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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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die Sorgen seines Freundes waren. Seine waren nicht geringer. » Wir m ü ssen herausfinden, wo Ross Quartier bezogen hat. Und es muss schnell gehen. Ich will Frances nicht tot wiedersehen. «
    » Das wirst du auch nicht. « Dass Nathan mit sich rang, war un ü berh ö rbar. » Du wirst sie ganz sicher finden. « Damit l ö ste er Henrys H ä nde von seinem Gesicht, ohne sie jedoch loszulassen. » Wir machen es so, wie wir es besprochen haben. «
    » Ich gehe rauf Richtung Seven Dials , ü berquere die Hauptstra ß e von St. Giles …«
    » Wenn du es bis dahin schaffst. «
    Henry lachte, hoffte, dass es echt klang, und zog Nathan den l ö chrigen Strohdreispitz tiefer ins Gesicht.
    » Wir haben das einige hundert Mal durchgesprochen. Ich werde immer in deiner N ä he sein. « Nathans Blick blieb ernst.
    » Und ich habe deine Pistole « , f ü gte Henry hinzu.
    » Verlass dich nicht auf sie. Sie hatte schon ein paar ü ble Fehlladungen! « Der Constable sch ü ttelte den Kopf. » Nein, sollte irgendetwas passieren, gehe ich zu Fielding. Er hat eine Truppe f ä higer Wachleute unter der F ü hrung von Saunders Welch, dem High Constable von Holborn , um sich geschart. Vielleicht gew ä hrt er mir deren Hilfe. Stell dir vor: Wachm ä nner mit der Berechtigung, Verbrecher nicht nur aufgreifen zu d ü rfen, wenn sie hinzugerufen werden, sondern die autorisiert sind, ihnen selbst nachzusp ü ren! Und sie sollen daf ü r sogar entlohnt werden. Eine bezahlte Ordnungsmacht, wenn er die etablieren k ö nnte. Das w ü rde so viel f ü r diese Stadt bedeuten! «
    Henry sah Nathans Augen leuchten und kam nicht umhin zu l ä cheln. » Du wirst alles richtig machen. – Gehen wir? « Nathans flüchtiger Kuss st ä rkte ihm den R ü cken, als er den Freund zur ü cklie ß , die Stra ß e ü berquerte und sich aufmachte, auf nach Seven Dials .

    Solange er das Monument nicht passiert hatte, auf das hier alle Stra ß en zustrebten, f ü hlte er sich noch sicher. Er war in dieser Gegend schon einige Male auf Kundenfang gewesen, wenn ihn seine B ö rse dazu getrieben hatte. Die Stra ß en waren ihm bekannt, und Henry glaubte nicht, dass Ross ausgerechnet diese Gegend f ü r seinen Unterschlupf gew ä hlt h ä tte. Sie hatte nichts Aufsehenerregendes an sich.
    Hier gab es zwar arme Schlucker, ganze Familien, die in Kellern wie in unterirdischen Verschl ä gen hausten, in L ö chern, die nur ü ber Leitern erreicht werden konnten, aber das wahre kriminelle Leben, das residierte im tiefsten St. Giles .
    Seine Beklemmung nahm zu, als er die Hauptstra ß e Broad St. Giles hinter sich lie ß . Ross ’ M ä nner hatten ihm gezeigt, wie schnell sie sein konnten. Er hatte eigentlich pausenlos das Gef ü hl, beobachtet zu werden, aber hier und jetzt war es besonders schlimm. Henry fiel es schwer, nicht seinen ganzen K ö rper davon beherrschen zu lassen. Vielleicht war es nur Nathans Pr ä senz in seinem R ü cken. Aber vielleicht verfolgte ihn auch tats ä chlich schon seit l ä ngerer Zeit jemand, stierte ihm um H ä userecken herum nach, benutzte Parallelstra ß en und versteckte Diebeswege, damit er ihn nicht sah.
    Dieser gottverlassene Ort war ihm so fremd. Vielleicht drang er gerade in das Territorium neu formierter Banden ein, er wusste es nicht, er war zu lange fort gewesen. Die schmutzigen, gewundenen Passagen und Durchl ä sse, das abgerissene Leben, das ü ber die ungepflasterten Wege kroch, das alles war nicht seine Welt. Nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Die Jahre bei Ross ’ Kinderdieben waren immer nur gepr ä gt von seiner Hoffnung auf ein besseres Leben gewesen. Jeder Diebstahl hatte ihn ein St ü ck weiter weg aus St. Giles gebracht. Er hatte gespart, Beute abgezweigt, bis Ross ’ Verrat alles zerst ö rte. Er versuchte, nur daran zu denken.
    » He, Mister! «
    Henrys Kopf fuhr ohne sein Zutun herum. Automatisch duckte er sich, lie ß sich tiefer in die Schatten eines der heruntergekommenen Mietsh ä user treiben, aber es war nur ein M ä dchen, das ihm den ü belsten Kohl anbieten wollte, den er seit Langem gesehen hatte. » Verschwinde, Sch ä tzchen « , zischte er sie an.
    Ohne es bemerkt zu haben, hatte er sich wieder an die Bewegungen der Leute hier angepasst. Er selbst war zu einem dieser elenden Schatten geworden. Er trug den sch ä bigsten seiner Anz ü ge, und er f ü hlte sich nicht einmal mehr falsch darin.
    Es war dieser Ort. Er ver ä nderte Menschen.
    Wahllos nahm Henry Abzweigungen, ohne das Gef ü hl des

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