London Hades
sch ü ttelte den Kopf. » Meine den Ausdruck in deinen Augen, wenn du seinen Namen sagst. «
» Wessen? «
» Er wartet oben auf dich? «
» Nathan? «
Die alte Kupplerin wies auf den Pfannenboden. » Das meine ich. «
Henry glaubte nicht, dass sich irgendetwas in seinem Blick ver ä ndert hatte, aber Mrs. Thompson schien ganz und gar vom Gegenteil ü berzeugt. Sie verschr ä nkte die Arme vor der Brust. » Kenn mich aus mit M ä nneraugen. Pass auf dich auf, Henry. «
Er lie ß sie stehen.
» Versprichst du es? «
» Ja! «
Es war schon fast dunkel, als sie im Coral Court eintraf. Alle weiteren Schritte wollten jetzt gut geplant sein, und so war Frances zuerst zu Nathans Haus gegangen, weil sie nach ihm sehen wollte und sie dachte, dass er ihr in rechtlichen Fragen ein besserer Ratgeber sein w ü rde als Henry. Aber sie hatte ihn nicht zuhause angetroffen und war sicher, dass er zu Henry gegangen war. Immerhin versetzte sie das in die gl ü ckliche Lage, ihre Geschichte nun nicht zweimal erz ä hlen zu m ü ssen.
Und was sie alles zu berichten hatte! Jetzt setzte sich vor ihren Augen alles zusammen wie die Scherben eines zerbrochenen Tellers: die Mordf ä lle, Henrys Erlebnisse, Sir Francis ’ Worte. Die junge Frau im Hospital war auf dieselbe Art verst ü mmelt worden wie ihr eigener Bruder. Sie hatte gesagt, dass es ein D ä mon gewesen w ä re, und sie vor einem Bagnio gewarnt. Und hatte nicht Henry erz ä hlt, dass Wilson Ross fr ü her in einem solchen Badehaus residiert h ä tte? Hatten Sie nicht gestern noch ü berlegt, dass er es sein musste, der sich Lord Daemian nannte?
In Frances ’ Kopf summte es. Dieser Mann war f ü r so viel Elend verantwortlich, in seinem Haus w ü rden sich bestimmt Beweise daf ü r finden lassen. Und selbst wenn nicht? Mit der Aussage des M ä dchens, der von Henry und Nathan, und nicht zuletzt mit ihrer eignen, musste man ihn doch vor Gericht bringen k ö nnen. Vielleicht w ü rde sie dann auch endlich erfahren, was mit Matthew geschehen war …
Sie lief mittlerweile so schnell, dass sie im ersten Moment wirklich glaubte, sie w ä re auf der matschigen Stra ß e blo ß ausgeglitten, als es sie pl ö tzlich von den F üß en riss. Doch da sah sie schon die Hand, die an ihr gezerrt hatte und sie nun in einen dunklen Winkel zwischen zwei H ä usern zog. Ihr wurde ein Knebel in den Mund gestopft, sie sah fl ü chtig einige Gestalten, die so gekleidet waren, wie die, die Henry bei dem Toten am Somerset House erkannt und die ihm sp ä ter aufgelauert hatten.
Ross ’ M ä nner! Panisch versuchte sie, sich zu befreien, sich zu Boden sinken zu lassen wie in Molly Haynes Haus, damit sie wegkriechen und in den dunklen Gassen Schutz suchen konnte. Aber diesmal kam sie damit nicht durch. Die M ä nner hielten sie eisern fest. Einer st ü lpte einen Sack ü ber ihren Kopf und nahm ihr damit die Sicht. Sie hatte entsetzliche Angst, er k ö nnte sie mit seiner Kordel strangulieren, so fest band er ihr damit den Sack um den Hals. Sie wehrte sich nach Leibeskr ä ften, selbst dann noch, als die Kerle sie schon verschn ü rt hatten und einer von ihnen sie sich ü ber die Schulter warf. Sollte er doch versuchen, ein strampelndes und laut st ö hnendes M ä dchen wegzuschleppen! Sie w ü rde es ihnen so schwer wie nur m ö glich machen. Vielleicht w ü rden ihre Schuhspitzen auch ein paar Mal ein Ziel treffen.
Wie dumm diese Idee war, schoss ihr in dem Moment durch den Sinn, als sie einen zischenden Laut wahrnahm und dann etwas Hartes mit voller Wucht auf ihren Sch ä del prallte.
J ä h riss jemand die Binde von seinen Augen fort, der Stoff schnitt an seinen Wangenknochen entlang.
Matthew hatte die verstrichene Zeit nur ü berstanden, weil er sich eingeredet hatte, er k ö nnte die scharrenden Ger ä usche, die ü ber den Boden kratzenden F üß e, die unterdr ü ckten Protestlaute nicht h ö ren.
Obwohl er jetzt wieder sehen konnte, kam es ihm so vor, als w ü rde das ganze Geschehen weiterhin an ihm vorbeirieseln und Wellen von Panik durch sein Blut schicken. Pl ö tzlich waren auch seine H ä nde wieder frei. Er ahnte, dass Haggerty hinter ihm stehen musste. Wie gerne h ä tte er dem Kerl einen Aufw ä rtshaken verpasst, aber er konnte nicht anders, als vorn ü ber zu sinken und sich auf den Fliesen abst ü tzen, um das schmerzende Gewicht seines K ö rpers von den Knien zu verlagern. Er konzentrierte sich ganz auf sich, wollte diesmal die Kontrolle behalten, egal, was jetzt
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