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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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zu Ohren gekommen, dass Buggi seine Lebensgeschichte an die Presse verkaufen wollte.«
    »Verkaufen?« Blohfeld kräuselte die Stirn. »Wer sollte für das langweilige Leben eines Busfahrers auch nur einen Cent ausgeben?«
    »Sie wissen genau, was ich meine! Es geht natürlich nicht um die persönlichen Erinnerungen des Mannschaftsbusfahrers, sondern um brisante Details aus den Spielerleben. Buggi kannte die persönlichsten Geheimnisse aller Club-Kicker. Das müsste einer Zeitung wie Ihrer doch Tausende, wenn nicht Zehntausende wert sein.«
    »Wie wäre es gleich mit Hunderttausenden?« Blohfeld ließ sich neben Paul auf das Sofa sinken. »Ist ja nett, dass Sie unserem Blatt so etwas Zutrauen. Aber ehrlich gesagt könnten wir nicht einmal ein paar Hunderter für Informanten aufbringen. Es steht schlecht um die klassischen Printmedien. Wer weiß, ob es uns Ende des Jahres überhaupt noch gibt.«
    »Was? Die älteste Boulevardzeitung Deutschlands wird doch nicht Pleite gehen«, amüsierte sich Paul über Blohfelds Märchenstunde.
    Dieser wirkte unverändert ernst. »Wenn die Gesellschafter uns den Geldhahn zudrehen, dann ist Zapfenstreich. Die Exklusivstory über Buggi könnten wir uns definitiv nicht leisten. Ein solches Budget hat höchstens die Konkurrenz mit den vier großen Buchstaben.«
    Hannah stürmte atemlos zurück ins Atelier und schüttete den Inhalt einer kleinen Plastiktüte mit Apothekenlogo auf den Couchtisch. Heraus purzelten Verbandzeug, eine Tube Wundgel, Klammerpflaster und als Zugabe Traubenzuckerbonbons und Tempotaschentücher.
    »Jetzt übertreibst du aber«, wehrte sich Paul vor allem gegen die Klammerpflaster. »Ist doch alles halb so schlimm.«
    »Von wegen!«, widersprach Hannah, beugte sich über ihn und begann sogleich, das Gel auf seiner malträtierten Stirn zu verstreichen. Weil ihr bei der eifrigen Ersten Hilfe warm wurde, öffnete sie den Reißverschluss ihrer Jacke.
    Paul und Blohfeld machten gleichermaßen Stielaugen, als sie sahen, was Hannah drunter trug.
    »Das ist ja ganz schön grün, dein T-Shirt«, meinte Paul, nur wenige Zentimeter von ihrer Brust entfernt.
    »Kein T-Shirt«, verbesserte ihn Blohfeld, »sondern Trikot.«
    »Ist das etwa eins von den Fürthern?«, fragte Paul.
    »Ja. Was dagegen?«, konterte Hannah. »Ich bin es leid, dass ich hier ständig nur mit Club-Freunden zu tun habe und die Fürther die zweite Geige spielen. Und du willst ihnen sogar noch einen Mord in die Schuhe schieben.«
    »Will ich nicht«, entgegnete Paul. »Es gibt lediglich eine Spur, die in Richtung Fürth weist.«
    »Eine, die leider so dünn ist, dass man nicht drüber schreiben darf«, bedauerte der Reporter.
    »Sie würden die Spielvereinigung und ihre Fans wohl liebend gern in Ihrem Blatt verreißen, was?«, fragte Hannah und sah ihn zornig an.
    Doch Blohfeld ließ sich nicht provozieren. »Ich bin halt ein alter Clubberer. Für mich bleiben die Nachbarn aus der Westvorstadt immer zweitrangig, selbst wenn sie jetzt zufälligerweise mal in der Ersten Liga spielen.«
    »Regt euch beide wieder ab«, forderte Paul. »Sonst mache ich von meinem Hausrecht Gebrauch und setze euch vor die Tür. Euer Gezanke hat mir gerade noch gefehlt. Ich habe sowieso schon Kopfschmerzen.«
    »Vielleicht ist es sogar eine Gehirnerschütterung«, meinte Hannah und legte wieder ihren fürsorglichen Blick auf.
    »Ach, Quatsch. . .«
    »Auf jeden Fall solltest du die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen«, empfahl sie. »Du musst den Kerl anzeigen! Seinen Namen kennst du, oder?«
    Paul bejahte das, hatte aber keine Lust, zur Polizei zu gehen. Die Blöße wollte er sich nicht geben.
    Doch Hannah bestand darauf: »Wenn du es nicht machst, sag ich es Mama. Und dann hetzt sie dir ihre Ermittler an den Hals. Ist dir das lieber?«
    Das saß! Dann kümmerte er sich doch lieber selbst darum.

10
    An der Pforte kannte man ihn bereits. Kein Wunder, schließlich ging Paul im Nürnberger Polizeipräsidium aufgrund seiner kriminalistischen Neigungen – und inoffiziell legitimiert durch die Ehe mit Katinka – ein und aus.
    »Sie wissen ja, wo ihr Büro ist«, meinte der als Wachmann abgestellte Beamte in schnodderigem Ton, nachdem er Pauls Personalausweis pro forma entgegengenommen und ihm Stattdessen eine Besucherkarte ausgehändigt hatte.
    Kommissarin Jasmin Stahl, wie meistens sportlich salopp in engen Jeans und locker fallendem, grauem Sweatshirt gekleidet, erwartete ihn, wohl vorgewarnt durch den Pförtner. Ihr Büro

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