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Lolita (German)

Lolita (German)

Titel: Lolita (German) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Nabokov
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konnte Deinen ganzen Text aus dem Effeff. Sie war gut, hatte Schwung und Sicherheit, es fehlte ihr nur irgendwie an Empfänglichkeit, angelöster Vitalität , dem Charme meiner - und der autoreigenen -Diana; es gab aber diesmal keinen Autorenbesuch, um Beifall zu klatschen, und das fürchterliche Gewitter draußen störte unseren eigenen, bescheidenen Kulissendonner. Oh, meine Liebe, das Leben fliegt nur so. Jetzt, wo alles vorbei ist, die Schule, das Stück, der Schlamassel mit Roy, Mamas Entbindung (leider ist unser Baby gestorben!), kommt es mir vor, als sei alles schon ganz lange her, obgleich ich immer noch Schminkspuren an mir habe.
    Ubermorgen fahren wir nach New York, und leider werde ich mich nicht darum drücken können, meine Eltern nach Europa zu begleiten. Ich habe sogar noch eine schlechtere Nachricht für Dich, Dolly-Lo! Zwar weiß ich gar nicht, ob Du nach Beardsley zurückkommst, aber wenn Du zurückkommst, bin ich vielleicht nicht mehr da. Nach allem, was vorgefallen ist, das eine, Du weißt schon, mit wem, und das andere nicht mit dem, den Du zu kennen glaubst, wünscht Papa, daß ich ein Jahr lang in Paris studiere, solange es ihn und die Stipendien des Herrn Fulbright noch gibt.
    Wie erwartet, stolperte der arme Poet in der dritten Szene über die paar dummen französischen Zeilen. Weißt Du noch? Ne manque pas de dire à ton amant, Chi-mène, comme le lac est beau car il faut qu'il t'y mène. Glücklicher Beau! Qu'il t'y - was für ein Zungenbrecher.
    Dann mach's also gut, Lollichen. Viele Grüße von Deinem Poeten. Empfehlung an den alten Herrn. Deine Mona. P. S. Aus allerlei Gründen wird meine Post streng überwacht. Warte also lieber, bis ich Dir von Europa aus schreibe.» (Soviel ich weiß, hat sie es nie getan. Der Brief hatte etwas geheimnisvoll Bösartiges an sich, das zu analysieren ich heute zu müde bin. Ich fand ihn später in einem unserer Reiseführer und gebe ihn hier ä titre documentain wieder. Ich las ihn zweimal.)
    Ich sah von dem Brief auf und wollte gerade ... Aber es war keine Lo zu sehen. Während ich in Monas Hexerei vertieft war, war Lo achselzuckend verschwunden. «Haben Sie vielleicht zufällig...», fragte ich einen Buckligen, der in der Nähe des Eingangs den Fußboden fegte. Er hatte, der alte Lüstling. Er meinte, sie habe draußen wohl einen Bekannten gesehen und sei hinausgelaufen. Ich lief auch hinaus. Blieb stehen - sie war nicht da. Ich lief weiter. Blieb wieder stehen. Nun war es also geschehen. Sie war fort, auf immer.
    In späteren Jahren habe ich mich oft gefragt, warum sie an diesem Tage nicht auf immer fortgegangen ist. War es der Gedanke an ihre neue Sommergarderobe in meinem abgeschlossenen Auto, der sie zurückhielt? War irgendeine Einzelheit innerhalb irgendeines Gesamtplans noch nicht weit genug gediehen? Oder war es ganz einfach, weil ich alles in allem noch dazu benutzt werden konnte, sie bis Elphinstone zu befördern - das sowieso die geheime Endstation war? Ich weiß nur, daß ich überzeugt war, sie habe mich auf immer verlassen. Die teilnahmslosen violetten Berge im Halbkreis um die Stadt schienen mir von keuchenden, kraxelnden, lachenden, keuchenden Lolitas zu wimmeln, die sich im leichten Nebel verloren. Ein großes W aus weißen Steinen an einem steilen Hang, das in der Ferne am Ende einer Querstraße zu sehen war, erschien mir wie der riesige Anfangsbuchstabe von «Weh».
    Das neue, schöne Postamt, aus dem ich gerade herausgekommen war, lag zwischen einem noch nicht erwachten Kino und einer Verschwörergruppe von Pappeln. Es war neun Uhr vormittags. Es war die Hauptstraße. Ich ging auf ihrer schattenblauen Seite und spähte zur gegenüberliegenden hinüber: Daß sie so schön wirkte, war das Zauberwerk eines jener zarten Frühsommermorgen mit aufblitzendem Glasgefunkel hier und da und einer Stimmung, als zittere alles, als sei alles fast einer Ohnmacht nahe angesichts des nahenden, unerträglich heißen Mittags. Ich ging über die Fahrbahn, schlenderte sie entlang und blätterte dabei gleichsam die Ladenschilder einer langen Häuserreihe um: Drugstore, Immobilien, Moden, Autozubehör, Café, Sportartikel, Immobilien, Möbel, Elektrogeschäft, Telegraphenbüro, Reinigung, Lebensmittel. Polizei, Polizei, meine Tochter ist mir weggelaufen. Im Bunde mit einem Detektiv; verliebt in einen Erpresser. Hat meine völlige Hilflosigkeit ausgenutzt. Ich sah in alle Läden. Ich erwog, ob ich einen der wenigen Fußgänger ansprechen sollte. Ich tat es

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