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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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blieb er bei Bewusstsein, als ihn die nächste Attacke ereilte: diesmal mit den Spitzen von einem Paar Herrenslipper, gnadenlos in den Bauch, vor die Brust, an den Kopf. Es gab für ihn nicht die geringste Chance, zu einem Gegenangriff auszuholen. Er hatte seine liebe Not damit, sich mehr schlecht als recht zu schützen.
    Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, ließen die Tritte und Schläge nach. Sein Angreifer hatte sich offenbar genug abreagiert. Und so wie es Paul nach einer groben Selbsteinschätzung einstufte, hatte der Mann ihm keine schweren Verletzungen zugefugt. Prellungen, den ein oder anderen Bluterguss. Aber das müsste es gewesen sein.
    Mühsam rappelte er sich auf und sah seinem Peiniger ins Gesicht. Wie nicht anders zu erwarten, handelte es sich um Fränki. Ein Typ mit pockennarbigem Gesicht und kleinen, sehr dunklen Augen, die ihn fies und heimtückisch fixierten. Niemand, den man auf Anhieb ins Herz schloss.
    »Was soll der Scheiß?«, fragte Paul und wischte das Blut von der Lippe.
    Fränki fuhr sich mit der Hand ums Kinn. Dabei gaben seine Bartstoppeln ein knisterndes Geräusch von sich. »Was glaubst du denn, hä?«
    »Keine Ahnung«, gab Paul patzig zurück und unterdrückte ein schmerzerfülltes Stöhnen. »Sag du’s mir!«
    Fränki holte Luft, und es sah ganz danach aus, als wollte er Paul einen Haufen triftiger Gründe nennen, warum dieser die Prügel verdient hätte. Doch mit Worten hatte es Fränki wohl nicht so, und er schob Stattdessen demonstrativ den Ärmel seiner Jeansjacke zurück: Auf seinem Arm prangte unübersehbar das eintätowierte, kreisrunde Logo des 1. FCN.
    »Du schlägst dich für den Club?«, interpretierte Paul die Geste.
    Fränki nickte zunächst heftig, um gleich darauf den Kopf zu schütteln. »Ich habe dir eine verpasst, weil du mir hinterherschleichst. Und weil du unserm Club schadest durch deine Schnüffelei.«
    »Ich habe nichts gegen den FCN. Ganz im Gegenteil. Ich versuche, ihn zu schützen, indem ich mich um die Aufklärung des Mordes an dem Busfahrer kümmere.«
    »Ja, schon klar«, sagte Fränki abfällig. »Alle wissen, dass du rumläufst und blöde Fragen stellst. Aber darauf können wir verzichten. Wir regeln unser Zeug selbst. Wir brauchen keine Wichtigtuer wie dich.«
    »Ist es nicht angenehmer für dich und deine Kumpels, wenn ich ein paar Fragen stelle, als wenn es die Polizei tut?«
    Pauls Provokation zeigte Wirkung, denn Fränki ballte die Fäuste: »Willst du mir drohen? Soll ich dir noch eine aufs Maul geben?«
    Doch mittlerweile hatte sich Paul zu seiner vollen Größe aufgerichtet. Er überragte Fränki beinahe um Kopflänge. »Wir können das Spielchen zur Abwechslung auch mal umgekehrt versuchen«, sagte er.
    Statt sich – wie erhofft – auf ein Gespräch mit Paul einzulassen, reagierte Fränki angesichts von Pauls Drohgebärde mit einem beherzten Sprung zur Seite. Gleich darauf schmiss er sich gegen die Tür und flüchtete. Paul, dem noch immer Bauch und Kinn schmerzten, sah davon ab, ihm nachzulaufen. Jedenfalls fürs Erste.

9
    »Oh Mann, Paul! Das kannst du dir nicht bieten lassen!«
    Hannah hatte ihn auf dem Weinmarkt abgefangen, wohin er sich verkriechen wollte, um im Atelier allein und unbehelligt seine Wunden lecken zu können, bevor er sich wieder nach Hause traute. Doch natürlich ließ sie ihn nicht ziehen, nachdem sie seine – wenn auch nur äußerlichen – Verletzungen bemerkt und ihn nach dem Grund der Blessuren gefragt hatte.
    Was noch schlimmer war: Auch Victor Blohfeld kreuzte wenig später auf, sodass sie nun zu dritt in seiner ehemaligen Loftwohnung saßen und Paul sich diverse kluge Ratschläge anhören musste.
    »Die Wunde über deiner Augenbraue muss genäht werden. Das gibt sonst eine ganz üble Narbe«, diagnostizierte Hannah, nachdem sie ihn in die Waagerechte auf sein altes Sofa gezwungen hatte.
    »Ach was, ist bloß ein Kratzer«, hielt der Reporter dagegen, der einen flüchtigen Blick auf Pauls Wehwehchen warf, um sich gleich darauf dem Kühlschrank zuzuwenden, in der Hoffnung, dort ein kühles Bier zu finden.
    »Auf jeden Fall brauchen wir etwas zum Desinfizieren und Verbinden«, beharrte Hannah. »Hast du ein Erste-Hilfe-Set im Haus, Paul?«
    Hatte er nicht. Daraufhin bot sich Blohfeld als Helfer in der Not an, indem er eine aus dem Kühlschrank genommene Flasche Hefeweizen hin und her schwenkte. »Wie wäre es mit ein paar Tropfen Alkohol? lotet die Keime ab.«
    Hannah sah ihn finster an. »Ich geh rüber in

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