Loge der Lust
aufzulegen. „Ich weiß das alles.“
„Wenn das so ist, weshalb hast du dich dann mit Vor- und Nachnamen gemeldet?“
„Ist dein Telefonat von vorhin schlecht gelaufen, oder warum treibst du die Diskussion auf die Spitze?“, fragte Teena scharf.
Stille.
Sekunden verstrichen, ehe Monica antwortete: „Im Gegenteil! Er hat mich zum Dinner eingeladen. Vielleicht rede ich nur so viel, weil ich nervös bin. Es tut mir leid. Ich wollte dir wirklich nur helfen, dich bei uns einzugewöhnen. So eine Hexe, wie du glaubst, bin ich nämlich gar nicht.“
Teena horchte auf. „Wer?“
„Wie bitte?“
„Wer hat dich eingeladen?“
„Habe ich das gesagt? Wenn ich fahrig bin, plaudere ich offenbar zu viel aus. Nun, Sly Court wird mich heute Abend um acht abholen. Wir haben uns schon ewig lang nicht mehr gesehen.“
„Das freut mich für dich, nein, für euch beide.“ Teena lächelte und war sogar ein wenig neidisch. Ihre Verabredung mit Josh war gründlich schiefgelaufen. In diesem Moment bereute sie, dass sie seinen Vorschlag abgelehnt hatte, in ein anderes Lokal nach Bamburgh zu fahren. Die Nacht mit Rosalin war das Paradies gewesen, aber eher für ihre Lenden als für ihr Herz. „Hast du schon mit ihm telefoniert, als ich eben reingekommen bin?“
Zuerst druckste Monica herum, dann sagte sie: „Ja.“
„Ein intensives, ich meine, ein langes Gespräch.“
„Man hat sich viel zu erzählen nach einer so langen Zeit. Herrje, er ist noch auf der anderen Leitung. Ich verquatsche mich und lasse den armen Mann warten. Dabei wollte er dich unbedingt sprechen, wegen … nun, wegen … der Sache eben.“
„Danke, Monica, für alles. Stell ihn bitte durch.“ Teena nahm Platz. Sie hörte ein Klicken in der Leitung. „Hallo?“
„Sly hier.“ Er nieste zweimal.
„Gesundheit. Teena am Apparat. Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen, Sly“, sagte Teena mit fester Stimme, doch ihre freie Hand griff die Stuhllehne so fest, dass ihre Handknöchel weiß hervortraten. „Gibt es Probleme?“
Er schnäuzte die Nase. „Nein, wieso denken Sie das?“
„Weil Sie anrufen. Ich hatte mit einer Woche Wartezeit gerechnet. Haben Sie noch eine Frage?“
Zuerst hörte sie nur ein Krächzen. Dann räusperte er sich und sprach mit belegter Stimme: „Laboratorien wie das unsere sind durchgängig überlastet. Zu viel Kriminalität, zu viele potenzielle Beweisstücke, zu viele Untersuchungen – dagegen Einsparungen und zu wenig Personal.“
„Und Sie sind auch noch krank. Gehören Sie nicht ins Bett?“, fragte Teena und wunderte sich, dass er abends mit Monica ausgehen wollte. Er musste sie wirklich sehr dringend wiedersehen wollen.
„Sommergrippe. Widerlich! Kam über Nacht.“ Sein Husten ging in ein Röcheln über.
„Typische Rasselgeräusche. Das hört sich nach Bronchitis an“, entgegnete Teena, darum bemüht, ruhiger zu klingen, als sie war. Befürchtete er nicht, die Beweisstücke zu kontaminieren? Sein Pflichtbewusstsein schien sehr groß zu sein. „Lassen Sie sich Zeit …“
Sly unterbrach sie. „Ist die forensische Untersuchung denn nicht dringend? Sie machten den Eindruck, als wäre es sehr eilig.“
„Das ist es auch“, gab sie zu und seufzte. „Aber das sagen bestimmt alle Kollegen zu Ihnen.“
„Es ist ein Kreuz.“ Wieder nieste er, diesmal unglaubliche zehnmal hintereinander.
„Und meine … Sache kam ja dazwischen. Wenn Sie sich erst den Beweisen widmen, die auf normalem Dienstweg eingereicht wurden, kann ich das verstehen.“ Beinahe wäre ihr herausgerutscht, dass er sich lieber etwas schonen solle, um für sein Date mit Monica fit zu sein, aber sie verkniff sich die Bemerkung. In Wahrheit konnte sie ihre Nervosität kaum im Zaum halten.
„Meine Untersuchungen sind abgeschlossen!“
„Wie bitte?“
„Pfefferminztee mit Honig und Zitrone – meine Rettung.“ Sly trank und setzte die Tasse so geräuschvoll auf dem Unterteller ab, dass Teena das Klappern durch die Leitung hörten konnte. „Ich habe die Perücke bis in den späten Abend hinein untersucht und das Labor erst verlassen, als es schon dunkel war, was recht spät ist im Sommer. Aber eigentlich komme ich sonst auch niemals viel früher aus dem Bunker raus.“
„Das war sehr freundlich von Ihnen.“
„Ehrlich gesagt, wollte ich die Perücke schnell wieder loswerden. Ich muss sie die ganze Zeit verstecken. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ein Kollege oder mein Vorgesetzter sie entdeckte. Ich wäre meinen Job
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