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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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werden muss?«
    »Rühr dich nicht von der Stelle!«, befahl Jasmin. »In spätestens einer Viertelstunde bin ich bei dir. Fass bis dahin nichts an und unternimm um Himmels willen keinen Alleingang.«
    Das Warten fiel Paul schwer. Während er nach wie vor auf den Kisten hockte und durch den Sehschlitz starrte, lauschte er in die Feme. Zweimal gewann er den Eindruck, als würde er das charakteristische Geheule eines Martinshorns hören, doch stets wurde es gleich darauf wieder still.
    Drinnen bastelten die Fußballpyromanen unermüdlich weiter an ihren Krach – und Feuermachern, scherzten dabei und schienen viel Spaß zu haben. Das konnte Paul von sich nicht behaupten. Denn allmählich schliefen ihm die Beine ein. Außerdem wurde es empfindlich kühl auf seinem Hochsitz im Freien.
    Die Viertelstunde war längst vergangen, als Paul zum wiederholten Mal auf seine Armbanduhr guckte. Er überlegte, ob er Jasmin erneut anrufen sollte. Doch er wusste ja, dass er sich auf sie verlassen konnte, also ließ er es bleiben.
    Nach 25 Minuten – die Fans werkelten unverdrossen an ihren Knallkörpern – glaubte Paul, endlich ein fernes Trippeln zu hören. Er sah sich um, konnte in der Finsternis aber kaum etwas erkennen. Dann, plötzlich, bemerkte er das kurze Aufblitzen einer Taschenlampe. Gleich darauf folgte ein leiser Ruf: »Paul? Bist du hier irgendwo?«
    Das war Jasmins Stimme, kein Zweifel! Paul formte mit den Händen einen Trichter und antwortete mit gedämpfter Stimme: »Hier oben bin ich! Auf dem Kistenstapel an der Seitenwand.«
    Wieder flammte der Taschenlampenstrahl auf. Schritte kamen schnell näher, dann klapperte und knarrte es. Wenig später berührte Jasmin Pauls Schulter.
    »Schon da«, keuchte sie und knipste die Lampe wieder aus. »Dann lass mal sehen, auf was für eine Räuberhöhle du gestoßen bist.«
    »Wie? Was?« Paul blickte irritiert in ihr nur schemenhaft erkennbares Gesicht. »Wo hast du die anderen gelassen?«
    »Welche anderen?«, fragte Jasmin und reckte sich, um durch die Belüftungsöffnung ins Innere der Halle spähen zu können.
    »Die anderen Bullen, äh, Polizisten! Das SEK!«
    »Ist ja interessant«, sagte Jasmin und ließ die Augen nicht von den Bad Boys. »Die bereiten tatsächlich ein Feuerwerk vor.«
    »Wo deine Verstärkung ist, will ich wissen!«, drängte Paul.
    Jasmin ging nicht darauf ein. »Mit dem Zeug werden die niemals an den Personenkontrollen vorm Stadion vorbeikommen. Obwohl, vielleicht kalkulieren sie von vornherein so, dass nur ein Bruchteil der Knallkörper die Stichproben übersteht und produzieren deshalb diese große Mengen.«
    »Wo, bitte sehr, sind die Einsatzkräfte?«, fragte Paul erneut.
    Jasmin löste sich von den Geschehnissen in der Lagerhalle und sah ihn an. »Du meinst die Kavallerie? Da muss ich dich enttäuschen. Die Jungs müssen sich ausschlafen und ihre Kräfte fürs Derby schonen.«
    »Ja, aber dann . . . – bist du etwa allein da?«
    »Guck mich nicht so entgeistert an. Zusammen sind wir immerhin zu zweit.«
    Paul zweifelte ernsthaft am Verstand seiner langjährigen Bekannten, die er bislang für absolut fit in ihrem Job gehalten hatte. Welcher Teufel mochte sie geritten haben, dass sie hier mutterseelenallein aufkreuzte? »Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wir können die Bande nicht auffliegen lassen, wenn wir bloß auf uns gestellt sind. Da haben wir null Chancen!«
    Jasmin tätschelte ihm beruhigend den Arm. »Mach mal halblang, Paul. Das sind ja keine Terroristen, die den nächsten Elften September planen.«
    »Aber, aber . . .« Paul wusste nicht, wie ihm geschah.
    Jasmin zog eine kleine Kamera aus ihrer Jacke. »Wir schießen ein paar Fotos und notieren Ort und Zeit der Aufnahmen. Morgen werden dann zwei Kollegen aus dem zuständigen Kommissariat bei den führenden Köpfen der Bad Boys vorstellig – und zwar auf deren Arbeitsplätzen, das erzeugt einen größeren Druck. Dann legen sie die Bilder vor, schwenken mahnend den Zeigefinger und weisen sie darauf hin, dass sie mit einem Fuß im Kittchen stehen, wenn sie die Idee haben sollten, auch nur einen dieser Knallkörper im Stadion zu zünden. Bei der Verwendung von selbstgebauten Böllern kommen nämlich das Sprengstoffgesetz und auch das Waffengesetz ins Spiel. Wir machen denen klar, dass es für sie ganz schnell ins Auge gehen kann, wenn sie den Scheiß nicht sein lassen.«
    »Und du glaubst. . .«
    »Dass die Drohung Wirkung zeigen wird? Aber sicher! Insofern bin ich dir dankbar

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