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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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bildete, wohl um abzusperren. Paul schaute genau hin: Der Mann mit dem Schlüssel war niemand anderes als Fränki!
    Paul sah seine Stunde gekommen. Ohne lange über seine nächsten Schritte nachzudenken, ließ er sich von den Kisten gleiten und lief die Wellblechwand entlang. An der Ecke blieb er stehen und beobachtete, wie die Bad Boys nach und nach das Gelände verließen. Als er das Scheppern des Lagertors hörte, wusste er, dass nun auch Fränki aus der Halle trat.
    Paul legte einen Spurt hin und überraschte seinen Kontrahenten, als dieser in gebückter Haltung vor dem Eingang stand und am verrosteten Vorhängeschloss hantierte. Paul machte nicht viel Federlesen, sondern packte Fränki am Kragen seiner Jeansjacke. Dabei nahm er ihn mit so viel Schwung, dass dieser rücklings gegen das Tor krachte. Paul erschrak, weil er befürchtete, das laute Scheppern würde einen der anderen Bad Boys alarmieren, doch um sie herum blieb alles still. Fränkis Kumpels waren längst außer Hörweite.
    »Was, wer. . .«, stammelte der völlig überraschte Ultra. Dann erkannte er Pauls Gesicht im schwachen Licht der Straßenlaternen. »Du bist das? Was zur Hölle hast du vor?«
    Paul hielt sein Opfer im Würgegriff. Zur Sicherheit stemmte er außerdem seine Knie gegen Fränkis Beine. »Dreimal darfst du raten«, zischte er.
    »Heimzahlen willst du es mir, was?«, röchelte Fränki.
    Paul lockerte seinen Griff, doch nur so viel, dass der andere Luft bekam und nicht am Sprechen gehindert wurde. »Der Gedanke ist mir gekommen, ja.«
    »Dann tu es doch. Schlag mich zusammen, wenn du dich danach besser fühlst. Ich kann mich eh nicht wehren. Habe da drin vier Bier und ein paar Wodka Feige gekippt.«
    Das riecht man an deiner Fahne, dachte Paul und nahm seine Knie zurück. »Sei froh, dass ich kein gewalttätiger Mensch bin. Es juckt mir zwar in den Fingern, aber ich weiß mich zu beherrschen.«
    »Okay, Meister, wenn du dich nicht prügeln möchtest, kannst du mich ja loslassen.«
    »Von wegen!« Paul zog seinen Griff wieder an. »Ich habe alles gesehen, was ihr in der Halle getrieben habt.«
    »Was denn, du hast uns bespitzelt?«
    »Ja, und die Polizei weiß auch Bescheid.«
    Fränki schien seltsamerweise unbeeindruckt. Ob das am Alkohol lag?
    »Na und? Wir haben ein paar harmlose Feuerwerksraketen gebaut. Ist das etwa verboten?«
    Paul musste sich mit Vermutungen behelfen: »Soviel ich weiß, ja. Es gibt sicher ein Gesetz, das Hantieren mit Sprengstoffen untersagt.«
    »Sprengstoffe?« Fränki legte seine Hände auf die von Paul und schob sie langsam von seinem Hals. »Von wegen! Du hast wohl ’ne Meise! Wir planen keinen Anschlag, sondern wollen nur ein bisschen Rambazamba veranstalten.« Er machte sich nun ganz von Paul frei, blieb aber an die Wand gelehnt stehen. »Wir sind Ultras. Ultras begleiten jeden Verein und, okay, sie sind die auffälligste Gruppe unter den Fans. Wir sorgen für Stimmung im Stadion, laut und bunt, aber nach dem Abpfiff laufen die Spieler in die Nordkurve und klatschen, weil sie dankbar sind für unsere Unterstützung.«
    »Ja, so mag das vielleicht aussehen, wenn es gut läuft für euren Verein«, meinte Paul und behielt Fränki genau im Blick. »Aber wehe, der Club verliert.«
    »Ja und? Dann gibt es halt mal Zoff, und wir schmeißen ein paar Böller. Die Fürther sind vom gleichen Schlag und hart im Nehmen, die werden das schon verschmerzen.«
    »Was ist denn das für eine Einstellung?«, ärgerte sich Paul. »Habt ihr eigentlich völlig vergessen, dass Fußball bloß ein Sport ist? Ein Spiel, mehr nicht! Da zählen Fairness und Sportsfreundschaft. Eure Gewaltaktionen sind durch nichts und niemanden zu recht-fertigen.«
    »Nur ein Sport? Dass ich nicht lache! Du redest gescheit daher, obwohl du null Ahnung davon hast, was es heißt, ein echter Fan zu sein.« Fränki fixierte ihn aus glänzenden Augen. »Wir lieben den Fußball nicht nur, sondern wir leben ihn. Bei mir und meinen Freunden ist der Club alles, einfach alles. Kapierst du das? Meine Freundin habe ich rausgeschmissen, weil sie mit mir in Urlaub fahren wollte – mitten in der Saison! Der Fußball ist mein Herrgott! Ich habe sogar meine Wohnung rot und schwarz angemalt. . .«
    ». . . und schläfst in FCN-Bettwäsche«, machte sich Paul lustig.
    Fränki widersprach nicht.
    »Oh Mann«, stöhnte Paul und dachte an Hannah, die sich die Nägel zu Ehren der Fürther kleeblattgrün lackiert hatte. In ihrem Fall zwar nur, um zu provozieren, doch

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