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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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wer gekommen ist: die Jungfrau Maria. «

    Henry kam sich vor wie ein Verbrecher, der bereit war, sich zu stellen, als er sp ä t am Abend vor den Stufen des Wachhauses von Covent Garden stand. Genau genommen hatte er auch nichts anderes vor. Und deshalb brauchte es auch einige Minuten, bis er seine F üß e dazu ü berredet hatte, die Treppe zu erklimmen und ins Innere der Wache zu schleichen.
    Zuerst entdeckte er nur Tim Dunn, der bei den Kleiderhaken in der Stube stand. Der Wachmann betrachtete ihn abf ä llig, als er ihn sah. Dann griff er nach seinem Mantel, seinem Stecken und der Laterne und trat an Henry vorbei.
    » Tja, Monsieur Nicholas, vielleicht bringen Sie ihn ja zur Vernunft. Er sollte nicht hier sein. « Er nickte mit dem Kopf zu Nathan hin ü ber, der hinter seinem Tisch sa ß , als w ä re nichts geschehen, und nicht zu ihnen her ü bersah.
    » Nicholls « , murmelte Henry. » Es hei ß t Henry Nicholls. «
    » Ist mir egal, wie Sie sich jetzt gerade nennen. « Dunn zuckte die Achseln und entfernte sich.
    Henry stand eine ganze Weile unschl ü ssig am Eingang der Wachstube herum. Er beobachtete Nathan, der h ö chst konzentriert ü ber irgendwelchen Papieren zu br ü ten schien. Schlie ß lich schob er sich auf die Bank an der Wand gegen ü ber des Tisches, auf der f ü r gew ö hnlich sicher Delinquenten Platz nahmen.
    Jetzt wartete er hier. Neben der T ü r tickte eine Uhr, das Papier unter Nathans Fingern raschelte, und Henry f ü hlte sich immer kleiner und bedeutungsloser, je mehr Zeit ungenutzt verstrich. Schlie ß lich nahm er seinen Hut ab und schloss die Augen. Erst beim zweiten Anlauf gelang es ihm zu sprechen. » Ich … ich konnte es dir doch nicht sagen « , stotterte er. » Du kanntest mich doch nicht anders. «
    » Und du hast mir nicht zugetraut, dass ich so eine alberne L ü ge verkraften w ü rde? «
    Als er die Augen ö ffnete, stand Nathan vor ihm. War das ein Grinsen auf seinem Gesicht?
    Henry k ä mpfte wieder mit seiner belegten Stimme. » Es tut mir leid, wie dich diese Leute behandelt haben. «
    » Und mir, was sie zu dir gesagt haben. Daran werden wir uns wohl gew ö hnen m ü ssen. « Das war ein Grinsen!
    » Ich habe keine Krankheiten « , f ü gte Henry lieber schnell hinzu.
    » Ich bin nicht weggelaufen, weil ich dachte, du h ä ttest welche. – Henry …« Nathan schien dem Klang des Wortes eine Weile lang nachzusp ü ren. » Mrs. Thompson hatte Recht, ich habe mich wirklich nicht daf ü r interessiert, wer du bist oder woher du kommst. Ich glaube, ich habe sogar ein paar Mal geh ö rt, wie dich andere Leute Henry genannt haben. Und ich habe mir nichts dabei gedacht oder gar nachgefragt. Du warst einfach da, mehr wollte ich nicht. Du hast dir meine Geschichten angeh ö rt, mein Selbstmitleid, all das elende Zeug ü ber meinen Onkel. Es tut mir leid. Ich war egoistisch. Ein Narr. «
    Jetzt stand Nathan wieder da wie am letzten Abend in seinem Zimmer. Und Henry f ü hlte sich genauso hilflos. » Wenn es einen K ö nig der Narren g ä be, w ü rde ich die Krone tragen « , sagte er leise.
    Nathan griff nach seinem Arm und zog ihn von der Bank hoch. Er umarmte ihn. » Teilen wir uns die Herrschaft, Henry? «
    Jederzeit konnte jemand eintreten, und dann w ü rden sie sich die Herrschaft ü ber den Pranger in Charing Cross teilen. Aber die H ä nde des Freundes waren so angenehm in seinem R ü cken, dass Henry sich nicht l ö sen wollte. Seinen Namen aus Nathans Mund zu h ö ren war gut, es war richtig.
    Henry nickte. In diesem Moment war ihm alles andere egal.
    Alles, bis auf eins.
    » Meinst du, wir haben Frances wirklich in diese Sache hineingezogen? «
    » H ä tten wir sie davon abhalten k ö nnen, was sie getan hat? «
    » Wohl kaum. Dennoch mache ich mir Vorw ü rfe. Ross wei ß , dass sie mir nahesteht. Ich bin mir sicher, dass er sie hat entf ü hren lassen, w ä hrend ich mich in meinem Zimmer vergraben und nur an dich gedacht habe. «
    » Das hast du getan? « , fragte Nathan sp ö ttisch. » Wei ß t du, ich halte Frances f ü r eine erwachsene Frau, die genau wei ß , was sie tut. «
    Henry l ö ste sich von ihm. » Das tut sie eben nicht! Sie kennt Ross nicht so gut wie ich, sie wei ß nicht, wozu er f ä hig ist! Er hat dich innerhalb k ü rzester Zeit unsch ä dlich gemacht! «
    » Um mich aufzuhalten, muss man mehr tun, als mich mit Steinen zu bewerfen. «
    » Aber Frances nicht! « , erwiderte Henry heftig. Er klopfte sich auf die Brust. » Da drin ist pl

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