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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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Abstand von Rosalin, deren Stärke sie zuweilen einschüchterte.
    Der Wecker klingelte um acht Uhr, und Teena fühlte sich gerädert. Das Ale, Joshuas Werben, Rosalins Drink und schließlich die ausschweifende Nacht hatten sie ausgelaugt. Sie nahm eine lange, kalte Dusche, um einigermaßen wach zu werden, und fuhr auf die Bezirksdienststelle, ohne zu frühstücken oder sich auch nur ein Mineralwasser mitzunehmen. Sie konnte kaum aus den Augen sehen. Alles tat ihr weh, sogar ihre Scham. Konnte es sein, dass ihre Scheide Muskelkater hatte?
    Mit einem verklärten Grienen auf den Lippen betrat sie das Polizeirevier.
    Monica telefonierte und schaute ungläubig auf ihre Armbanduhr.
    Jeden Morgen das gleiche Ritual, dachte Teena spöttisch und sprach leise: „Zehn Minuten zu früh. Damit hole ich meine versäumte Zeit wieder rein.“
    Sie nahm einen Kaffee und wunderte sich über Monicas jugendliches Aussehen an diesem Tag. Die „gute Seele“ trug ihre platinblonden Haare offen. Nur einige Strähnen waren hinter dem Kopf mit einer perlmuttfarbenen Spange zusammengebunden. So musste Monica als Twen ausgesehen haben. Teena bemerkte Perlenohrringe und eine passende Halskette, wahrscheinlich Monicas „Sonntagsschmuck“, den sie nur zu besonderen Anlässen anlegte. Ihr Cardigan besaß das gleiche frische Mintgrün wie ihre Seidenbluse. Monica sah viel lebendiger aus. Selbst ihr Lächeln hatte heute einen jugendlichen Charme.
    Monica räusperte sich und wandte sich zu Teena um, die noch immer hinter ihrem Rücken an der Kaffeemaschine stand. Mit gepresster Stimme flüsterte sie: „Ich telefoniere, falls du das nicht bemerkt hast“, und deutete mit einer großen Geste auf den Hörer in ihrer Hand.
    Teena kam sich begriffsstutzig vor. Natürlich! Die Empfangssekretärin musste mit einem Verehrer telefonieren. Erst jetzt nahm Teena die geröteten Wangen wahr. Es lag sogar Verwundbarkeit in Monicas Blick, ein dezentes Flehen. Daher nickte Teena entschuldigend und eilte davon. Kaffee schwappte über den Rand ihrer Tasse und tropfte auf den Boden. Sie stieg darüber hinweg. Bloß nicht anhalten und Monica in eine peinliche Situation bringen. Das Gefühl kannte sie selbst nur allzu gut. Außerdem gönnte sie ihr gern ein wenig Freude. Vielleicht war Monica ja deshalb immer so biestig, weil sie privat nicht viel Spaß hatte. Was wusste Teena schon! Mit einem Mal hatte sie das Bedürfnis, mehr über Monica zu erfahren, sie näher kennenzulernen. Möglicherweise könnten sie sogar Freundinnen werden.
    Unweigerlich dachte sie an Rosalin. Was war Roz – Nachbarin, Busenfreundin, Bettgespielin, Geliebte? Teena mochte nicht so weit gehen und sie als Vertraute bezeichnen, denn das war sie nicht. Rosalin machte sich nicht die Mühe, auf Teena einzugehen, sondern setzte sie gewissen Reizen aus und testete ihre Reaktion. Teena hatte nicht einmal das Gefühl, Roz wirklich zu kennen. Das Rasseweib schottete ihre eigenen Gefühle sehr gut ab, während sie die aufreibendsten Emotionen aus Teena herauskitzelte. Dennoch stand Roz ihr nah. Teena hatte sie näher an sich herangelassen als jeden anderen, den sie bisher in Gardenrye kennengelernt hatte. Ohne Roz würde Teena es in dem Küstenstädtchen vermutlich nicht aushalten.
    Himmel, diese Frau bringt mich dazu, ständig an sie zu denken, frotzelte sie in Gedanken und trat versehentlich so stark mit dem Fuß gegen die Tür von Joshuas Büro, dass diese schwungvoll aufflog und gegen den Aktenschrank knallte, der hinter der Tür stand. Glücklicherweise ging sie nicht zu Bruch. Es splitterte nicht einmal Holz ab. Nur Teenas Herz blieb beinah stehen. Auch weil sie Josh am Schreibtisch sitzen sah. Wie am Tag ihres Kennenlernens hatte er die Haare mit sehr viel Gel nach hinten gekämmt. Das orange-braune Hemd ließ ihn auch nicht fröhlicher erscheinen. Er machte eine Miene wie zehn Tage Regenwetter, schaute nur kurz auf und tippte dann weiter. Kein „Guten Morgen“. Kein „Bist du gut nach Hause gekommen?“ Draußen schien die Sonne, doch im Büro herrschte eine Kälte, die Teena erschaudern ließ.
    Sie schluckte den Kloß hinunter, der plötzlich in ihrem Hals steckte. Und da Josh nichts sagte, tat sie es: „Guten Morgen.“
    „Morgen.“ Die Antwort war mehr ein Murren als ein Gruß.
    „Bist du gut nach Hause gekommen?“ Da er nicht sofort reagierte, fügte sie hinzu: „Ich meine nur, weil du einige Gläser Ale getrunken hattest.“
    „Das kannst du gar nicht wissen.“
    Teena biss die

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