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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Haufen geworfen, als er die Treppenstufen zu seinem Atelier im Obergeschoss hinaufkam und schon eine Etage tiefer den Hauch eines teuren Parfüms schnupperte.
    Vor der Tür seines Lofts stand eine schlanke Frau, die ihm den Rücken zuwandte. Sie hatte langes, glänzend dunkles Haar, trug einen luftigen Blouson in Bonbonrosa, und ihr sehr kurzer Rock verbarg nur Bruchteile ihrer schlanken Beine.
    Ein Model, das einen Termin für ein Shooting ausmachen wollte? Falsch, ahnte Paul, noch bevor sich die Frau zu ihm umgedreht hatte.
    »Ah, da sind Sie ja. Ich chabe auf Sie gewartet.« Svetlana öffnete ihre Kulleraugen weit und fügte hinzu: »Oder darf ich › du ‹ zu dir sagen wie neulich in Diiisco?«
    Paul stimmte mit leichtem Nicken zu, schloss die Tür auf und ließ seine Besucherin eintreten.
    »Woher kennst du die Adresse meines Studios?«, fragte er noch immer überrascht über die unerwartete Visite und bekam die Antwort, die er verdiente: »Aus dem Internet. Googelst du Paul Flemming, bekommst du den Weinmarkt. Ist gaaanz einfach. Außerdem ich chabe ja noch deine Karte. Die chast du mir gegeben. Schon vergeeessen?«
    Sie setzte ein Lächeln auf, das Paul nicht anders als betörend bezeichnen konnte. Diese Spielerbraut war nicht nur eine Schönheit der Nacht, sondern auch bei Tageslicht eine Augenweide. Ihr Gesicht könnte mit dem jeder Schönheitskönigin konkurrieren, von der Figur ganz zu schweigen. Dabei mischten sich in die makellosen Züge Anzeichen von Temperament, Eigenwilligkeit, vielleicht sogar ein Hauch Rebellion. Das verlieh ihr das gewisse Etwas und hob sie über das Niveau der immer gleichen Mannequins aus den Modekatalogen. Paul erkannte ein Feuer, das in ihr loderte und Svetlana nur noch reizvoller machte. Er ertappte sich bei dem Gedanken, dass er diese – zumindest optisch – bemerkenswerte Frau gern fotografieren würde.
    Und genau das war ihre Absicht, wie er erfuhr: »Ich möööchte Fotos für meine Dirk. Er soll sie bei siiich tragen, wenn er zu seinen Auswärtsspielen fährt. Er soll sie anguuucken, damit er mich niiicht vergisst abends in Hotel.« Sie streckte ihren rechten Arm aus, wobei ihr beinahe das glitzernde Gucci-Täschchen von der Schulter rutschte, und zeigte auf die Mokkabraune. Der lebensgroße Abzug einer Aktaufnahme aus Pauls kreativer Frühphase seiner Fotografenkarriere gab offensichtlich ein gutes Beispiel für ihre Vorstellungen ab. »Sooo was möchte ich auch chaben von mir. Ganz nackt, wie mich Gott schuuuf. Nur für die Augen von meine Dirk.«
    Und für meine Augen, fügte Paul in Gedanken hinzu und malte sich aus, wie Sakowsky reagieren würde, wenn er erführe, dass ausgerechnet Paul Aktfotos von seiner Freundin machen sollte.
    »Ich scheeenke die Bilder ihm zu uuunserem neunten Jubiläum«, fuhr Svetlana munter fort und zog ihren Blouson aus. Darunter trug sie ein ziemlich transparentes Hemdchen mit Spaghettiträgern.
    »Neun Jahre?«, fragte Paul, besann sich und korrigierte in: »Neun Monate?«
    »Neun Wooochen«, flötete Svetlana gut gelaunt. »Wir sind jetzt seit zwei Mooonaten und vier Tagen ein Paar. Und bald werden wir sein Mann und Frau.« Sie senkte den Blick auf ihren Ringfinger, der noch jungfräulich schmucklos daherkam. Dann sah sie wieder zu ihm auf und fragte mit einer Naivität, die nur gespielt sein konnte: »Soooll ich mich für dich ausziehen?«
    »Nein!«, antwortete Paul wie aus der Pistole geschossen und hätte sicherheitshalber gern noch angehängt: Auf gar keinen Fall!
    Svetlana zog einen Schmollmund. »Nicht wenigstens ein kleines biiisschen?«
    Paul blieb bei seinem Nein und begründete es damit, dass Dirk Sakowsky ihm erst kürzlich sehr deutlich zu verstehen gegeben hätte, seine Freundin künftig nicht mehr zu behelligen.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mich als Fotografen für diese intimen Aufnahmen akzeptieren würde«, meinte Paul, woraufhin seine Besucherin tief enttäuscht seufzte und sich auf einen Barhocker an der Küchentheke sinken ließ.
    »Immer gleich mit euch deutsche Määänner. Zu schüchtern seid ihr. Euch niiichts trauen.«
    »Mit Schüchternheit hat das nichts zu tun – mit dem Trauen aber schon«, gab Paul offen zu. »Ich möchte keinen Krach mit einem der Topspieler vom Club.« Als sie ihn traurig und gekränkt ansah, versuchte er es auf die charmante Tour: »Svetlana, nicht jeden Tag besuchen mich so reizvolle Damen mit sehr blauen Augen. Ich möchte mich nicht über deinen Besuch beschweren. Aber

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