moment ähnelte sie der Beschuldigten ungemein – bis auf die Perücke. Mit den Fingern strich sie durch das falsche Haar. War es die Perücke gewesen, die Ethan Woodridge angetörnt hatte? Oder das aggressiv-erotische Verhalten der Lady in Pink?
    Teena drehte sich und musterte ihre Figur im Spiegel. In dem neuen Outfit wirkten ihre Hüften nicht länger unansehnlich dürr, sondern schlank und aufreizend. Zu gerne hätte sie üppige Brüste gehabt! Vielleicht hätte sie sich dann noch weiblicher gefühlt. Immerhin kamen ihre wenigen Rundungen durch die enge Kleidung zur Geltung. Das erste Mal seit Langem versteckte sie sich nicht unter weiten Jeans und Shirts.
    Mit welchen verführerischen Bewegungen hatte die Prostituierte den Earl of Cunninghall um den Verstand gebracht, sodass er seine Erhabenheit vergessen und in ihre Falle tappen konnte? Teena rekelte sich vor dem Spiegel, indem sie den Rücken durchbog und die Arme nach oben streckte. Einige pinkfarbene Haarsträhnen fielen ihr ins Gesicht, weil sie die Perücke immer noch in der Hand hielt. Als wäre sie eine andere, setzte Teena sie auf.
    „Bist du von allen guten Geistern verlassen?“, fragte sie ihr Spiegelbild und wusste, dass das falsch war, was sie tat. Sie hatte keine Zeit für Spielchen und vernichtete unter Umständen Beweise. Aber sie sah der Frau in dieser Nacht so verdammt ähnlich und wünschte sich schmerzlich, sie wäre ebenso selbstsicher. Könnte sie den Earl of Cunninghall in diesem Outfit um den kleinen Finger wickeln? Sie würde es nur zu gerne ausprobieren. Ihr Herz schlug aufgeregt. Der Gedanke verzückte sie.
    In diesem Moment hörte sie Geräusche aus dem Keller dringen. Die Kerzenflamme flackerte. Sollte Teena wirklich nachschauen? Ihre Kühnheit könnte ihr zum Verhängnis werden. Sie war allein, zudem eine zierlich gebaute Frau. Wenngleich sie auf der Polizeischule beim Kampfsporttraining immer sehr gut gewesen war, bildete sie sich nicht ein, dass sie es mit einem bulligen Mann oder einer Handfeuerwaffe würde aufnehmen können. Aber dies war die Chance, ihre Kollegen zu beeindrucken. Sie würde bestimmt keine Akten mehr eingeben müssen und auch nicht mehr als Großstadtgöre bezeichnet werden.
    Entschlossen ging sie zu der offen stehenden Tür. Teena fand sich am Absatz einer Treppe wieder. Diese führte in den Keller hinunter, wo sich offenbar das Lager des Spirituosenladens befand, denn im Schein einer Fackel, die am unteren Ende der Treppe in einer Halterung steckte, konnte sie Weinregale an den Wänden entdecken. Sie tastete nach dem Lichtschalter, aber er funktionierte nicht. Das alte Gewölbe roch muffig. Der Duft von abgestandenem Rotwein lag schwer in der Luft, als wäre vor Kurzem erst eine Flasche zu Bruch gegangen. Die Fenster blieben hier wohl die meiste Zeit verschlossen.
    Vorsichtig schritt Teena die Treppe hinunter. Die Frau war nirgendwo zu sehen. Sie musste sich in einem der Lagerräume befinden, die an einem Gang lagen, der vom Hauptraum abführte. Teenas Zunge klebte am Gaumen. Hallo? Zeigen Sie sich! Ich weiß, dass Sie da sind!, wollte sie rufen, aber sie brachte keinen Ton heraus. Vorsichtig schlich sie an den ersten Lagerraum heran und spähte hinein. Es war viel zu dunkel, um Details zu erkennen. Überall waren Wachsspuren auf dem Boden, als hätten vor Kurzem große Tropfkerzen im Korridor gestanden.
    Teena gruselte es mit einem Mal. Panik breitete sich in ihr aus. Sie entschied sich, umzudrehen. Da legte sich plötzlich eine Hand auf ihren Mund. Ein männlicher Körper presste sich an ihren Rücken. Sein Arm hielt ihre Hüften fest, umspannte sie wie ein Stahlring. Sie schrie, doch der Knebel, seine Hand, erstickte jeden Laut. Mit aller Kraft wehrte sie sich gegen den Angreifer. Sie trat nach ihm, griff nach hinten und versuchte, seine Haare zu fassen, doch sie spürte nur Stoff. Er trug eine Skimaske! Als sie ihm die Maske herunterreißen wollte, drückte er sie gegen eine Wand. Nun war sie gefangen

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