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Lohn des Todes

Titel: Lohn des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Busch.
    »Es sind Arbeitskollegen, keine Freunde. Bis auf Andreas, natürlich.«
    »Und Maria.« Die Worte schoben sich zwischen uns, schufen eine Grube.
    »Maria ist meine Assistentin.« Seine Stimme klang gepresst.
    »Ist klar. Mehr nicht? Und warum sprichst du mit ihr so detailliert über mich?« Ich holte hörbar Luft. »Ich habe euch gestern
     Nacht gehört.«
    »Was?« Er sah mich erschrocken an, verriss das Lenkrad.
    »Martin!«, keuchte ich. »Um Himmels willen, pass auf!«
    »Ja, ja.«
    Für einen Moment schwiegen wir, fuhren weiter, erreichten die Himmelsleiter bei »Haus Frings«. Schon jetzt staute sich der
     Verkehr dort in Richtung Eifel.
    »Es ist nicht so, wie du denkst«, sagte Martin leise.
    Ich dachte nach, fand keinen Bezug. »Was?«
    »Was auch immer du gehört hast gestern Nacht, es gibt dafür eine Erklärung.« Er räusperte sich.
    Ich habe euch reden gehört, wollte ich sagen, über mich reden gehört und fand das unschön. Doch dann fiel die Klappe, und
     ich verstand. Er war mit Maria zusammen in ihr Zimmer |53| gegangen, und sie hatten sich geliebt. Ihm war nicht klar, wie dick die Wände waren und dass ich das nicht gehört hatte.
    »Eine Erklärung? Dann schieß mal los.« Ich verschränkte die Arme, fühlte mich so hilflos und verletzt wie selten zuvor.
    »Maria und ich … wir sind Freunde. Sie ist … meine Vertraute, meine Freundin, meine Assistentin … Herrgott, Conny …«
    »Deine Assistentin. Wobei genau assistiert sie dir denn?« Ich lachte bitter.
    »Nun werd nicht vulgär.«
    »Ich soll nicht vulgär werden? So wie du? Du hast mit ihr geschlafen.«
    Martin hustete. »So einfach ist das nicht.«
    »Was?« Ich spuckte das Wort. »Was ist daran nicht einfach? Martin? Willst du mich jetzt auch noch verarschen? Du hast eine
     Affäre mit Maria. Punkt.«
    »So einfach ist das nicht«, wiederholte er.
    »Du warst nicht mit ihr im Bett?«
    »Doch.« Er schluckte. »Aber es bedeutet nichts. Nicht wirklich.«
    »Ich möchte aussteigen, jetzt.« Meine Stimme klang beherrscht, aber ich war es nicht.
    »Conny, mach keine Dummheit, lass uns reden. Bitte.«
    »Ich soll keine Dummheit machen? Ich? Wie, bitte schön, meinst du das, Martin? Und komm mir nicht mit – es bedeutet nichts.«
    Er schwieg. Wir erreichten Kornelimünster, fuhren durch den schönen Ort mit den Fachwerkhäusern. So malerisch. Ich schloss
     die Augen.
    »Ich habe mich einsam gefühlt, allein. Du warst im letzten halben Jahr nur mit dir beschäftigt. Es tat mir weh.«
    »Und deshalb hast du eine Affäre mit Maria angefangen? Aus Einsamkeit? Mir kommen die Tränen.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass es für dich schwierig zu verstehen ist. Aber ich habe das nicht gemacht, um dich zu verletzen.«
    |54| »Da bin ich ja froh, Martin.« Ich schluckte, zwinkerte die Tränen weg. »Vermutlich hast du mir nicht einen Gedanken geschenkt,
     sondern bist nur deiner Lust gefolgt.«
    Martin holte tief Luft. »Nein, so war das nicht. Wir sind befreundet. Ich war verzweifelt, konnte nicht mit dir reden. Maria
     hat mir zugehört. Sie war für mich da, du warst es nicht.«
    Martin schob mir den Schwarzen Peter zu und hatte ja auch irgendwie recht. Ich war nicht für ihn da gewesen.
    »Und dann führte eines zum anderen?« Mein Mund war plötzlich sehr trocken.
    »Ich liebe dich, Conny.«
    Martin fuhr auf die Oppenhoffallee. Überraschenderweise war ein Parkplatz direkt vor dem Haus frei.
    »Du liebst mich? Und Maria nicht?«
    Martin parkte ein, der Motor erstarb. Plötzlich war es sehr still. Ich konnte den Hund hecheln hören. In meinen Ohren rauschte
     das Blut. Mein Lebensgefährte hielt das Lenkrad umklammert, sah stur nach vorne.
    »Das weiß ich nicht so genau. Ich empfinde viel für sie.«
    »Mehr als für mich?« Ich wollte die Frage nicht stellen, die Antwort nicht hören. Die Worte kamen einfach so heraus.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, murmelte er.
    »Aha. Und warum findest du es nicht in aller Ruhe heraus? Was versprichst du dir von deinem Geständnis, außer dass ich nun
     wirklich verletzt bin? Ganz ehrlich, du hast mich tief getroffen.« Ich stieg aus, öffnete die Heckklappe, Charlie sprang heraus,
     ich griff nach seiner Leine. Dann ging ich in Richtung Neumarkt.
    »Conny!«, rief Martin mir hinterher. Ich schaute mich nicht um, winkte nur ab. Im Moment konnte und wollte ich ihn nicht ansehen.
     Am liebsten wäre ich auf die Knie gefallen und hätte haltlos geweint, doch die Blöße gab ich mir

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