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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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Schwitzen brachten. » Und meine beste Wertanlage ist derzeit verschollen. – Also? Gehen wir jetzt? «

    »Bleib ganz still, davon hängt alles ab. Wenn du stirbst, sterbe ich auch.« Matthews Worte klangen in ihrem Kopf nach, obwohl sie l ä ngst wach geworden und die W ä rme fort war, welche ihr die Phantasie seines Leibes vorgegaukelt hatte. Fort, so wie seine Stimme. Wenn sie nur h ä tte weitertr ä umen k ö nnen!
    Ruhig sein. Das fiel ihr so schwer. Sie wusste nicht einmal, wie lange sie schon wieder denken konnte – und sich in den Rausch zur ü cksehnte. Er hatte ihr Matt gezeigt, seine Arme, die sie an sich zogen, seine Lippen, die ihr sagten, dass sie sicher war. Das also fand Strozzini an diesem Zeug. Es l ö ste die Seele aus ihrem elenden Dasein und lie ß sie f ü r eine Weile still werden.
    Jetzt wollte sie immerzu nur schreien, so wie es um sie herum schrie, br ü llte, tobte, als w ä re sie tats ä chlich im Hades angekommen, wie Ross es gesagt hatte. Egal, wie sehr sie sich die H ä nde auf die Ohren presste, versuchte vor sich hinzusummen, sie entkam diesen Ger ä uschen nicht. Oh ja, Ross machte ihr unmissverst ä ndlich klar, dass dies die H ö lle war.
    Er hatte sie ganz allein in einen winzig kleinen Raum sperren lassen, der gerade einmal so gro ß wie ein Schweinekoben war, kaum mehr als ein Kasten. Es roch alt und muffig, und um sie herum ertastete sie Holz. Zwei, drei Schritte breit mochte ihr Gef ä ngnis sein. Sie bekam kaum noch Luft hier drinnen.
    Sie wollte nicht heulen, und doch tat sie es schon seit Ewigkeiten und Ewigkeiten. Weil sie sich daran erinnerte, was sie in diesem Haus noch gesehen hatte. Und weil die Schreie sie um den Verstand brachten.
    Fast war sie dankbar, als endlich ein schmaler Lichtstrahl in ihr Gef ä ngnis fiel. Als H ä nde nach ihr tasteten, lie ß sie sich ihnen entgegensinken. Auch, wenn sie grob waren und an ihr und ihrer Kleidung rissen. Und obwohl es drau ß en noch viel lauter war. Hier schrie das Chaos aus vollster Lunge, ein stampfendes, mahlendes Maschinenwerk aus menschlichem Elend.
    Frances war so m ü de. Es interessierte sie nicht, dass es schon wieder Schwarzgekleidete waren, die vor ihr standen. Sie lie ß sich einfach fallen, weil sie glaubte, schon zu lange gestanden zu haben.
    Jemand fing sie auf, stellte sie an eine glatte Wand, deren K ä lte sich sofort in ihren R ü cken fra ß . Sie sah Licht, das in ihren Augen brannte und dann offenbarte, warum sie so fror: Sie hatten ihr die Jacke ausgezogen.
    Und da erwachte die Angst in ihr.
    » H ö rt auf! «
    Sie sp ü rte H ä nde an ihrem Rockbund, sp ü rte, wie jemand die Schleifen daran l ö ste. Sie schlug w ü tend um sich, mit aller Kraft, die ihr noch verblieben war. K ä mpfte Finger von sich fort, die sofort durch neue ersetzt wurden.
    » Ach, verdammt! Gebt ihr das Zeug endlich! Sie h ä lt ja nicht still! «
    In ihren Mund dr ä ngten sich Finger, pressten ihren Kiefer auseinander, kaltes Glas wurde an ihre Lippen gesetzt, und dann schmeckte sie wieder das Opium. In dem Moment, in dem es ihre Zunge ber ü hrte, flammte die Panik in grellen Bildern wieder vor ihren Augen auf.
    » Nicht so viel, das ist nicht gut! «
    Frances w ü rgte. Das Opium rann ihren Rachen hinunter. Jetzt wollte sie nicht wieder zur ü ck in diesen Zustand zwischen tr ä umen und wachen, auch wenn er ihr Matthew gezeigt hatte – im Moment wohl das Einzige, das ihn ihr n ä her bringen konnte. Denn sie w ü rde wieder die Kontrolle verlieren, war nicht mehr sie selbst, sondern nur noch ein bebendes, schwitzendes Elend wie Strozzini. Und sie hatte entsetzliche Angst, dass dann etwas Schreckliches passieren w ü rde.

    Henry hatte gerade die Hand zum Griff der Haust ü r ausgestreckt, um Nathan nach drau ß en huschen zu lassen, da begann die Glocke, Sturm zu l ä uten, w ä hrend jemand zur selben Zeit den T ü rklopfer bet ä tigte. Er wechselte einen schnellen Blick mit Nathan. Der Constable trat n ä her an die Wand heran, sodass man ihn von drau ß en nicht sehen konnte. Henry ö ffnete erbost die T ü r. Er war gewillt, jeden aus dem Weg zu br ü llen, wer auch immer da stehen mochte. Aber mit der Person, die er auf der Treppe antraf, hatte er nicht gerechnet.
    » Mr. Coustance? Ich habe nichts bei Ihnen bestellt. « Er runzelte die Stirn. » Wollen Sie zu einem der M ä dchen? – Oder zu mir? « , f ü gte er dann grinsend hinzu.
    » Nein! «
    Der Buchh ä ndler sah abgehetzt aus. Er kam gar nicht

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