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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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dazu, weiterzusprechen, denn da wurde er schon beiseite gesto ß en, und eine seltsame, kleine Prozession dr ä ngte Henry in den Hausflur zur ü ck. Sie wurde angef ü hrt von einer gro ß gewachsenen Frau im gemusterten Seidenkleid, deren zu Locken aufgerolltes blondes Haar inzwischen schon ein wenig derangiert aussah. Doch das tat ihrer imposanten Erscheinung keinen Abbruch. Ihr folgte ein grobschl ä chtiger Kerl mit Triefnase und Ausma ß en, die selbst Nathans Gr öß e zu ü bertreffen schienen. Hinter ihm schlich ein sehr viel kleinerer, verhuscht wirkender Mann, dem pausenlos Schwei ß perlen von der Stirn in die Augen liefen, und hintendrein folgte Coustance.
    Der Buchh ä ndler zog die Augenbrauen hoch, als er Nathan hinter der T ü r entdeckte. » Oh, Constable Emerson. Sie hier? «
    Henry verfluchte sich. Genau so eine Situation hatte er vermeiden wollen. Da Nathan unbedingt seinen Dienst antreten wollte, hatte Henry sich bem ü ht, ihn wenigstens unauff ä llig hinauszulassen. Hatte extra gewartete, bis es ein wenig dunkler geworden war, dann alles Kommen und Gehen auf der Stra ß e eine halbe Stunde lang genau beobachtet und schlie ß lich diesen Zeitpunkt f ü r geeignet gehalten. Aber in der kurzen Zeit, in der sie beide von oben heruntergekommen waren, musste sich vor der T ü r dieser Auftrieb gebildet haben.
    » Der Constable hat die heilende Wirkung einer unserer Damen in Anspruch genommen « , stellte Henry mit m ü hsam unterdr ü ckter Wut in der Stimme fest.
    » Nat ü rlich « , sagte Coustance l ä chelnd.
    » Genug damit, Jacob! « Die elegante Frau schob ihn wenig damenhaft beiseite und baute sich vor Henry auf. » Wo ist meine Tochter Frances? «
    Einige Augenblicke lang war Henry sprachlos. Das war Frances ’ Mutter? Nun ja, bei genauem Hinsehen … Die Haltung, die schlanke Figur, das Funkeln in den Augen, das alles k ö nnte das M ä dchen von dieser Frau geerbt haben. » Sie sind Mrs. Watts? «
    » Vormals Drake. « Die Frau nickte, w ä hrend sie die H ä nde in die H ü ften stemmte und auf seine Antwort wartete.
    » Ich habe Frances seit gestern nicht mehr gesehen. Wei ß denn ihr Arbeitgeber nichts dar ü ber? « Er sah zu Coustance hin ü ber, der ganz schnell abwehrende Handbewegungen machte.
    Mrs. Watts zupfte mit spitzen Fingern den kleinen, schwitzenden Mann heran. » Dieses menschliche Elend behauptet, mein Kind w ä re vor Ihrem Haus ü berfallen und geraubt worden! «
    » Si, da vero! « , stie ß der Mann hervor.
    » Aber das ist doch nicht …« , begann Henry und unterbrach sich sofort. Verst ä ndnislos sah er zu Nathan hin ü ber.
    Der Freund zuckte die Achseln. Er hatte l ä ngst zu seiner ü blichen aufrechten Haltung zur ü ckgefunden, lehnte nachdenklich mit einer Schulter an der Flurwand. » Gestern Nachmittag habe ich sie zuletzt gesehen. Sie wollte sp ä ter noch zu dir gehen. «
    » Aber hier ist sie nicht angekommen! « , rief Henry.
    » Nat ü rlich nicht! « Der schwitzende Kerl rollte mit den Augen. Er bem ü hte einen italienischen Dialekt, den selbst Henry absto ß end fand. » Erst war sie in Bedlam , dann ist sie hierhingegangen und da, zwei Hauseing ä nge weiter, haben die sie dann geschnappt. «
    Henry verstand ü berhaupt nichts mehr. » Im Bethlehem Hospital war sie? Was ist das hier f ü r eine Farce? Was sollte Frances denn da wohl angefangen haben? «
    Nathan zog ihn beiseite. » Als man mich gestern Morgen … Nun ja, Tim kam vorbei und erz ä hlte mir, dass sie in St. Giles ein neues Opfer gefunden h ä tten, diesmal lebend. Eine junge Frau, die so verwirrt war, dass man sie nach Bedlam gebracht hat. «
    » Meinst du, Frances k ö nnte auf eigene Faust dort hingegangen sein? « Aufregung griff nach Henry, so wie die Hand von Frances ’ Mutter, die ihn abrupt wieder zu sich herumdrehte.
    » Was hat das alles zu bedeuten? «
    Coustance trat neben sie. » Elizabeth, es scheint mir fast so, als h ä tte Frances ihren beiden Freunden hier helfen wollen. « Er bedachte Henry und Nathan mit einem abf ä lligen Blick. » Man munkelt, unser guter Constable h ä tte seine Nase etwas zu tief in die Mordf ä lle hineingesteckt, welche die elenden Gassen von St. Giles aktuell mit Angst und Schrecken ü berziehen. «
    Nathan richtete sich neben dem Buchh ä ndler zu voller Gr öß e auf. » Tut man das, Mr. Coustance? «
    Der Verleger schob sich mit einem schnellen Schritt hinter Frances ’ Mutter, aber in seinen Augen lag Triumph. Mrs. Watts beachtete

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