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Lohn der Angst

Lohn der Angst

Titel: Lohn der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Arnaud
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Motor nicht abzudrosseln. Der Truck rollt an, als glitte er über Butter. Die Männer oben warten auf den ersten falschen Griff, auf einen Stoß, der den da vorne ausschaltet. Einem plötzlichen Einfall folgend, schlägt der ungeduldige Johnny mit der flachen Hand auf das Dach des Führerhauses. Das ist in ganz Lateinamerika das Zeichen, mit dem die Leute, die auf den Trucks mitfahren, den Chauffeur auffordern anzuhalten.
    Das hat Erfolg. Der Wagen bremst, zwei Tonnen Eisen stehen. Die Männer oben sind gegen das Führerhaus geschleudert worden. Die Stimme des Iren wird vernehmbar.
    »Well, Pilot. Hätten Sie die wirkliche Ladung droben gehabt, wären Sie jetzt tot. Sie können aussteigen.«
    Der Franzose schlägt die Tür zu. Mit großen Schritten entfernt er sich in Richtung Stadt. Saubande, Saubande! Er dreht sich um, um es ihnen zuzuschreien:
    »Saubande!«
    »Brich dir nur nichts ab!« antworten die andern.
    Zwei Stunden vergehen, bis alle durch sind.
    Die, die einen schweren Bock geschossen haben, gehen einer nach dem andern fort. Einige warten auf einen Leidensgenossen, damit sie den Rückweg nicht allein machen müssen. Keiner von diesen bleibt bis zum Schluß. Wogegen die, die so ungefähr bestanden haben, wieder auf den Wagen steigen, um das Endergebnis abzuwarten. Sie bezähmen nur schlecht ihre Ungeduld. Der Mann der Crude ist eisern, er sagt kein Wort. Es sind sieben, die einige Hoffnung haben: Gérard, Luigi, Lewis, Johnny, Juan Bimba, Joseph und, aus Gründen, die nur ihm allein bekannt sind, Bernardo. Abscheulich, wie schofel die Kerls gegeneinander sind. Johnnys Trick hat Schule gemacht. Auch Cacahuete hat brüsk gebremst, zu brüsk, weil eine weiße Jacke plötzlich vor seinen Augen im Gleitflug niederging. Darauf war er nicht gefaßt. In solchen Fällen greift O’Brien nicht ein: diese gemeinen Ränke erleichtern seine Aufgabe, die Reflexbewegung der Männer zu prüfen.
    Johnny und Gérard machen gemeinsame Sache. Während der eine an der Reihe ist, gibt der andere acht, daß alle schlechten Witze unterbleiben. Der einzige, der den Mut hätte, etwas gegen die beiden zu unternehmen, ist Joseph. Aber er mischt sich da nicht ein. Wie Gérard, der nur Johnny volle Freiheit läßt, scheint er diese kleinen Tricks schmutzig zu finden. Vielleicht ist er auch ganz einfach seiner selbst sicher.
    O’B ist nicht verrückt. Er weiß sehr wohl, was passieren wird, wenn er die Ergebnisse bekanntgibt. Daher ist er entschlossen, das erst im Lager zu tun. Die Rückfahrt ist düster. Die Nerven der Männer sind zum Zerreißen gespannt. Der Wachtposten der Policia tut gut daran, den Wagen nicht anzuhalten. Dieses Mal hätte es ihm schlecht bekommen können.
     
     
    Ganz am Ende des Lagers, neben den Reparaturwerkstätten, waren einige Männer mit den beiden Trucks beschäftigt, die O’Brien am Vormittag persönlich ausgesucht hatte.
    Es waren ganz gewöhnliche Lastkraftwagen. Das Volumen der Tankwagen wäre zu groß gewesen; in einem 3-Tonnen-Behälter hätten die vierhundert Liter Nitroglyzerin zuviel Spielraum gehabt. Man war deshalb auf eine etwas ungewöhnliche Lösung verfallen, die aber wahrscheinlich die richtige war: auf Tragbahren von anderthalb Meter Länge und fünfzig Zentimeter Breite lagen Fässer mit dem Spundloch nach oben. Sie waren auf den Gestellen mit großer Umsicht festgemacht worden. Keile und eine Schicht von Balata-Abfällen * sorgten dafür, daß ein Rutschen der Fässer unmöglich war. Die beiden Ladeflächen der Wagen waren mit mehreren Schichten von Rohbaumwolle bedeckt, die nach oben zu lockerer wurden.
    Die Fässer – zwei je Wagen für die erste Fahrt, eins je Wagen für die zweite –, die Fässer sollten im Vorratslager gefüllt und erst dann mit ihren Gestellen auf die Wagen gehoben werden.
    Die Mechaniker waren dabei, den Druck der Flüssigkeit in den hydraulischen Stoßdämpfern zu kontrollieren. Man hatte sie in aller Eile montiert, um die Wagen besser abzufedern.
    Die Federung war der dunkle Punkt: man hätte Schweizer Raquettes * * haben müssen, die allein eine fast vollkommene Isolierung des Wagenaufbaus vom Chassis gewährleistet hätten, aber die gab es hier nicht. Selbst in den Staaten sind sie bei den größten Spezialfirmen nicht immer auf Lager.
    O’B wollte sich von dem Fortgang der Arbeiten selbst überzeugen, bevor er in seinem Büro die Namen der Auserwählten bekanntgab.
    Mit der Flasche Whisky auf dem Tisch können sie gut noch fünf Minuten warten, dachte

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