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Lohn des Todes

Titel: Lohn des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Die Schnelltests sind
     aber eindeutig.«
    »Es gibt keinen Bruder und keinen Onkel, soweit uns das bekannt ist«, stellte Robert fest. »In Frage kommt also nur der Vater.«
    »Ich glaube das nicht. Was ist die Verbindung vom Vater zu Frau Hoffmann, Herrn Mueskens? Er hat sie ja nicht ohne |161| Grund getötet. Und warum jetzt, sofort nach der einen Tat die nächste und diesmal seine Tochter?« Ich schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht hat Sonja etwas mitbekommen, und er wollte sie aus dem Weg räumen.«
    »Und dann benutzt er den gleichen Modus Operandi wie beim anderen Fall? Seine Handschrift ist in beiden Fällen identisch,
     auch im ersten Fall sind schon Zeichen davon zu sehen. Er hat sich weiterentwickelt, mordet nicht aus reiner Lust am Morden,
     sondern will damit Zeichen setzen. So wie er vorgeht, hätte er jemanden, der nur Zeuge ist, schlicht aus dem Weg geräumt.
     Vielleicht hätte er etwas mit ihren Augen und ihrem Mund gemacht – ausgestochen, Zunge herausgeschnitten oder zugeklebt –,
     aber er hätte nicht den Tathergang wiederholt.«
    »Was macht dich da so sicher, Constanze?«, fragte Robert nachdenklich. »Hast du eine andere Lösung? Einen anderen Ansatz?«
    Ich dachte nach. »Nein, habe ich nicht. Vom Psychologischen her erscheint es mir sinnlos. Seine Tochter – falls sie Zeuge
     geworden wäre – hätte er anders ›stumm‹ gemacht. Oder aber sie hat etwas mit seinem ursprünglichen Motiv zu tun. Sie ist mit
     in die Motive verkettet und keine Zeugin.«
    »Das Motiv ist ja immer noch unklar.«
    »Irgendetwas mit den Münzen – sind wir da schon weiter?«, fragte ich, schreckte dann zusammen. Ein weiterer Wagen fuhr auf
     den Hof. Wir blickten uns an.
    »Kommt noch jemand?«, fragte ich verwirrt.
    »Eigentlich nicht«, sagte Robert.
    Martin stand auf und ging zur Tür. Inzwischen herrschte draußen tiefes Nachtdunkel, das hier von keiner Straßenlaterne durchbrochen
     wurde.
    »Du und Martin …?« Robert sah mich an, aber er schaute nicht in meine Augen, fixierte einen Punkt knapp über meinem Kopf.
    »Wir versuchen es noch mal. Ich hoffe, Maria ist Geschichte |162| und steht jetzt nicht vor der Tür, um uns eine Szene zu machen.«
    »So ist das also.« Jetzt schaute er mich an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten. »Dann wollen wir mal wirklich hoffen, dass
     es nicht Maria ist, die da kommt. Und auch, dass keine toten Kaninchen in deinem Kochtopf landen werden.«
    »Eigentlich tut sie mir leid. Sie hatte schon fast gewonnen … dachte sie zumindest, aber zwölf Jahre lassen sich nicht einfach
     wegwischen. Auch wenn manches schwierig ist.«
    »Das ist wohl so.« Unruhig rutschte er auf seinem Sessel hin und her. »Ich brauche etwas zu trinken. Habt ihr irgendwo einen
     Bitter?«
    »Keine Ahnung. Einen Grappa haben wir. Müsste drüben in der Anrichte stehen.«
    Robert stand auf, ging zur Tür. »Na so was, Thorsten. Was machst du denn hier?«
    »Das habe ich ihn auch gefragt«, hörte ich Martin amüsiert sagen. »Er hat bisher nur seltsame Laute von sich gegeben. Komm,
     Thorsten, wir sind im Wohnzimmer am Kamin.«
    »Ohne meinen Navigator hätte ich niemals hierher gefunden.« Thorsten schälte sich aus seiner Jacke, ließ sie auf den Boden
     fallen und setzte sich. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und stöhnte laut. »Ich brauche etwas zu trinken. Wenn es
     geht, etwas mit vielen Prozenten.«
    »Whisky, Grappa oder Klaren?«, bot Martin an.
    »In der Reihenfolge.« Thorsten stieß den Atem aus. »Nee, im Ernst, mir egal, Hauptsache, es brennt.«
    »Ich wollte gerade Grappa holen. Whisky nehme ich aber auch.« Robert kehrte zu seinem Sessel zurück. »Was machst du hier,
     Thorsten?«
    »Ich habe frei. Bis Morgen. Meine Frau ist bei ihren Eltern, unsere Wohnung ist kalt und leer, und bevor ich da aufschlage
     und Däumchen drehe, wollte ich lieber mit euch über den Fall sprechen. Er lässt mich sowieso nicht los und euch ja auch nicht.«
    »Du hast frei und kommst hierher? Bist du etwa verliebt?« Robert lachte laut.
    |163| »Du bist ja auch hier«, gab Thorsten unwirsch zurück.
    Bei seinen Worten zuckte ich zusammen. Hatte ich Roberts Freundschaft falsch eingeschätzt? Ich sah Robert an, aber er erwiderte
     meinen Blick nicht. Martin kam, stellte eine Whiskyflasche und Gläser auf den Couchtisch, schenkte uns ein.
    »Warum bist du hier, Thorsten? Nicht, dass wir dich nicht hier haben wollten. Aber du bist doch bei der SOKO?«
    »Die SOKO macht Pause. Ich zumindest. Seit

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