Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
London Boulevard - Kriminalroman

London Boulevard - Kriminalroman

Titel: London Boulevard - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
Vom Netzwerk:
oder?«
    Schweigen.
    »Bri?«
    »Ich werde brav sein, Mitch.«
    »Okay.«
    »Frank möchte auch, dass ich brav bin.«
    »Ja ... gut ... dann bis um acht.«
    Als es auf acht Uhr zuging, wirkte die Wohnung richtig heimelig. Töpfe standen auf dem Herd, Küchendüfte erfüllten die Räume, der Tisch war gedeckt. Ich machte eine Flasche Wein auf, schenkte ein Glas ein. Er schmeckte bitter, aber das war völlig in Ordnung. Bei Alkohol musste ich aufpassen. Meine Zeit im Knast war das Ergebnis einer Überdosis.
    Wenn ich Whiskey trinke, habe ich Blackouts. An den Tag erinnere ich mich noch deutlich. Norton und ich hatten ein Ding gedreht und drei Riesen an Land gezogen.
    Pro Kopf.
    Ich schoss mich total ab. Sogar Norton meinte:
    »Mann, Mitch, mach langsam.«
    Machte ich aber nicht.
    An den Abend kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern. Angeblich habe ich mich mit irgendeinem Typen angelegt. Wir gingen raus.
    Norton kam hinterher.
    Er konnte mich davon abhalten, den Kerl kaltzumachen, aber gerade so.
    Ich bekam drei Jahre.
    Ich will das Urteil gar nicht anzweifeln. Die Sache ist aber die, dass meine Hände sauber waren. Nicht mal ein aufgeschürfter Fingerknöchel. Ich erwähnte das meinem Anwalt gegenüber, der meinte:
    »Sie haben ihn getreten.«
    Ach so.
    Männer überstehen Knastnächte auf die unterschiedlichsten Arten.
    Sei’s mit
    Fusel
    Ficken
    Klebstoff.
    Ich trieb den ganzen Tag Sport, bis ich körperlich am Ende war. Einige Männer beteten, wenn auch leise. Ich hatte mein Mantra von Bruce Chatwin übernommen.
    Es ging so:
    »Ich werde die buddhistischen Tempel von Java sehen. Ich werde neben Sadhus auf den Ghats von Varanasi sitzen. Ich werde Haschisch rauchen in Kabul und in einem Kibbuz arbeiten.«
    Meistens funktionierte es.
    Es klingelte an der Tür. Ich öffnete, und Bri stand davor. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug, einen rosafarbenen Pulli. Sie überreichte mir einen riesigen Blumenstrauß. Ich sagte:
    »Komm rein.«
    Als sie die Wohnung sah, meinte sie:
    »Wow ... die ist toll.«
    Ich schenkte ihr Wein ein, sie nippte dran und fragte:
    »Verträgt sich Wein mit Methaqualon?«
    »Äh ...«
    »Weil ich mich ein bisschen zurücknehmen und nicht ausflippen wollte.«
    Das klang vielversprechend, wenn auch unwahrscheinlich. Sie setzte sich und sagte:
    »Ich zieh bei dir ein.«
    »Was?«
    Sie lachte laut. Ihre Lache gehörte zu den besseren, tief aus dem Bauch heraus, mit einer ganz leichten Andeutung von Hysterie. Sie sagte:
    »Mach nicht so ein Gesicht, Mitch, das war ein Witz.«
    »Na gut.«
    Ich sah nach dem Essen, offenbar hatte ich alles im Griff. Bri schrie:
    »Riecht gut, Mitch.«
    Ich sagte:
    »Müsste in zehn Minuten fertig sein, passt das?«
    »Ausgezeichnet.«
    Als ich wieder zurückkam, arrangierte sie die Blumen. Ich setzte mich, drehte eine Zigarette. Bri fragte:
    »Komme ich dir verändert vor?«
    »Äh ... nein ... du ... scheint alles in Ordnung.«
    »Ich war in Therapie.«
    »Das ist gut, oder?«
    Sie senkte den Kopf und sagte:
    »Ich soll Frank nicht mehr erwähnen.«
    Am liebsten hätte ich ausgerufen »Gott sei Dank«, sagte stattdessen aber: »Okay.«
    Sie machte einen Rundgang durch die Wohnung, betrat das Schlafzimmer. Ich hörte, dass sie die Schranktür öffnete. Als sie wiederkam, sagte sie:
    »Du bist jedenfalls auf die Füße gefallen, Mitch.«
    Sie schenkte sich noch mehr Wein ein, zeigte auf die Bücher und sagte:
    »Wirst du die alle lesen?«
    »Das hab ich vor.«
    Plötzlich wirkte sie traurig. Ich sagte:
    »Bri, ich möchte sie lesen, das macht mir Spaß.«
    Sie schüttelte den Kopf und sagte:
    »Schade.«
    »Was?«
    »Du wirst keine Zeit dafür haben.«
    »Wovon redest du, Bri?«
    »Auf der Party war ein Mann, der gesagt hat, wenn du Glück hast, hältst du’s sechs Monate durch.«
    Ich versuchte, sie aufzumuntern.
    »Die lese ich locker in sechs Monaten.«
    Es funktionierte nicht.
    »Ich will nicht, dass du wieder ins Gefängnis musst.«
    Ich ging zu ihr, legte den Arm um sie, sagte:
    »Hey, komm schon, ich muss da nicht wieder hin.«
    »Versprochen?«
    »Ich verspreche es. Ich habe einen legalen Job.«
    »Ohne dich komme ich nicht so gut klar, Mitch.«
    »Komm, wir essen ... ja?«
    Das Essen war gut. Ich hatte Knoblauchbrot und Knoblauchpilze gemacht, die schmeckten ihr am besten. Ich machte noch eine Flasche auf und wir hauten rein. Das Pfannengemüse war lasch, aber mit den anderen Sachen zusammen ganz passabel. Bri fragte:
    »Was ist das für ein Job?«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher