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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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reden. »Sakowsky schwebt so hoch auf Wolke sieben, dass er sie in seiner Euphorie glatt ohne Ehevertrag heiraten würde.« Die Spielerberaterin merkte, dass sie ziemlich indiskret geworden war, und schien mit sich zu hadern, ob sie Paul gegenüber weiter so frei heraus sprechen sollte. »Meine Güte, ich rede schon wieder viel zu viel. Das muss ich mir unbedingt abgewöhnen.«
    »Wir sind ja unter uns«, meinte Paul reichlich lapidar.
    Ihren letzten Worten zum Trotz schmiss sie rasch die eigenen Vorsätze über Bord, grinste ein wenig verstohlen und sagte sehr leise, beinahe flüsternd: »Ich erzähle Ihnen mal einen Witz, der voll und ganz auf das Paar Dirk Sakowsky und Svetlana zutrifft, okay?«
    »Nur zu!«, ermunterte Paul sie.
    »Also gut.« Ivonne Wagner kicherte: »Sagt ein Typ zu seinem Kumpel: Ich habe drei Frauen zur Auswahl, die mich heiraten wollen, kann mich aber nicht entscheiden. Also gebe ich jeder von ihnen 1.000 Euro, um zu sehen, was sie aus dem Geld machen. Die Erste geht in den Kosmetiksalon, lässt sich stylen und sagt zu mir: › Schau her, Schatz, das ist alles nur für dich. ‹ Die Zweite kauft ein paar Kästen Bier und tütenweise Chips, lädt all meine Freunde zum Fußballgucken ein und sagt: › Hier, Schatzi, alles bloß für dich. ‹ Die Dritte legt das Geld gewinnbringend an und macht aus 1.000 Euro im Nu 8.000. › Und, für welche entscheidest du dich? ‹ , fragt der Kumpel. Darauf der Typ: › Für die mit den dicksten Titten. ‹ «
    Paul schmunzelte. »Ein echter Männerwitz!«
    »Ja, nicht mehr ganz zeitgemäß, aber durchaus zutreffend – und das beziehe ich beileibe nicht nur auf Sakowsky. Nun kennen Sie meinen Job und seine besonderen Herausforderungen.«
    Paul konnte zufrieden sein über den Verlauf des Gesprächs und freute sich, dass Ivonne Wagner so schnell Vertrauen zu ihm gefasst hatte, obwohl er seinen Charme bislang kaum hatte einsetzen müssen. Er beschloss also, einen Schritt weiterzugehen und nach Motiven für Buggis Tod zu fragen.
    Nun aber reagierte sie deutlich verhaltener: »Es steht bislang ja nicht einmal fest, dass es kein natürlicher Tod war«, sagte sie.
    »Die Kripo ermittelt. Das würde sie nicht tun, wenn sie keine Anhaltspunkte für eine Gewalttat hätte.«
    Ivonne Wagner nickte stumm, fuhr sich mit dem Zeigefinger um die Nase und sagte: »Von Seiten des Clubs halten wir uns mit Spekulationen jedenfalls zurück.«
    »Gäbe es denn etwas zu spekulieren?«
    »Nein. Wie ich schon sagte: Buggi war ein echt netter Kerl, ein Kumpel. Dem hätte niemand ans Leder gewollt.«
    Paul bemerkte, wie Ivonne Wagner blinzelte. Ein Zeichen von Nervosität? »Wenn Buggi so vertraut mit den Spielern gewesen sein soll, hätte er einige Ihrer Stars ja auch leicht in Schwierigkeiten bringen können.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte seine Gesprächspartnerin wie aus der Pistole geschossen. »Etwa dass Buggi die Männer mit seinem Wissen erpresst hat?«
    »Wäre eine solche Annahme denn weit hergeholt?«
    Ivonne Wagners Wangen liefen rot an. »Ja! Das ist an den Haaren herbeigezogen. Wenn Sie Buggi gekannt hätten, würden Sie nicht solche Gerüchte in die Welt setzen.« Sie bereute es jetzt offenbar zutiefst, dass sie sich Paul gegenüber so vertrauensselig gegeben hatte. Jede Freundlichkeit wich aus ihrem Gesicht: »Was wollen Sie eigentlich, Herr Flemming? Wenn es Ihnen wirklich darum geht, Ihr Mitgefühl über den Tod eines von allen geschätzten Club-Mitarbeiters auszudrücken, dann ergibt Ihre Fragerei wenig Sinn.«
    »Sie haben natürlich recht«, ruderte Paul zurück. »Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Ihre Offenheit nicht ausnutzen. Es will mir nur einfach nicht in den Kopf, wie das mit Buggi geschehen konnte.«
    »Ja, mir geht es ähnlich«, sagte Ivonne Wagner. »Warten wir einfach die Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungen ab. Danach sind wir – hoffentlich – alle schlauer.«
    Paul suchte nach Ansätzen, sie noch ein wenig mehr auszuquetschen, als plötzlich die Zimmertür aufflog und ein stämmiger, graumelierter Mann mit wehender Krawatte hereinrauschte. Das Temperamentbündel umrundete blitzschnell den Schreibtisch, stellte sich an Ivonne Wagners Seite und blaffte Paul an: »Sie sind doch dieser Fotograf! Haben Sie sich in der Tür geirrt? Sie wollten sicher zu mir!«
    Paul registrierte, wie Ivonne Wagner neben ihrem Chef den Kopf einzog, und sagte: »Das ist richtig, Herr Bronski. Ich habe den Weg zu Ihrem Büro nicht auf Anhieb gefunden, und

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