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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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der Todesursache rüberkommt. Das hat dir deine Kati gewiss nicht vorenthalten. Solange die Option besteht, dass es sich um einen gewaltsamen Tod handeln könnte, ermitteln wir weiter. Und zwar in alle Richtungen.«
    »Schon gut, ich kenne das Problem. Aber lassen wir Buggis Tod mal außen vor Wie belastbar ist denn diese Geschichte mit den illegalen Sportwetten?«
    »Sagen wir mal so: Ich würde nicht großartig darauf herumhüpfen. Dafür ist unsere Wissenslage noch zu dünn. Aber das kann sich schnell ändern. Schließlich ist ja auch schon die Presse dran.«
    Paul war sofort alarmiert: »Etwa Blohfeld?«
    »Nicht dass ich wüsste. Der hat ja mit Sport nicht viel am Hut. Ich denke da eher an Günter Bäcker.«
    »Der Moderator vom Funkhaus Nürnberg?«, fragte Paul.
    »Ja, er macht dort seit etlichen Jahren diverse Sendungen, ist aber auch Stadionsprecher bei den wichtigen Club-Begegnungen und damit immer vor Ort.«
    Paul erinnerte sich an das Spiel gegen Hannover 96, das er gemeinsam mit Hermann besucht hatte, und daran, wie Bäckers markante Stimme durchs Stadion gehallt hatte. Begegnet war er Bäcker bislang jedoch nicht.
    Aber vielleicht sollte sich diese Lücke in seinem Lebenslauf bald schließen.

11
    Günter Bäcker machte sich rar. Zumindest dann, wenn ihn jemand persönlich sprechen wollte. Das musste er wohl auch, dachte Paul, der von einer resolut klingenden Telefonistin sogleich abgewimmelt wurde, kaum dass er seinen Wunsch nach einer privaten Unterredung mit dem beliebten Moderator und Sportjournalisten geäußert hatte. Denn sowohl in seiner Funktion als Radiomann als auch in der des Stadionsprechers gab es viele Berührungspunkte mit Fankreisen. Die musste Bäcker eingrenzen, wenn er nicht den lieben langen Tag mit diversen Club-Jüngern diskutieren wollte. Das sah Paul ein und hätte beinahe aufgelegt, als die Telefondame plötzlich doch noch nachhakte: »Wie war gleich Ihr Name?«
    »Flemming, Paul Flemming«, antwortete er und erntete ein entzücktes Jauchzen.
    »Etwa der Paul Flemming? Der Fotograf?«
    »Ja, genau der.«
    »Na, das ist ja schön, dass ich Sie mal in der Leitung habe! Sie sind es doch, der letztes Jahr diesen Knoblauchslandkalender gestaltet hat, mit Jungbäuerinnen in ihrem Element.«
    »Ja«, sagte Paul in Erinnerung an die anstrengenden Fotoarbeiten.
    »Meine Nichte, die Lotte, war auch dabei.«
    »Lotte . . .« Paul dachte angestrengt nach, um welches der zwölf Kalendergirls es sich handeln könnte.
    »Miss Oktober«, präzisierte die Frau.
    »Ach, das Mädel im Karottenfeld«, erinnerte er sich.
    »Ihre Bilder sind wunderschön geworden. Fantastisch!«
    »Danke. Freut mich, wenn sie Ihnen und Ihrer Nichte gefallen.«
    »Und wie! Super!« Die Telefonistin räusperte sich. »Sie wollten den Günter sprechen, sagten Sie?«
    »Ja, aber. . .«
    »Klitzekleinen Moment bitte, ich verbinde.«
    Fünf Sekunden später hatte Paul den Moderator an der Strippe. Bäcker klang genau wie im Radio, zeigte sich interessiert an Pauls Anliegen und war ihm auf Anhieb sympathisch. Bäcker sagte, dass er gleich eine Moderation hätte, sie aber danach gern ein bisschen über Buggi, den Club und die Wettgerüchte quatschen könnten.
    »Wenn unsere Telefonistin, Frau Riethmüller, jemanden zu mir durchstellt, dann muss es ja wichtig sein«, flachste der Radiomann. »Also, wo wollen wir uns treffen?«
    Paul schlug vor, im Funkhaus an der Ulmenstraße vorbeizukommen. Doch Bäcker bevorzugte einen anderen Ort, wo sie frei reden konnten, ohne gestört zu werden.
    Ein Dorf in der Stadt: Bei dem Viertel mit dem für Außenstehende schier unaussprechlichen Namen Zerzabelshof traf dieses Bild voll und ganz zu. Obwohl fest in die Großstadt integriert, hatte sich »Zabo« seinen dörflichen Charme bewahrt und bot im Ortskern neben zwei Gaststätten mit legendären Biergärten allerlei kleine Lädchen für den täglichen Bedarf, eine Sparkasse und sogar einen Feinkosthändler. Selbst solche Läden, die in vielen anderen Quartieren längst ausgestorben waren, fanden sich hier: das Bekleidungshaus, das Schuhgeschäft, die Buchhandlung. Frisches Obst und Gemüse gab es immer mittwochs, denn dann war Markttag auf dem Johann-Adam-Reitenspieß-Platz. Gleich vor den Toren Zabos lagen Reichswald und Tiergarten. Aber den größten Reiz des Viertels machte nach Pauls Erfahrung die Tatsache aus, dass die Zaboraner feiern konnten. Das bewiesen sie bei der Kirchweih ebenso wie beim Stadtteilfest, das Paul erst letztes

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