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Lohn des Todes

Titel: Lohn des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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zu haben. Neben mir knisterte das
     Feuer, hin und wieder knackte ein Ast, zersprang. Kleine Funken stoben auf. Martin hatte die Scheibe aus feuerfestem Glas
     vor die Ofentür geschoben. Er hatte die Glasscheibe gekauft, damit ich bei geöffneter Ofentür den tanzenden Lichtschein betrachten
     konnte. Den Ofen hatten wir in einem kleinen Antikladen in Belgien entdeckt und uns in ihn verliebt. Wir ließen den gusseisernen
     Kamin sandstrahlen, so dass die feine Ziselierung wieder deutlich zu Tage trat. Auf den dicken, bunten Kissen vor dem Kamin
     hatte ich am liebsten |31| gesessen. Ich verlor mich in meinen Erinnerungen, hörte das Gespräch nur am Rande. Das Klingeln des Pizzadienstes riss mich
     aus meinen Gedanken. Plötzlich merkte ich, wie hungrig ich war.
    Gegen zehn waren sie mit ihren Überlegungen immer noch nicht weitergekommen. Ich brachte die Teller und das Besteck in die
     Küche, schaute mich nachdenklich um. Die Küche war einfach, aber zweckmäßig, die weißen Schränke schlicht. Nur der sechsflammige
     Gasherd und der Dampfgarer zeugten von meiner Leidenschaft zu kochen. Auch das hatte ich viel zu lange vernachlässigt.
    Charlie sah mich erwartungsvoll an, die Ohren gespitzt. Er wollte raus. Schritt für Schritt, dachte ich und fühlte in mich
     hinein. War ich bereit dazu, hier nachts mit ihm spazieren zu gehen? Mein Herz schlug heftig, und doch zog ich meine Schuhe
     an, nahm die Jacke von der Garderobe. In diesem Moment öffnete sich die Wohnzimmertür, der Mann vom BKA trat in den Flur.
     Da ich im Dunkeln an der Treppe stand, sah er mich nicht. Er streckte sich, gähnte. Sein Name wollte mir nicht einfallen.
     Dann bewegte Charlie sich.
    »Oh.« Erschrocken sah der Mann mich an, lächelte dann. »Sie wollen mit dem Hund raus?« Er trat zu uns, bückte sich und ließ
     Charlie an seiner Hand schnuppern.
    »Ja.«
    »Darf ich mitkommen? Ein wenig frische Luft würde mir gut tun.«
    »Hier im Ort gibt es nichts zu sehen. Nachts ist es wie ausgestorben.«
    »Wunderbar. Um zehn Uhr abends bin ich nicht auf Sehenswürdigkeiten aus.« Er nahm seine Jacke, folgte mir.
    Robert Kemper, fiel mir ein, hieß er. Schweigend gingen wir über den Hof, dann zögerte ich. Rechts führte der Weg entlang
     an den Weiden und Feldern in den Wald und hinunter zum Rursee. Links ging es in das Dorf. Charlie nahm mir die Entscheidung
     ab, er wandte sich nach links.
    »Das ist ein wunderbarer Hund.«
    |32| »Charlie? Ja. Ich bin froh, dass wir ihn haben.«
    »Ein Mischling, nicht wahr?«
    »Ein reinrassiger Schäflador.« Ich lachte leise, als Robert mich überrascht ansah. »Eine Mischung zwischen Schäferhund und
     Labrador. Er hat eine ausgezeichnete Nase.«
    »Ich hatte früher auch Hunde.« Eine gewisse Sehnsucht klang in seiner Stimme mit, etwas, was ich kannte und was uns Hundeliebhaber
     verband.
    »Disraeli verurteilte Hundefreunde als Machtmenschen«, murmelte ich. »Er hatte keine Ahnung von Treue und Liebe.«
    »Benjamin Disraeli? Nun ja, in seiner Zeit gab es durchaus Machtmenschen, die Hunde einsetzten und missbrauchten. Katzenliebhaber
     können das nicht. Insofern hatte er recht. Er stand für Freiheit und Demokratie.«
    »Machtmenschen gab es zu jeder Zeit. Auch Menschen, die Tiere missbrauchen. Jemand der Hunde liebt, muss kein Machtmensch
     sein.«
    Für einen Augenblick erwiderte Kemper nichts.
    »Ihr Hund ist sehr gut erzogen«, sagte er dann. Ein leises Schmunzeln schwang in seiner Stimme mit.
    »O ja. Charlie ist ein pensionierter Polizeihund. Er ist durch und durch gedrillt, gut erzogen und folgsam. Der Traumhund
     eines Machtmenschen.«
    »Dann passt er aber gar nicht zu Ihnen.«
    Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. »Woher wollen Sie das wissen? Sie kennen mich doch gar nicht. Möglicherweise liebe ich
     es, Macht auszuüben, andere zu kommandieren.«
    Kemper ging nicht darauf ein. »Pensioniert? Er macht noch keinen so alten Eindruck. Höchsten drei oder vier Jahre.«
    »Charlie ist fünf. Er war Leichenspürhund, hatte einen Unfall. Er wurde verschüttet und verletzt. Seitdem ist er traumatisiert
     und nicht mehr dienstfähig.«
    »Spürhunde sind oft besonders sensibel. Ich habe auch schon solche Fälle erlebt. Nicht nur bei Hunden, auch bei Kollegen.
     Manche Dinge sind einfach zu viel.«
    Ich wartete, ob er noch etwas hinzufügen mochte, doch |33| Kemper schwieg. Seine ruhige und sachliche Art war mir sympathisch. Er wollte nicht, wie viele andere, auf Teufel-komm-raus
     punkten.
    »Es

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