Lohn des Todes
geflohen ist, weil du ihn angerufen hast, Conny,
und er plötzlich meinte, verdächtig zu sein. Aber spätestens am Montag hätte Thorsten ihn angerufen und ihn nach Münzsammlungen
gefragt. Da hätte er dann gewusst, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis wir auf ihn kommen, denke ich.«
Ich fühlte mich trotzdem schlecht. Roberts Handy klingelte.
|168| »Julius?« Robert lauschte, die Stirn in Falten gezogen, dann sah er uns an. »Sie sind jetzt in der Wohnung. Er ist nicht da,
was ja auch nicht zu erwarten war. Es sieht oberflächlich ganz normal aus. Im Kühlschrank steht angebrochene Milch, im Ofen
liegt eine Pizza. Der Kleiderschrank sieht normal gefüllt aus, kein Hinweis darauf, dass er Koffer gepackt hätte.«
»Überstürzte Flucht?«, fragte Thorsten.
»Möglicherweise. Die Spurensucher werden sich jetzt die Wohnung vornehmen. Flughäfen und Bahnhöfe werden abgefragt. Er hat
wohl einen Computer, vielleicht finden sie etwas darauf. Außerdem wird er zur Fahndung ausgeschrieben.« Robert gähnte verstohlen.
»Wir können jetzt eigentlich nur abwarten, ob es weitere Ergebnisse gibt.«
»Hoffentlich ist er nicht außer Landes«, meinte Thorsten.
Wir redeten noch ein wenig über die Möglichkeiten, die die SOKO jetzt hatte, dann verabschiedete ich mich.
»Robert, du kannst wieder das Gästezimmer neben dem Bad haben. Thorsten, in dem kleinen Raum neben unserem Schlafzimmer steht
ein frisch bezogenes Bett, da kannst du schlafen.« Ich sah kurz zu Martin, er senkte den Kopf.
Es ist ihm unangenehm, dass ich das Bett so vorgefunden habe, dachte ich. Geschieht ihm recht. Wie müde ich war, merkte ich
erst, als ich langsam die Treppe hinaufging. Martin folgte mir. Im Bett kuschelte ich mich an ihn, roch seinen vertrauten
Geruch, spürte seinen warmen Körper. Ich verdrängte den Gedanken daran, dass Maria auch so neben ihm gelegen hatte, und schlief
ein.
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Kapitel 19
Am nächsten Morgen erwachte ich ausgeruht. Vom Himmel schien eine strahlende Sonne, und durch den gestrigen Regen wirkte alles
wie frisch gewaschen. Ich ging mit Charlie zum Bäcker, holte Brötchen. Es roch intensiv nach Gras und Flieder. |169| Heute würde wieder ein schöner Tag werden. Wehmütig dachte ich an Sven, der solche Tage immer geliebt hatte und nun nie wieder
einen erleben würde. Aber auch seine Qual war beendet, er würde nie wieder Angst vor einer Chemotherapie haben müssen.
Ich deckte den Frühstückstisch, stellte einige Fliederzweige in eine Vase, als mein Handy klingelte.
»Vati, gibt es etwas Neues von Mutter?«
»Ich bin es, Conny.« Meine Mutter klang aufgelöst.
»Mutti, wie geht es dir? Bist du zu Hause?«
»Hast du etwas von Rita gehört?« Sie hatte meine Frage nicht beantwortet.
»Nein.«
»Die Polizei war hier. Ritas Wagen wurde gestohlen.«
»So was, von wem denn?«
»Von Jugendlichen. Sie haben den Wagen zu Schrott gefahren.«
»Das ist ärgerlich. Kommt die Versicherung dafür auf?« Ich schenkte mir Kaffee ein, verfluchte meine Schwester.
»Die Versicherung?« Meine Mutter klang irritiert. »Weiß ich nicht. Wir machen uns Sorgen um Rita, können sie nicht erreichen.
Was, wenn ihr etwas passiert ist?«
»Was soll ihr denn passiert sein?«
»Das weiß ich nicht. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt.«
Finde ich gar nicht schlecht, dachte ich und schalt mich böse. »Mutti, reg dich nicht auf. Das ist typisch Rita. Sie ist unterwegs
mit einem Mann. Sie denkt gerade nur ans Poppen und an nichts anderes. Sie wird schon wieder auftauchen.«
»Conny!« Jetzt klang sie verärgert. »Wie kannst du so etwas sagen? Nicht jeder hat so Glück wie du und findet einen Mann,
so ehrlich, treu und gut wie Martin.«
Beinahe hätte ich mich an meinem Kaffee verschluckt.
»Warum machst du dir jetzt so Gedanken um sie?«, fragte ich säuerlich.
»Ich habe Angst, dass ihr etwas passiert ist. Die Polizisten |170| waren so kryptisch, es klang so seltsam. Der Wagen ist schon letzte Woche geklaut worden, angeblich. Vielleicht ist sie entführt
worden.«
»Mutter! Wer soll sie denn entführen? Ich habe noch am Samstag oder Sonntag kurz mit ihr gesprochen.« Es war erst wenige Tage
her, erschien mir aber wie eine Ewigkeit. »Ihr ging es gut, sie hatte nur etwas getrunken.« Wie meistens, fügte ich in Gedanken
hinzu.
»Ich mache mir eben Sorgen.«
»Warum ist die Polizei denn eigentlich zu euch gekommen?«
»Der Wagen ist doch noch auf Vati angemeldet.«
Ach ja,
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