London Hades
geschah. Der Widerhall der letzten Erlebnisse klang immer noch in ihm nach.
Die Trennwand, nur wenige Schritte entfernt, bewegte sich und gab erneut den Blick auf das geschnitzte Gitterwerk frei, das sich dahinter befand. Das kratzende Ger ä usch, das dabei entstand, grub sich tief in Matthews Ohren.
Ü belkeit regte sich wieder in ihm, kaum dass er des Mannes ansichtig wurde, der ihm gegen ü ber auf dem Rand des Badebeckens sa ß . Der Lord. Dieser entsetzliche Wahnsinnige. Er sa ß ganz still auf dem Beckenrand.
Matthew zitterte. Warum f ü hlte er Panik aufsteigen, so ü berm ä chtig, als w ü rde sie die andere H ä lfte des Raumes g ä nzlich ausf ü llen? Er kroch vor, sah genauer hin. Und da bemerkte er die Wellenbewegungen im Becken, wie ein Beben unter der Wasseroberfl ä che. Er wollte den Mund aufmachen, um zu schreien, aber er bekam keinen Ton heraus. Die seltsame L ä hmung griff auch auf seinen K ö rper ü ber, nagelte ihm H ä nde und Knie am Boden fest, legte ihn still, w ä hrend ein L ä cheln die Lippen des Lords spaltete.
Dessen linke Hand ruhte ganz ruhig in seinem Scho ß , in den Falten seines bunt bestickten Banyons. Seine Rechte reichte in das Wasser hinab, aber sie war es nicht, die das immer st ä rker werdende Beben hervorrief.
Matthew sp ü rte Atemnot, als er Luftblasen am Beckenrand zerschellen sah. Es wurden mehr und mehr, wie ein sprudelnder Springbrunnen, und erst als sie schon zu verebben drohten, riss sein Gegen ü ber die rechte Hand aus dem Wasser empor. An seinem ausgestreckten Arm hing, ganz erstarrt, ein dunkler K ö rper, dessen Kehle zwischen den Fingern des Lords eingezw ä ngt war. Der Mund seines Opfers stand weit offen und schnappte verzweifelt nach Luft.
Matthew k ä mpfte sich auf die Beine hoch. » Nein! « , h ö rte er sich schreien. Seine zitternden Muskeln wollten ihm kaum gehorchen, als er sich am Gitterwerk aufrichtete.
» H ö r auf … Bitte « , brachte Collin hervor. Wasser lief aus seinen Locken, Tr ä nen aus seinen Augen.
Matthew riss am Gitter. » Lass ihn los, du Bastard! «
Der Lord machte mit der linken Hand ein Zeichen, dass Haggerty dazu brachte, still zu verharren und nicht auf Matthew einzuschlagen wie am Vorabend.
» Er ist noch ein Kind! «
Collin st ö hnte, als sein Peiniger ihn absinken lie ß . Laut platschend tauchte sein K ö rper wieder ins Wasser ein. Das narbige Gesicht des Lords grinste. » Das gef ä llt dir nicht, oder? «
Als Antwort zerrte Matthew heftiger an den geschnitzten Verstrebungen.
» Ich habe dich schon einmal wissen lassen, dass es aufh ö ren wird, wenn du schreibst. «
» Das wird doch niemals aufh ö ren! « , rief er.
» Alles nicht, nein. Aber deine Schmerzen ganz sicher. «
Collin tauchte am Arm seines Peinigers wieder aus dem Becken auf. » Bitt-bitte! «
Der Lord beachtete die gurgelnden Laute nicht weiter. Seine Augen waren auf Matthew gerichtet. » Nur einige Zeilen von dir, dem Meisterpoeten, auf dem nichtsw ü rdigen Papier, das ich dir gebe. Was meinst du? «
Matthew br ü llte, als er Collins K ö rper erneut auf das Wasser zurasen sah. Verzweifelt zerrte er am Gitter, boxte seine F ä uste dagegen und h ö rte das Holz unter seinen Schl ä gen knacken.
» Wenn du diese Wut doch nur zum Schreiben nutzen w ü rdest. Hier gibt es so viele Geschichten zu erz ä hlen. Was h ä ttest du am gestrigen Abend nur alles aufschreiben k ö nnen, wenn du es gewollt h ä ttest? Ich habe dir doch eine gute Vorlage geliefert, du h ä ttest gar nicht lange nachdenken brauchen. «
» Ich schreibe nicht ab! « , schrie Matthew. Und dann gab das Gitterwerk endlich unter seinen F ä usten nach. Unter der Wucht seines Ansturms brach sein K ö rper durch die geschnitzte Barrikade. Er h ö rte, dass Haggerty hinter ihm herschnellte, f ü hlte schon dessen Hand an seinem Kragen, die ihn zur ü ckriss, so wie der Lord gerade Collin aus dem Becken zerrte.
Der Mann schleuderte den tropfnassen Jungen direkt vor Matthew auf den Fliesenboden, genau in dem Moment, in dem Haggertys Faust ihn nach unten drosch. Keine zwei Schritte von ihm entfernt blieb Collin liegen, seine Brust pumpte Luft in seine rasselnde Lunge. Eine kleine Erleichterung nur, bevor Haggerty Matthew wieder die Arme auf den R ü cken rang, um sie mit einem Strick zusammenzubinden. Dann stellte der Kerl ihm den Fu ß in den Nacken. Matthew sah den Lord aufstehen, auf ihn zukommen und verstand, warum. H ä tten sie ihn nicht gefesselt, er w ä re
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