Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lohn der Angst

Lohn der Angst

Titel: Lohn der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Arnaud
Vom Netzwerk:
er.
    »Und wie steht es mit dem Gewicht?« fragte er den Obermechaniker.
    Dieser lag unter einem der Wagen. Mit einem Schwung zog er sich ans Tageslicht. Er war in Schweiß gebadet. Er fuhr sich über die Stirn, damit ihm der Schweiß nicht in die Augen lief; dabei malte er breite Ölstreifen auf sein Gesicht. Trockene Erde war vom Chassis gefallen, während er, den Blick nach oben, mit seinem Schraubenschlüssel arbeitete. Seine Haare waren voll davon, sein Mund auch. Er spuckte aus und antwortete:
    »Das macht mir am meisten Sorge, Boß. Die ideale Belastung wären zwei Tonnen. Wenn er weniger hat, stößt er bei jedem Loch.«
    »Dann muß Ballast drauf.«
    »Das wird viel Zeit kosten, wir haben schon das ganze Baumwollpolster ausgelegt.«
    »Ganz gleich. Nehmen Sie sich mehr Leute. Die Ladung muß um halb acht Uhr rollen. Und die Burschen haben ein Recht darauf, daß die Fahrzeuge so gut in Schuß sind, wie es eben möglich ist. Außerdem haben Sie noch reichlich Zeit bis dahin.«
     
     
    In dem Bungalow der Direktion wurde den Männern die Zeit lang. Mit Ausnahme von Joseph, Gérard und Luigi durchmaßen sie den Raum mit nervösen Schritten. Für sieben Mann hatte die eine Flasche Whisky nicht lange gereicht. Und O’B, der alte Fuchs, hatte Anweisung gegeben, ihnen danach nur Fruchtsäfte zu servieren. Er würde gleich zwei oder drei bitter enttäuschen müssen; es war besser, sie waren nüchtern.
    »Wo steckt er bloß, der gottverdammte Yank!« seufzte Joseph.
    »Wollt ihr mir nicht Sagen, wie ich gefahren bin?« bat Bernardo. »Ich kann das selbst so schlecht beurteilen.«
    »So miserabel wie möglich. Laß uns in Ruh!«
    Lewis sagte das. Er ließ seine schlechte Laune an dem Jungen aus, auf den er wegen seines mädchenhaften Gesichts eifersüchtig war, und tat dabei seiner Bosheit keinen Zwang an.
    »Du bildest dir wohl ein, du hast Aussichten, daß man dich nimmt? Dann den Tausender eingesteckt und adiós, geliebte Freunde. Und die Geliebten können hier ruhig weiterschmoren. Nein, mein Herzchen, so einfach ist das nicht; die andern haben vielleicht Mitleid mit dir, ich nicht. Die Chancen sind für Männer da und nicht für Knaben. Oh, ich weiß, du willst jetzt sagen: ich laß mich... Das, mein Kleiner, ist meine Sache. Ich kann mir das leisten, ich hab Charakter. Und wenn einer von uns beiden krepieren muß, dann du, nicht ich.«
    »Schluß jetzt, halt den Schnabel!« sagte Gérard angewidert. »Wir wissen, du bist ein Kerl und obendrein ein Eisenfresser. Komisch bei dir. Immerhin, jetzt langt’s.«
     
     
    O’Brien sah, wie ein Elektriker eine rote Lampe auf dem Dach des Führerhauses montierte. Die Vorschriften der Crude sahen ein ganzes Signalsystem für die Trucks vor, die Sprengstoffe geladen hatten. Neben dem Mann, der mit seinen Drähten beschäftigt war, spritzte der Maler die Karosserie mit einer grellroten Farbe.
    »He, paß auf!« rief der Elektriker. »Mich brauchst du nicht rot anzustreichen.«
    »Beeilt euch«, knurrte O’Brien. »Martin! He! Martin, sehen Sie auch die Kupplung nach.«
     
     
    Als er sein Büro betrat, wandten sich alle Blicke ihm zu. Er erinnerte sich plötzlich an seine eigene Jugend. Mit eiligen Schritten ging er auf den Schreibtisch zu. Er zog einen Stoß Papiere aus der Tasche, blätterte einen Augenblick darin und fand dann, was er suchte. Gérard brach das Schweigen.
    »Kommt dir das nicht bekannt vor, Johnny?«
    »Wieso?«
    »Dein erstes Todesurteil, zum Beispiel...?«
    Der Rumäne zuckte die Achseln. O’Brien räusperte sich. »Juan Bimba, wer ist das?«
    Der Spanier sprang auf, sah zu dem Schreibtisch hinüber. Er stotterte, als er antwortete:
    »Hier... hier. Warum?«
    Er hatte das herausgebrüllt. Wie im Zorn. Rief der alte Gauner zuerst die auf, die er fortschicken wollte, oder die, die angenommen waren? O’Brien fuhr fort:
    »Sie sind engagiert. Luigi Stornatori?«
    Luigi trat seinerseits vor. Ruhig. Er wußte, daß der Yankee die aufrufen würde, die angenommen waren.
    »Johnny Mihalescu!«
    Noch einer wußte, woran er war. Unter den vier Letzten, Gérard, Joseph, Lewis und Bernardo, würden drei Verlierer sein. Sie sahen einander an. Der Haß stand ihnen auf dem Gesicht geschrieben.
    »Gérard Stürmer!« rief O’Brien.
    So. Aus war’s. Josephs Gesicht schien zu einem Marmorblock erstarrt. Lewis fluchte mit seinem bekannten Oxfordakzent.
    »Und ich?« schluchzte Bernardo los. »Und ich? Sie haben mich vergessen, Sir. Ich bin engagiert? Nicht wahr,

Weitere Kostenlose Bücher