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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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er sich mit seinem Schicksal abgefunden. Wenn am Eingang ein Kunde wartete, w ü rde er ihn zum Teufel jagen. Wenn es einer von Ross ’ M ä nnern w ä re, w ü rde er ihm den Hals hinhalten, damit der ihn strangulieren konnte.
    Tats ä chlich wartete vor der T ü r ein Mann mit tief ins Gesicht gezogenem Dreispitz, so wie Josephine gesagt hatte. Der Mann war so gro ß , dass er Henry ü berragte, obwohl er auf der unteren Treppenstufe stand.
    » Was kann ich f ü r Sie tun, Monsieur? «
    Der Mann hob den Kopf. Henrys Herz blieb beinahe stehen, so wie der Pulsschlag der Zeit, der auszusetzen schien, in dem Moment, in dem er ihn erkannte.
    » Nathan! «
    Der Constable zitterte. Er war bleich und tropfnass, Wasser ran aus jeder Falte seiner Kleidung.
    Erst als Henry die Hand nach ihm ausstreckte, um ihn nach drinnen zu ziehen, wurde ihm bewusst, dass er nicht vor dem Kamin eingeschlafen und dies blo ß ein Traum war.
    » Oh Gott, Nathan, dir geht es gut! «
    Der andere nahm den Hut ab, seine Augen huschten durch den Flur. » Ja « , sagte er ausweichend. Die Blessuren in seinem Gesicht straften seine Antwort L ü gen. Es schien sogar, als ginge er leicht vorn ü bergebeugt.
    » Haben diese Bastarde dich verletzt? Ist irgendetwas mit deinen Rippen? «
    Nathan winkte ab. » Sie sind heil « , behauptete er, aber seine Linke tastete unwillk ü rlich danach.
    » Was wenn sie gebrochen sind? «
    Der Andere machte einen ver ä chtlichen Laut. » Das f ü hlt sich anders an. «
    Henry zog kritisch eine Augenbraue hoch.
    » Gestatte einem alten Mann die Erfahrung einiger Rippenbr ü che « , f ü gte Nathan hinzu.
    » Ich gestatte sie dir. Du brauchst nur nicht damit anzugeben. Nicht mit deinen gebrochenen Rippen und nicht mit den sieben Jahren, die du ä lter bist. «
    Der Scherz ging ihm nicht so glatt ü ber die Lippen, wie beabsichtigt, dennoch l ä chelte Nathan. Er zerrte seinen regenschweren Great Coat hoch, der ihm von den Schultern zu rutschen drohte, und verzog dabei schmerzhaft das Gesicht. Es war offensichtlich, dass er tats ä chlich verletzt war.
    Ein Klo ß bildete sich in Henrys Kehle, als er versuchte, den sp ö ttischen Ton beizubehalten. » Von einem ehemaligen Soldaten h ä tte ich mehr Haltung erwartet. « Was f ü r ein dummer Satz! Er konnte selbst sehen, dass Nathans Haltung hart erk ä mpft war.
    » Kann ich hierbleiben? «
    Die Ü berraschung lie ß Henry kaum Worte finden. » Nat ü rlich. – Ist es … wegen deines Onkels? «
    » Ich habe mich davongeschlichen. «
    Vielleicht h ä tte ihn die Vorstellung, wie dieser gro ß e Mann sich aus dem Stadtpalast seines Onkels davonschlich, unter normalen Umst ä nden am ü siert. Aber so nickte Henry nur und zog Nathan vorsichtig hinter sich her in Richtung des Treppenaufgangs. Er entz ü ndete die Kerze in dem kleinen Messinghalter, die stets auf der untersten Stufe auf den letzten Heimkehrer wartete, an der Flurlaterne. » Geh doch schon hinauf. Ich komme gleich nach. «
    R ä uspern strich ü ber seinen Nacken. » Bist du dir sicher, dass ich bleiben kann? «
    Henry lachte so umst ä ndlich, dass es selbst in seinen Ohren aufgesetzt klang. » Es ist ganz oben, das Zimmer gegen ü ber der Treppe. Stolpere nicht links hinein, dort wohnen Thomas Moore und seine vier Kinder. «
    » Kinder in einem …«
    Henry legte Nathan vertraulich die Hand auf die Schulter. » Sei einfach leise. Glaub mir, du willst sie nicht wecken. Sie sind Monster. «
    Nathan studierte aufmerksam sein Gesicht, bevor er die Kerze nahm und ging, als versuchte er, unter Henrys Heiterkeit die Spuren eines Zweifels zu entdecken. Sicher h ä tte er sofort das Haus verlassen, h ä tte er solche gefunden.
    Henry bem ü hte sich, unverbindlich zu l ä cheln. Erst als der Freund im ersten Stock verschwand, folgte er dem Licht zur Kellert ü r. Er brauchte einen klaren Kopf, ein paar vern ü nftige Worte und ein Fl ä schchen Hochprozentigen. All das hoffte er im Keller bei Mrs. Thompson zu finden.
    Das Mauerwerk empfing ihn mit jahrzehntealten Essensger ü chen, die der Kalkverputz speicherte wie Backsteine die W ä rme der Sonne. Die Treppe bohrte sich steil und d ü ster in das Untergescho ß , Henry tastete sich halbblind die unebenen Stufen hinunter, bis seine Hand gegen die Holzbretter der K ü chent ü r stie ß und sie aufdr ü ckte. Eine Wolke Eintopfduft, vermischt mit dem Geruch von Mrs. Thompsons Pfeifentabak, schlug ihm entgegen.
    Die schlanke alte Frau stand am Herdfeuer neben

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