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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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Kopf, um daran zu erinnern, dass sie ans Bett gefesselt gewesen war, aber auch um ihren Busen in Szene zu setzen. Sie hatte einen Kuss erwartet oder ein beiläufiges Berühren der Brustwarzen, doch Rosalin rührte sich nicht. „Hast du noch etwas vor?“
    „Willst du reinkommen?“, fragte Roz provozierend.
    Teena befeuchtete ihre Lippen mit der Zungenspitze, hatte aber sofort das Gefühl, dass es aufgesetzt wirkte. Sie war einfach nicht geübt. „Ich wollte anbieten, dir beim Waschen zu helfen.“
    „Was?“ Rosalin prustete.
    „Wir haben die Laken gemeinsam schmutzig gemacht, also waschen wir sie auch gemeinsam, so in der Art“, erklärte Teena und kam sich wenig überzeugend vor.
    „Ich denke nicht …“
    „Ich seh dich im Waschkeller, in zehn Minuten, rein zufällig“, beeilte sie sich zu sagen. Sie zwinkerte und hauchte Roz einen Kuss aufs Ohr. Sie saugte am Ohrläppchen, leckte über die Muschel und knabberte zärtlich am Hals. „Dort waschen alle im Haus ihre schmutzige Wäsche. Jederzeit könnte jemand hereinkommen. Es ist ein dunkler Raum. Ich habe ihn mir kurz angesehen, als ich heute von der Arbeit kam. Es funktioniert nur noch eine einzige Glühbirne. Die anderen sind kaputt.“
    „Letzten Samstag waren sie noch in Ordnung.“
    Teena schmunzelte verwegen. „Seit eben nicht mehr.“
    „Du bist durchtrieben.“
    „Nur eine gute Schülerin, Rosalin.“ Sie drehte sich auf dem Fußballen um und ging mit schwingenden Hüften in ihre Wohnung.
    Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, atmete sie auf. Sehr geschickt hatte sie sich nicht angestellt, aber ihr Plan schien zu funktionieren, zumindest bis jetzt. Sie lockte die Maus mit Speck. Nun musste sie nur noch warten, bis Rosalin in den Keller ging. Das dauerte jedoch länger, als sie gedacht hatte. Nach fünfzehn Minuten bangen Wartens und Horchens befürchtete sie schon, dass Rosalin ihre Einladung ausschlagen würde. Doch dann hörte Teena, wie ihre Nachbarin die Tür zuzog und die Treppe hinunterging. Roz musste Schuhe mit Holzsohlen tragen, denn das Klacken auf den Fliesen schallte durchs ganze Treppenhaus. Wie dünn und hellhörig die Wände doch waren! Hoffentlich hatten die anderen Hausbewohner Teenas Stöhnen in der letzten Nacht nicht vernommen. Es lag aber durchaus im Bereich des Möglichen.
    Jetzt musste sich Teena beeilen.
    Sie erinnerte sich sehr gut an das Gespräch, das sie geführt hatten, als sie Rosalins Appartement das erste Mal betreten hatte.
    „ Deine Wohnung ist viel schöner.“
    „Dafür schließt die Balkontür nicht mehr. Die Desmonds wollen sie schon seit Monaten reparieren lassen.“
    So unaufmerksam bin ich wohl doch nicht, dachte Teena stolz und hastete, bewaffnet mit einem Klarsichtbeutel, auf ihren Balkon. Es gibt also noch Hoffnung für mich als Polizistin.
    Nur dass Polizisten nicht ohne Durchsuchungsbefehl oder Sondergenehmigung in fremde Wohnungen einbrachen.
    Aber Teena wischte alle Zweifel beiseite, auch die Möglichkeit, dass die Hauseigentümer das Schloss längst repariert haben konnten. Sie schaute sich kurz um. Es schien keine Zuschauer zu geben. Hoffentlich stand nicht jemand hinter einer Gardine, beobachtete die vermeintliche Einbrecherin und rief auf dem Revier an. Nicht auszudenken, wenn Lewis Poth, der ja Spätdienst hatte, in der Shell Road aufkreuzen würde.
    Mit beiden Händen hielt sich Teena an der verrosteten Trennwand fest und stieg auf die Balustrade. Sie vermied es, in die Tiefe zu schauen, musste infolgedessen aber auch ihre Füße blind zwischen die Gitter setzen. Sie hangelte sich auf Rosalins Seite hinüber. Glücklich darüber, auf der Polizeischule sportlich gedrillt worden zu sein, atmete sie durch. Ihre Beine zitterten vor Aufregung. Bevor sie nach Gardenrye umgezogen war, hatte sie nie etwas Unrechtes getan. Dieses Städtchen veränderte sie offenbar.
    Die Neugier trieb Teena voran. Außerdem durfte sie Rosalin im Waschkeller nicht zu lange warten lassen, damit sie nicht misstrauisch wurde. Sie näherte sich der Balkontür. Obwohl es nicht notwendig war, stand sie geduckt. Sie prüfte noch einmal durch einen Blick ins Innere des Appartements, ob es auch wirklich leer war. Dann zog sie vorsichtig an der Tür.
    Nichts. Sie ging nicht auf.
    „Mist“, stieß Teena aus. „Was nun?“
    Das durfte nicht wahr sein. Es wäre doch ein zu dummer Zufall, wenn die Hauseigentümer ausgerechnet in den letzten Tagen einen Handwerker hatten kommen lassen. Teena wollte sich ihre Niederlage

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