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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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fortwischte. Ihr Gesicht gl ü hte vor Eifer. Sie geh ö rte zu der Frauenmeute, die sie eben fast noch umgaloppiert hatte. Und ihre Freundinnen folgten dem Weibsbild dicht auf dem Fu ß .
    » Dann wird ’ s noch lustiger, wenn sie ihn am Kopf treffen! « , rief eine der anderen.
    Frances wollte das nicht h ö ren, versuchte, von ihnen fortzugelangen, aber es schien, als w ü rden die Frauen an ihrem Rockzipfel h ä ngen.
    » Wei ß t du, dass sie vor einem Monat einen am Pranger get ö tet haben? «
    » Verschwindet! « Sie schaufelte sich ihren Weg mit den H ä nden frei. Sie wollte keine Dame sein, sie wollte einfach nur zu Nathan. Aber ganz vorne angekommen, stoppte sie eine Reihe von Wachm ä nnern, deren lange Holzst ö cke aus der Menge herausstaken wie Anlegepfosten aus der Themse. Sie bildeten einen undurchdringlichen Ring um das Podest.
    Frances sprang vor ihnen hoch, um besser sehen zu k ö nnen, und w ü nschte, sie h ä tte ihre hohen Schuhe noch besessen.
    Der Pranger bestand aus einem Holzbord, das aus mehreren Brettern zusammengezimmert war, soviel konnte sie erkennen. Er besa ß Aussparungen f ü r zwei M ä nner, f ü r ihre K ö pf und Arme, um genau zu sein. In der Mitte steckte das Bord auf einem Pfahl.
    » Ein Jammer, dass es nur einer ist! Den anderen haben sie wohl nicht geschnappt? « , h ö rte sie die Frauen hinter sich.
    » Ja, man sagt, der Zweite w ä re unerkannt entkommen. «
    » Sodomitenpack! «
    Henry auch an diesem Pfahl zu sehen h ä tte Frances nicht ertragen. Sie versuchte, die Vorstellung zu verdr ä ngen, den dummen G ä nsen nicht zuzuh ö ren, w ä hrend der Mann im schwarzen Anzug Nathan den Hut abnahm, ihn in die Aussparungen schl ü pfen lie ß und dann die Bretter in seinem Nacken befestigte, sodass sein Hals und seine Arme dazwischen fixiert waren. Der Constable lie ß es mit unbewegtem Gesicht ü ber sich ergehen. Seine Augen waren starr auf einen Punkt in weiter Ferne gerichtet. Warum sah er nicht zu ihr hin ü ber?
    » Nathan! « , rief sie verzweifelt durch all das Chaos um sie herum.
    Die Umstehenden johlten so laut, dass sie immer noch wenig Hoffnung hatte, er k ö nnte sie h ö ren, aber als sie erneut in die Luft sprang, seinen Namen wie eine Besessene br ü llte, da wandte er tats ä chlich den Kopf zu ihr.
    » Ich bin hier! « , sagte sie leise, mit dem Rest ihres Atems, und hoffte, er k ö nnte es von ihren Lippen ablesen.
    Und tats ä chlich: Er nickte!
    » S üß , so s üß ! Sie kennt das Schwein wirklich! «
    Warum lie ß en diese Weiber nicht von ihr ab? Frances versuchte, den Blick nur noch auf das Podest zu richten, w ä hrend sich der Schwarzgekleidete neben Nathan aufbaute. » Vorw ä rts, Sir « , befahl er so laut, dass man es sicher selbst noch in den hintersten Reihen h ö ren konnte.
    Die Frauen neben Frances jubelten. Sie h ä tte den Folterknecht am liebsten vom Podest gerissen.
    Nathans Gesicht zuckte, so fest biss er den Kiefer zusammen. Dann ging ein Ruck durch seinen K ö rper, und er machte einen Schritt vorw ä rts. Die Holzkonstruktion lie ß sich drehen wie eine Getreidem ü hle! Frances war entsetzte und fasziniert zugleich. Der Holzpfosten war beweglich und lie ß es auf diese Art und Weise zu, dass der im Pranger eingezw ä ngte Delinquent Runde um Runde aus allen nur erdenklichen Positionen gesehen werden konnte, von dem Mob auf der Stra ß e, von den Leuten in den Fenstern.
    Wie sie vor Begeisterung kreischten! Frances wollte sich die H ä nde auf die Ohren pressen, um all die Schm ä hrufe am liebsten nicht h ö ren zu m ü ssen. Aber das konnte Nathan auch nicht, und er h ä tte sie dabei sehen k ö nnen, jedes Mal wenn er an ihr vorbeikam. Sie musste stark sein! Also harrte sie aus, verbissen so wie er, nur unsichtbarer in der Menge. Sie k ä mpfte die Wut zur ü ck, als die erste Handvoll Dreck auf das Podest geschleudert wurde und Nathan an der Schulter traf. Die n ä chsten W ü rfe waren besser gezielt. Sie sah den Constable die Augen schlie ß en und ballte die F ä uste an ihren Seiten.
    » Nathan! « , schrie sie erneut. Alles in ihr dr ä ngte sie noch ein St ü ck weiter nach vorne.
    » Der wird ’ s auch nicht schaffen, Sch ä tzchen! Einen Constable haben sie uns schon lange nicht mehr gegeben. «
    » Unfug! « Sie h ö rte nicht nur Beifallsgeschrei. Sie bildete es sich doch nicht blo ß ein, dass in dem aufgeputschten Stimmengewirr auch missbilligende Rufe laut wurden? Das mussten die Weiber doch h ö ren! Sie

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