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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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los! Wissen Sie, wie schwer es ist, etwas heimlich zu untersuchen, wo man doch nie allein ist?“
    „Es tut mir aufrichtig leid, Sie in diese Situation gebracht zu haben.“
    „Ich hätte ja ablehnen können“, krächzte er und hustete. „Vielleicht hätte ich das tatsächlich tun sollen, denn gefunden habe ich nichts.“
    Teena duchfuhr es wie ein Blitz. Einen Moment lang schloss sie die Augen. Enttäuschung wechselte mit Hoffnungslosigkeit ab. Sie hatte Mist gebaut und noch dazu Monica und Sly mit hineingezogen – umsonst. Weshalb hatte sie die Perücke nicht einfach weggeworfen? Oder sie verbrannt, damit man sie nicht zufällig finden und Teenas Haare entdecken konnte? Aber das würde sie noch tun können. In Gedanken sah sie sich mit der Perücke aus dem Labor in Newcastle kommen, danach aufs Land fahren und ein Feuer machen, um das falsche Haar vollständig in Flammen aufgehen zu lassen.
    Sie erschrak, als Sly weitersprach: „Nichts gefunden ist falsch ausgedrückt. Die Grippeviren scheinen mein Gehirn zu zerfressen. Was ich sagen wollte, ist, dass ich keine Hinweise gefunden habe, die den Fall auf eindeutige Weise erhellen würden.“
    „Was genau haben Sie denn entdeckt?“
    „Einige braune Haare. Ich habe die DNS extrahiert und mit der Datenbank der Polizei abgeglichen. Keine Übereinstimmung. Zu wem auch immer diese Haare gehören, er oder sie ist bisher nicht registriert. Gut für die Person – schlecht für uns.“
    Teena seufzte. „Waren die Haare gefärbt?“
    „Natur.“
    „Wäre auch zu schön gewesen, einen neuen Anhaltspunkt zu erhalten, wie zum Beispiel den Namen eines Färbemittels.“
    „Sogar einen Fingerabdruck habe ich aufgespürt.“
    „Ja?“, schrie Teena etwas zu laut in den Hörer. „Warum sagen Sie das nicht sofort? Entschuldigung, ich wollte nicht unverschämt …“
    „Es ist nur ein Teilfingerabdruck. Er befindet sich auf der Innenseite der Perücke am eingenähten Stirnband.“
    Teena lauschte, während Sly am Tee nippte. Was hätte sie in diesem Augenblick für eine Tasse Gunpowder gegeben! Stattdessen griff sie nach dem Kaffee, roch daran und stellte ihn wieder ab. „Wie ich mein Glück kenne, hat der Abgleich mit der Datenbank nichts erbracht.“
    „Der Abdruck passt zu keiner Person in der Datenbank.“
    Sie raufte sich die Haare. „Folglich habe ich nichts. Keine verwertbaren Hinweise.“
    „Ich würde es als persönliche Niederlage ansehen, wenn ich nichts Brauchbares gefunden hätte.“
    Teena horchte auf. „Soll das heißen …?“
    „Man findet immer etwas. Sie können dem Anhaltspunkt nachgehen, aber ob er Ihnen weiterhilft, kann ich nicht versprechen. Er scheint mir sowieso etwas vage zu sein.“
    „Bitte, nun sagen Sie doch schon, Sly“, bettelte Teena ungeduldig.
    „Die Perücke wurde gewaschen.“
    Teena setzte sich besenstielgerade auf. „Und ich ahne, dass Sie mir sagen können, mit welchem Shampoo.“
    „Natürlich.“ Er lachte und bekam einen Hustenanfall. Nachdem er sich beruhigt hatte, fuhr er fort: „Das Haarwaschmittel heißt „Silk Deluxe“. Ich kann Ihnen sogar die Duftnote verraten.“
    Er wartete, damit Teena ihm Anerkennung zollen konnte, doch sie brachte keinen Ton heraus. Ein dicker Kloß verschloss ihren Hals. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie erinnerte sich an Silk Deluxe, sehr gut sogar. Sie selbst hatte sich den roten Schopf damit gewaschen und war begeistert gewesen, wie samtweich ihre Haare anschließend gewesen waren, sie hatte den dezenten Duft geliebt. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und sie betete, dass er nicht sagen würde …
    „Magnolia“, sprach Sly triumphierend. „Eine außergewöhnliche Note.“
    Teena sackte zusammen. Wie ein Häufchen Elend saß sie im Bürostuhl und glaubte zu träumen. Sie lehnte den Hinterkopf an die Rückenstütze des Stuhls. Bestürzt schloss sie die Augen.
    „Sind Sie noch dran, Teena?“, fragte Sly schniefend.
    Mühsam brachte sie ein „Ja“ heraus.
    „Helfen Ihnen Name und Duftnote des Shampoos denn weiter?“
    Sie war bemüht, sich zusammenzureißen. „Möglicherweise schon.“
    „Es sind die einzigen brauchbaren Indizien, die Sie haben. Sie sollten ihnen ernsthaft nachgehen. Vielleicht kann man Silk Deluxe nur in einem einzigen Geschäft in der Umgebung kaufen. Oder …“
    Sie fiel ihm ins Wort und sagte tonlos. „Ich habe solch ein Shampoo schon einmal gesehen.“
    „Die gleiche Duftnote?“
    „Ja“, antwortete sie und fügte in Gedanken ein „Leider“ an.

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