London Hades
sich zu dem Constable um. » Ja, Sir, was haben Sie gedacht? Dass dieser Bursche wirklich ein feiner franz ö sischer Pinkel ist? Selbstverst ä ndlich hei ß t er nicht Henri. Er ist ein guter, englischer Junge, so wie Sie. Aber nat ü rlich konnten Sie das nicht wissen, weil es Sie nie interessiert hat, nicht wahr? «
Nathans Mund ö ffnete und schloss sich. Dann st ü rmte er los, an Henry vorbei, und riss die Haust ü r auf.
» Warte! « , schrie dieser ihm hinterher.
Nathan sch ü ttelte den Kopf, ohne sich umzusehen. » Nein. Nein, ich kann jetzt nicht. «
Henry sp ü rte Mrs. Thompsons Hand auf seinem Arm. » Lass ihn. «
» Aber wo willst du denn hin? «
» Ich habe Dienst! « Damit warf Nathan die T ü r hinter sich zu.
Henry blieb dahinter zur ü ck. Atemlos starrte er die Hand auf seinem Arm an.
» Warum will er mir denn nicht zuh ö ren? «
Mrs. Thompson drehte ihn zu sich um. » Das war eine b ö se Szene. Glaubst du, jemand, der gestern noch am Pranger mit Abfall beworfen worden ist, f ü hlt sich besonders gut, wenn er jetzt von so einem Pack erneut blo ß gestellt wird? «
Das war zuviel! Er hatte diese Leute doch nicht eingeladen! Erbost schrie er auf, l ö ste sich von Mrs. Thompson und lie ß sie einfach stehen.
» Ich habe dir gesagt, du sollst auf dich aufpassen, Henry « , rief sie ihm hinterher, w ä hrend er die Treppen hochsprang. » Du bist in letzter Zeit selbst ziemlich oft verletzt worden. «
Offenbar wollte sie auch dazu beitragen. » Ich w ü sste nicht, was Sie das anginge! « , erwiderte er.
Er h ö rte sie lachen und warf seine Zimmert ü r hinter sich zu. Einige Augenblicke lang lehnte er sich keuchend dagegen, nur um schlie ß lich zum Fenster zu st ü rzen. Er sah Nathan gerade noch hinter der Stra ß enecke verschwinden; der Blick des Constables schweifte ein letztes Mal zu seinen Fenster zur ü ck. Dann war er fort.
Kapitel 17
D as war schon das Tropfen des Wassers um sie herum gegen die nicht endenwollende Zeit, die in ihrem Kopf ohne einen klaren Gedanken verstrichen war?
Die M ä nner hatten sie laufen lassen, ohne ihr Hoffnung zu machen, von hier entkommen zu k ö nnen. Sie war erneut durch das Haus gegeistert, ohne es wirklich wahrzunehmen, ohne selbst da zu sein. Sie hatte keine Einzelheiten erfasst, nur die groben Strukturen: Treppen, T ü ren und verriegelte Fenster. Dann und wann war sie M ä nner begegnet, die ü ber sie gelacht hatten, ü ber das Gespenst in der wei ß en Chemise. Frances konnte nicht sagen, wie lange sie herumgelaufen war und wann sie einfach beschlossen hatte, in einem der R ä ume auf den Keramikfliesen liegen zu bleiben, um zu sterben. Sie wartete auf Matthews Bild vor ihren Augen, aber selbst dieser kleine Trost blieb ihr diesmal vorenthalten. Stattdessen nagten immer wieder die entsetzlichen Szenen an ihr, die sie am letzten Abend hatte mit ansehen m ü ssen, und die Schreie bissen sich wieder in ihr Bewusstsein.
Ihr waren die Tränen lange weggeblieben. So lange, dass sie versucht war, sich die Augen mit Wasser zu benetzen. Wo blieb das selige, begl ü ckende Gef ü hl, das ihr diesen Zustand gestern wenigstens ein bisschen erleichtert hatte?
» Lasst mich los! Wo bringt ihr mich hin? Was macht ihr mit dem Jungen? Collin! « , erscholl es da.
Collin? … Oh, wie lang hatte sie ihn nicht mehr gesehen? Dass die Stimmen in ihrem Kopf nun ausgerechnet von ihm sprechen mussten … Was war eigentlich mit ihm geschehen? Sie wusste es nicht mehr.
» Matthew! « , rief eine andere Stimme.
Frances hob den Kopf. Das Wort summte durch ihn hindurch, so lange bis es schlie ß lich eine Pforte gefunden hatte, die sie in einen Raum einließ , der licht und hell war.
» Ihr Schei ß kerle! «
Das war Collin! Er rief nach Matthew.
Sie plagte sich hoch, bevor das Licht in ihr verl ö schen konnte. Drau ß en waren Collin und Matthew! Sie torkelte auf die T ü r zu, ihre Beine waren zu schwer, zu unkontrollierbar, als dass sie ihnen h ä tte befehlen k ö nnen, schnurstracks geradeaus zu gehen. Und die Flamme in ihrem Bewusstsein flackerte schon, verging, lie ß sie gerade noch die Hand zum T ü rgriff ausstrecken und auf den Flur treten. Dann war die Verwirrung zur ü ck.
Wo war sie?
Sie h ö rte ein Wimmern und St ö hnen wie von einem Kind. Da verschwand jemand vor ihr auf einer Treppe.
Dunkle Figuren huschten in den Schein des Nachtlichts, welches durch das Oberlicht einer Haust ü r auf diesen Flur fiel. Vor ihren Augen verschwamm
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