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Lolita (German)

Lolita (German)

Titel: Lolita (German) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Nabokov
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Rackets das Buschwerk aufs Gera-tewohl nach dem letzten verschlagenen Ball durchstöberten.
    Ich führe alle diese sonnigen Nichtigkeiten in der Hauptsache an, um meinen Richtern zu beweisen, daß ich alles tat, was in meiner Macht stand, damit meine Lolita die ganze Zeit über ihren Spaß hatte. Wie entzückend war es, mitanzusehen, wenn sie, selber noch ein Kind, einem anderen Kind ein paar ihrer wenigen Fertigkeiten vormachte, zum Beispiel eine besondere Art von Seilspringen. Mit der rechten Hand den linken Arm hinter dem ungebräunten Rücken umfassend, war das kleinere Nymphchen, ein durchscheinendes Herzchen, ganz Auge, so wie es die pfauenhaft schillernde Sonne war, die durch die blühenden Bäume auf den Kies fiel, und inmitten dieses vieläugigen Paradieses hüpfte mein sommersprossiges und vulgäres Liebchen, hüpfte genau wie die vielen anderen, an deren Anblick auf den sonnengesprenkelten, besprengten, feuchtriechenden Bürgersteigen und Brüstungen des alten Europa ich mich berauscht hatte. Dann gab sie ihrer kleinen spanischen Freundin das Seil zurück und beobachtete die Wiederholung des Vorgeführten und strich sich das Haar aus der Stirn und verschränkte die Arme und trat mit einer Fußspitze auf die andere oder ließ die Hände locker auf die noch immer schmalen Hüften sinken, und ich ging nachsehen, ob das verdammte Hauspersonal endlich unser Zimmer gemacht hatte; und dann strahlte ich dem scheuen, dunkelhaarigen Mädchenpagen meiner Prinzessin ein Lächeln zu, vergrub meine väterlichen Finger von hinten tief in Los Haar, umspannte freundlich, aber fest ihren Nacken und führte meine widerstrebende Schmusekatze zu einer raschen Vereinigung vor Tisch in unser kleines Heim.
    «Wessen Katze hat Sie denn gekratzt, Sie Armer?» erkundigte sich dann vielleicht eine fleischige, vollerblühte, hübsche Frau jenes abstoßenden Typs, für den ich ganz besonders attraktiv war, während eines gemeinsamen Abendessens im Haupthaus, auf das eine Tanzveranstaltung folgen sollte, die ich Lo versprochen hatte. Solcherlei Vorkommnisse bewogen mich, einen weiten Bogen um andere Leute zu machen, indes Lo alles Erdenkliche tat, um so viele potentielle Zeugen wie möglich in ihren Kreis zu ziehen.
    Sie wedelte, bildlich gesprochen, nach Art kleiner Hündinnen mit ihrem winzigen Schwanz, ja ihrem ganzen Hinterteil, wann immer uns ein grinsender Fremder ansprach und mit einer vergleichenden Studie der Nummernschilder ein munteres Gespräch begann. «Weiter Weg nach Hause!» Es kam vor, daß neugierige Eltern, die Lo über mich aushorchen wollten, ihr vorschlugen, mit ihren Kindern ins Kino zu gehen. Manchmal ging es um Haaresbreite. Der Ärger mit den Wasserfällen der Klosetts hatte mich natürlich in all unseren Karawansereien verfolgt. Aber ich hatte nicht geahnt, wie waffelartig das Wandmaterial war, bis eines Abends, als ich zu laut geliebt hatte, das sonore männliche Räuspern eines Nachbarn die Pause so deutlich ausfüllte, wie mein eigenes es getan hätte; und am nächsten Morgen beim Frühstück an der Milchbar (Lo schlief gern lange, und mir machte es Vergnügen, ihr eine Kanne heißen Kaffee ans Bett zu bringen) schaffte es mein Zimmernachbar vom Abend vorher - ein ält-licher Narr, der eine randlose Brille auf seiner langen, tugendhaften Nase trug und ein Tagungsschildchen an seinem Jackenaufschlag -, eine Unterhaltung mit mir anzuknüpfen, in deren Verlauf er mich fragte, ob meine Ehehälfte so wie seine morgens nicht aus dem Bett zu kriegen sei, außer zu Hause auf der Farm; und hätte die entsetzliche Gefahr mir nicht die Kehle zugeschnürt, so : hätte ich gern die verstörte Überraschung auf seinem dünnlippigen, verwitterten Gesicht gesehen, wenn ich, von meinem Barhocker herabgleitend, trocken bemerkt hätte, ich sei gottseidank Witwer.
    Wie süß war es, ihr den Kaffee zu bringen und ihn ihr dann zu verweigern, bis sie ihre Morgenpflicht erfüllt hatte. Und welch rücksichtsvoller Freund war ich, welch leidenschaftlicher Vater, welch guter Kinderarzt, der sich aller körperlichen Bedürfnisse seiner kleinen Halbbrünetten annahm! Ich verübelte der Natur lediglich, daß ich meine Lolita nicht von innen nach außen stülpen konnte, um meine gierigen Lippen an ihre junge Gebärmutter, ihr unbekanntes Herz, ihre perlmutterne Leber, die Meerestrauben ihrer Lungen und an ihre hübschen Nierenzwillinge zu pressen. Wenn ich sie an besonders tropischen Nachmittagen in der klebrigen Schwüle der

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