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Lohn der Angst

Lohn der Angst

Titel: Lohn der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Arnaud
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mit gleicher Bewegung vor. Der Alte neigte das Glas. Die Flüssigkeit berührte den Rand, einige Tropfen flossen über. In dem Augenblick, in dem sie auf den Fußboden auftrafen, knallte es scharf. Eine Staubwolke stieg hoch.
    »Das haut hin«, sagte einer der Männer voll Bewunderung.
    »Und dabei ist das hier bedeutungslos«, stellte O’B fest, »aber wenn euch das mit zwei- oder dreihundert Kilo am Hintern passiert, könnt ihr sicher sein, daß euch nichts mehr weh tut.«
    Die Männer lachten. Oft ist diese Art Heiterkeit ein Zeichen von Servilität. Hier drückte sie gute Laune unter rauhen Männern aus, die zufrieden sind, daß sie einen ihresgleichen gefunden haben.
    »That’s it«, nahm der Boß seine Rede wieder auf. »Wir können nur eine einzige Vorsichtsmaßregel treffen: die Behälter bis an den Rand füllen, damit das Zeug nicht hin und her schwappt. Wenn ihr dann ganz vorsichtig auf den Hebel drückt, wie bei einer Neuvermählten; wenn ihr jeden Zoll des Terrains gründlich untersucht, bevor ihr eure Räder drüberrollen laßt; wenn ihr ständig die Temperatur der Ladung überwacht und außerdem Glück habt, werdet ihr, wie ich hoffe, heil ankommen. Ich weiß, das alles kann die meisten von euch nicht erschüttern. Wer jedoch nach dem, was ich hier gesagt habe, dieses Risiko nicht auf sich nehmen will, der mag jetzt gehen.«
    Seine Zigarre war zu Ende. Er ließ absichtlich einige Augenblicke verstreichen, dann zündete er sich langsam eine neue an. Dabei tat er so, als sehe er die Tramps nicht an.
    Viele warteten ganz einfach auf die Fortsetzung der Rede. Aber im Hintergrund sonderte sich die Partei der Besiegten ab.
    Sechs Männer verließen den Raum. Unter ihnen Steewes, der noch vorhin im Corsario das große Wort bei der Ausrüstung des Schoners geführt hatte.
    »Mit meinem Schoner werden Sie nicht segeln, Herr Sprüchemacher«, rief ihm Gérard spöttisch nach.
    »Immer noch besser, als überhaupt nie mehr zu segeln«, antwortete der andere achselzuckend.
    »Ihr werdet euch jetzt zuerst einer Prüfung unterziehen müssen«, nahm O’B seine Rede wieder auf. »Wir haben nur vier Stellen zu vergeben und können nur erstklassige Kerle brauchen, wirklich ausgezeichnete Chauffeure. Wir setzen mit jedem Track fünftausend Dollar aufs Spiel. Und es ist ja auch in eurem eigenen Interesse, wenn wir nur die besten Fahrer nehmen. Ein Wort zum Schluß: Wir zahlen gut, tausend Dollar für die Strecke von fünfhundert Kilometern; ihr kommt zwölf Stunden später leer zurück. Ich denke, dieser Tarif zeigt, daß euch keine Vergnügungsfahrt bevorsteht.«
    Er schritt langsam durch die Reihen der Todeskandidaten und verließ das Zimmer. Sie folgten ihm. Vor der Tür stand ein Truck. Ein gewöhnlicher Truck, aber das gleiche Modell wie das, welches zum Transport des Sprengstoffes dienen sollte.
    »Alle hinten rauf«, sagte der Ire.
    Er selbst setzte sich ans Steuer, um seine Burschen aus der Stadt zu fahren. Als sie an der Policia vorbeikamen, gab der Wachtposten, neugierig geworden, das Zeichen zum Halten. Er sah aus wie ein Geier. O’Brien bremste, hielt. Der Posten trat an den Wagen heran und grüßte.
    »Wohin fahren diese Herren?« fragte er den Amerikaner.
    »Wohin es mir beliebt«, antwortete dieser mit größter Liebenswürdigkeit.
    Und gab Gas. Der Posten setzte zu einem schüchternen Protest an, aber seine Stimme ging in den Rufen der Tramps unter, die ihn in seiner eigenen Sprache beschimpften:
    »No joda! Carajo! Que pagas, maricón?«
    Als die Stadt hinter ihnen lag, fuhr der Boß den Truck auf ein freies Feld und hielt. Er zog eine Liste aus der Tasche, steckte sich einen Bleistift hinters Ohr und rief:
    »Pilot!«
    Ein Mann sprang über die linke Bordwand.
    »Hier.«
    »Nehmen Sie das Steuer, alter Freund. Fahren Sie bis zu dem Kaninchenstall, den Sie dort unten sehen, wenden Sie zwischen den Zäunen und kommen Sie hierher zurück.«
    Pilot setzt sich ans Steuer, rückt sich gut auf dem Sitz zurecht, bewegt den Schalthebel hin und her, um sich zu versichern, daß auch wirklich kein Gang eingeschaltet ist, kuppelt trotzdem aus, um sein Gewissen zu beruhigen, und drückt auf den Starter. O’B nimmt die Zigarre aus dem Mund und sagt:
    »Stellen Sie sich vor, daß Sie jetzt mit einem Faß am Hintern durch die Gegend gondeln, das bei der geringsten Erschütterung in die Luft fliegt. Los!«
    Der Fuß hebt sich auf dem Kupplungspedal.
    Der Franzose gibt ein wenig Gas, nicht zuviel, gerade genug, um den

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