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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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Blick beharrlich auf das Stra ß enpflaster gerichtet und versucht zu verdr ä ngen, wohin sie ging.
    » Sie haben Recht, Signorina! « Strozzini t ä tschelte ihren Arm und wies auf seine angelaufene, silberne Taschenuhr. » Schlag zw ö lf, h ö ren Sie? Wir wollen doch nichts verpassen? «
    Sie w ü nschte, sie h ä tte ihn abh ä ngen k ö nnen, aber seit sie Coustance Laden verlassen hatte, klebte der Schriftsteller an ihr wie eine Klette. Hinzu kam, dass sie einerseits liebend gerne einen Teil des anstehenden Spektakels verpasst h ä tte. Andererseits hatte sie sich fest vorgenommen, Nathan beizustehen.
    Warum nur hatte Coustance sie nicht eher gehen lassen?
    Sie war ganz au ß er Atem, als sie endlich Charing Cross erreichten. Schon von Weitem sah sie eine gewaltige Menschenmenge, welche die gesamte Stra ß enkreuzung rund um das Reiterstandbild Charles I. verstopfte. Die Leute standen so weit auf der Stra ß e, dass kein Fuhrwerk mehr vorbeikam, doch das schien kaum jemanden zu st ö ren. Die Fuhrleute und Kutscher selbst waren auf ihre Wagen geklettert, S ä nftentr ä ger auf ihre Tragsessel, um besser sehen zu k ö nnen. Menschen hingen aus den Fenstern der umliegenden H ä user, sie klammerten sich an das Eisengitter, welches das Denkmal einfasste, und dr ä ngten sich um das Holzger ü st, das genau daneben errichtet worden war.
    » Madre di Dio! So etwas hab ich noch nicht erlebt! « , stellte Strozzini fest.
    » Dass es so voll ist? « , fragte sie trostlos.
    » Dass sie das Ding in so kurzer Zeit aufgebaut haben! Und das f ü r nur einen Mann. Solo per un uomo, Madonna! «
    » Meinen Sie, der Regen sorgt daf ü r, dass die Leute fr ü her nachhause gehen und einige vielleicht gar nicht kommen? « Schon w ä hrend sie das aussprach, wusste sie, wie die Antwort ausfallen w ü rde. Es regnete zwar seit gestern ununterbrochen, aber nicht mehr besonders stark, und schon jetzt hatte das eine un ü berschaubare Menschenmenge nicht vom Kommen abgehalten.
    Strozzini schaute pr ü fend zum Himmel auf. » Beh, das bisschen Regen … Dieses Spektakel l ä sst sich keiner entgehen. Dass es voll ist wundert mich gar nicht. Immerhin steht heute ein Ordnungsh ü ter am Pranger! Das wollen die Leute doch sehen! «
    » Warum? «
    Der Schriftsteller gluckste am ü siert. » W ü rd mich sehr wundern, wenn sich keine Kundschaft von ihm unter die Gaffer gemischt h ä tte. Gibt doch sicher einige, die noch eine Rechnung mit einem Constable offen haben, sollte man meinen. Leute, die sich ungerecht behandelt f ü hlen, zum Beispiel. – Und sehen Sie mal: Weil alles so schnell ging, sind sie sicher nicht dazu gekommen, den Platz vorher zu s ä ubern. «
    Tats ä chlich schien die Kreuzung nicht sonderlich sauber, Unrat, Tr ü mmerteile von liegengebliebenen Fuhrwerken, aber das war fast ü berall in der Stadt so. » Wieso sollten sie? «
    » Bambina! « , rief Strozzini. » Weil das ganze Zeug prima Wurfgeschosse abgibt! «
    Gro ß er Gott! Sie erinnerte sich daran, was Henry ü ber die Steine gesagt hatte.
    » Haben Sie noch nie einen am Pranger gesehen? «
    Sie sch ü ttelte den Kopf. Das wenigstens war ihr erspart geblieben. Ihrer Mutter hatte nie der Sinn nach solchen Zerstreuungen gestanden. Ganz im Gegensatz zu all diesen Gaffern. Mit so einem Volksspektakel hatte sie nicht gerechnet.
    » Da! Es geht los! «
    Strozzini schob sie vorw ä rts. Als sie den Hals reckte, sah sie einen Mann im dunklen Anzug das Podest betreten, der jemand anderen hinter sich herzog.
    Nathan! Frances l ö ste sich von Strozzini und dr ä ngte sich durch die Menge.
    » He! Nicht doch. Einen alten Mann stehen zu lassen, das ist nicht damenhaft! «
    Das war ihr herzlich egal, sollte das Klappergestell doch zerquetscht werden! Sie kannte nur ein Ziel: die erste Reihe. Direkt am Podest wollte sie stehen, sie hatte es Henry versprochen. Die Umstehenden protestierten, als sie sich an ihnen vorbeischob, einige br ü llten ihr Fl ü che hinterher, Ellenbogen trafen sie in die Seite, aber sie f ü hlte nur ihr Herz rasen. Halb blind, w ü hlte sie sich durch die Menge.
    » Nathan! « , schrie sie und winkte. » Nathan! «
    Nat ü rlich h ö rte er sie nicht. Daf ü r dr ä ngelte sich auf einmal jemand von der Seite an sie heran.
    » Oh, sie kennt ihn! Seht nur, wie r ü hrend! «
    Frances fuhr herum. Verst ö rt und ver ä rgert nahm sie das rotwangige M ä dchen neben sich wahr, das sich gerade nicht vorhandene Tr ä nen mit dem Sch ü rzenzipfel

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