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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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der Frauentormauer erkenntlich zu zeigen. Die Halle beherbergte angeblich den geheimen Treffpunkt der Bad Boys, und heute Abend sollte Frank »Fränki« Paschwitz höchstpersönlich anwesend sein!
    Diese Chance auf eine Revanche konnte sich Paul unmöglich entgehen lassen, und er nahm dafür sogar in Kauf, dass Katinka zornig sein würde und seine Eltern warten mussten. Denn wenn er den Worten Rita Frenzels Glauben schenkte, dürfte er Augenzeuge von illegalen Handlungen werden, mit denen er Fränki drankriegen könnte. Es würde Paul eine Freude sein, seinen Widersacher dafür bei der Polizei anzuschwärzen.
    Bei diesem Alleingang ging es ihm aber nicht nur um Rache und Genugtuung: Paul war mittlerweile mit seiner Mordthese ziemlich isoliert und hegte die stille Hoffnung, tatsächlich neue Beweise sammeln zu können, indem er die Bad Boys belauschte. Und wenn er diese Beweise beschaffen würde, dann könnte ihm Katinka wegen des verpatzten Abendessens nicht böse sein – wünschte er sich zumindest.
    Auf leisen Sohlen schlich er an die Halle heran und suchte nach einem Eingangstor, Fenster oder Guckloch. Nach einer halben Umrundung des Wellblechgebäudes entdeckte er einen schmalen Lüftungsschlitz, aus dem Licht schimmerte. Der Schlitz befand sich am oberen Rand der Wand. Paul musste auf zwei Kisten steigen, um hindurchspähen zu können.
    Es lohnte sich! Denn das, was er jetzt sah, entschädigte ihn für den Ärger, der zu Hause auf ihn wartete.
    Der Bau wurde durch mehrere, wahrscheinlich akkubetriebene Klappscheinwerfer ausgeleuchtet. In der Mitte des leer geräumten Lagers, von dessen früherer Funktion nur noch verstaubte Hochregale, ein paar Kisten und ein vergammelter Gabelstapler kündeten, waren mehrere Campingtische zu einer langen Tafel zusammengeschoben worden. An dieser standen Stühle und Hocker, die mit zehn, nein, sogar elf Männern und Frauen besetzt waren, darunter tatsächlich auch Fränki. Sie alle beugten sich über diverse Materialien, die auf der Tischplatte lagen, und – sie bastelten. Ja, für Paul bestand kein Zweifel: Er wurde Zeuge einer Bastelstunde!
    Die Ergebnisse sahen allerdings nicht aus wie harmlose Handarbeitsartikel, sondern wie brandgefährliche Feuerwerkskörper: Fränki und Co. stellten aus verschiedenen Pulvern und Flüssigkeiten pyrotechnische Wurfgeschosse, Böller und Raketen her. Allesamt von weit größerem Kaliber als die handelsüblichen Chinakracher! Paul konnte sich denken, wofür: Die Bad Boys rüsteten für das Frankenderby!
    Er schmiss seine Pläne, Material gegen Fränki zu sammeln, um ihm später eins auszuwischen, kurzerhand über den Haufen. Hier war Gefahr im Verzug. Er musste sofort handeln, um die radikalisierten Club-Jünger von ihrem Vorhaben abzubringen! Bloß wie? Allein konnte er es mit den ganz gewiss gewaltbereiten Hardcorefans nicht aufnehmen. Denn auch wenn er schon manche gefährliche Situation heil überstanden hatte, war sich Paul sehr wohl bewusst, dass er nicht Superman war. Im Gegenteil: Da er sein Hanteltraining schon eine ganze Weile hatte schleifen lassen, fehlte es ihm an der notwendigen Kraft in den Oberarmen.
    Er würde also das tun, was jeder andere halbwegs vernünftige Mensch auch machen würde: die Polizei rufen. Die könnte sich dann mit den zündelnden Fans herumschlagen – hoffentlich nicht im wahrsten Sinne des Wortes, dachte Paul.
    Da er verhindern wollte, dass ihn irgendein Beamter der Nachtschicht in der Notrufzentrale nicht ernst nahm und als Spinner abkanzelte, schaltete er gleich höhere Dienstgrade ein und drückte die Kurzwahltaste von Jasmins Nummer.
    Die Kommissarin ließ sich Zeit, bevor sie das Gespräch annahm: »Ja, Paul, was willst du? Ich bin gerade mitten im Spiel, fass dich kurz!«
    Paul entsann sich, dass Jasmin Stahl donnerstagabends mit ihrer Volleyballmannschaft trainierte. Diesen Spaß musste er ihr heute leider verderben: »Alarmiere sofort deine Leute«, flüsterte er und spähte dabei weiter durch den Schlitz in die Halle. »Ich bin auf eine große Sache gestoßen!«
    »Was heißt › meine Leute ‹ ?«, fragte Jasmin und klang wenig erbaut über die Störung.
    »Was weiß ich?«, reagierte Paul ungehalten. »Ein Dutzend Streifenwagen oder besser noch das Sondereinsatzkommando. Aber mach schnell! Es eilt!«
    »Mal langsam, Paul«, sagte Jasmin unterkühlt. »Um was geht es eigentlich? Wo steckst du denn überhaupt?«
    Paul erklärte ihr seine Lage. »Siehst du jetzt ein, dass Großalarm ausgelöst

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