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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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für den Tipp. Das erspart den Kollegen eine Menge Arbeit und Stress.« Sie schoss ihre Fotos und richtete sich auf. »So, das war’s. Ich geh zurück zu meinem Spiel. Begleitest du mich, oder möchtest du den Rest der Nacht hier oben frieren?«
    Wie konnte sie es sich so einfach machen? Paul merkte, wie der Zorn in ihm aufstieg. »Willst du etwa kneifen?«, fragte er ohne jede Spur von Nettigkeit.
    Jasmin kniff die Augen zusammen: »Ich habe alles im Griff, Paul. Lass das mal meine Sorge sein, wie ich mit dieser Angelegenheit umgehe.«
    Das wollte Paul so nicht akzeptieren: »Ich kenne dich, Jasmin, ich kenne dich durch und durch und weiß, was deine Schwachstelle ist.«
    Sie stutzte, wohl weil sie seine Hartnäckigkeit unterschätzt hatte. »Ach ja, was denn?«, fragte sie lauernd.
    »Eitelkeit! Du bist das Wunderkind der Kriminalpolizei, oder? Die leider oftmals verkannte heimliche Chefermittlerin. Gut, dieses Mal geht es vermeintlich bloß um einen harmlosen Fall. Um einen toten Busfahrer, bei dem nicht klar ist, ob er durch medizinische Vorbelastung oder eigene Schuld ums Leben gekommen ist – oder ob jemand nachgeholfen hat, was die meisten, mit denen ich zu tun habe, für unwahrscheinlich halten. Aber die feine Dame hat nach über einer Woche nicht das Geringste herausgefunden. Das erträgt deine Eitelkeit nicht! Also, was tust du? Du missbrauchst mich!«
    Sie stand ihm, leicht gebeugt, angriffslustig gegenüber. »Ha, dass ich nicht lache! So ein Unsinn. Was soll denn das überhaupt heißen?«
    »Das soll heißen, dass du Druck ausübst, indem du mich hier meinem Schicksal überlässt. Und das nur, um deine Enttäuschung darüber abzureagieren, selbst nichts zustande gebracht zu haben. Das passiert, wenn Leuten die Erfolge der Vergangenheit zu Kopf steigen und . . .«
    »Ich will dich doch nicht in die Enge treiben. Im Gegenteil! Ich lasse dir Spielraum. Viel mehr sogar, als ich dürfte.«
    »Ach was, du kannst dich nicht damit abfinden, dass ich weiterkomme mit dem Fall, und du auf der Stelle trittst«, motzte Paul weiter.
    »So was Albernes. Das ist unter aller Kanone. Schlimmer als bei jedem Zickenkrieg.«
    »Dein Problem ist, dass du die Wahrheit nicht erträgst.«
    »Na schön, dann will ich dir jetzt auch mal was sagen. Etwas, das ich schon lange hätte sagen sollen.«
    »Lass hören!«
    »Du, Paul, bist größenwahnsinnig! Glaubst, du kannst es mit jedem Verbrecher dieser Welt aufnehmen.«
    »Danke, liebe Freundin.«
    »Freundin, pah!«
    »Natürlich! Darum mache ich mir doch solche Gedanken um dich und dein verzerrtes Selbstbild.«
    »Und ich mir um deinen Größenwahn.«
    »Fang du lieber bei dir an. Dein Größenwahn ist auch nicht unbeachtlich. Eigentlich siehst du dich doch auf dem Posten von deinem Boss Schnelleisen.«
    »Jetzt wirst du fies.«
    »Wolltest du nicht gehen?«
    Jasmin zuckte bei seinem letzten Satz zusammen, als hätte er ihr eine Ohrfeige gegeben.
    »Ja«, sagte sie sehr leise. »Du hast recht. Ich wollte gehen.« Sie sah ihn noch einmal an, als sie fragte: »Willst du nicht doch mitkommen? Es bringt nichts, wenn du hier hockst und darauf wartest, dass . . .«
    Paul starrte sie finster an. »Ich bleibe«, sagte er trotzig. »Und wenn es die ganze Nacht dauert.«
    »Na dann viel Spaß«, wünschte ihm Jasmin und stieg die Kistenpyramide hinunter. »Und schlaf nicht ein. Du könntest ja was Entscheidendes verpassen.«
    »Jaja, du mich auch«, zischte er.
    Paul war stinksauer über Jasmins laschen Auftritt. Er hegte erhebliche Zweifel an ihrer Kompetenz: Denn wäre sie nicht verpflichtet gewesen, etwas zu unternehmen, ja, sofort einzugreifen!?
    Doch während Paul den Frust in sich hineinfraß, musste er zähneknirschend eingestehen, dass Jasmin erst dann tätig werden konnte, wenn de facto eine Straftat begangen wurde. Das Hantieren mit Feuerwerkskörpern allein stellte wohl kein Delikt dar, zumindest hatte sie offenbar keinen akuten Handlungsbedarf gesehen.
    Durch sein Schmollen war Paul derart selbstvergessen, dass er nicht bemerkte, wie die Bad Boys ihre Sachen zusammenpackten. Erst als schon alle standen und die Scheinwerfer abbauten, bekam Paul etwas von der Aufbruchsstimmung mit. Nun wieder ganz aufmerksam, beobachtete er sie aus seinem Versteck und registrierte, wie einer nach dem anderen abzog. Zuletzt blieben nur drei Männer übrig, die noch eine Weile zusammen quatschten. Dann verabschiedeten auch sie sich voneinander. Zwei der Typen gingen vor, während einer die Nachhut

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