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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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so klein?
    Coustance lachte und gab ruppig ihren Arm frei. » Nein! Und er schuldet mir noch vier Pfund. Wollen Sie das bezahlen? «
    Sie sch ü ttelte den Kopf und machte einen vorsichtigen Schritt an Coustance vorbei. Sie hatte gerade noch genug Geld, um nach Chipperfield zur ü ckzufahren.
    Als h ä tte er ihre Gedanken gelesen, sagte der Verleger: » Gehen Sie zur ü ck nachhause, Miss Watts. Diese Stadt ist nichts f ü r Sie, und Ihr Verlobter hat Sie l ä ngst vergessen. Glauben Sie mir. «
    Es h ä tte seiner Worte nicht bedurft, um Frances rennen zu lassen. Weder Coustance noch Strozzini versuchten, sie aufzuhalten, als sie Matts Brief an sich presste und zur T ü r st ü rzte.

Kapitel 3

    D ie Dämmerung senkte sich über den Coral Court. Mit dem Zwielicht kroch auch das Leben zurück in die Straßen um Covent Garden. Draußen rollten wieder die Wagen, das allgegenwärtige Stimmengewirr erhob sich zu abendlichen Höhen, und das konnte nur eins bedeuten: Die Stadt hatte aufgehört, den Atem anzuhalten, die Hinrichtungen waren vorbei.
    Die Dämmerung senkte sich über den Coral Court. Mit dem Zwielicht kroch auch das Leben zurück in die Straßen um Covent Garden. Draußen rollten wieder die Wagen, das allgegenwärtige Stimmengewirr erhob sich zu abendlichen Höhen, und das konnte nur eins bedeuten: Die Stadt hatte aufgehört, den Atem anzuhalten, die Hinrichtungen waren vorbei.
    Es wurde Zeit, zur Arbeit zu gehen.
    Vor dem halb blinden Spiegel neben der T ü r, der schon seinem Vorg ä nger in diesem Zimmer geh ö rt hatte, band Henry sein Halstuch zu einer kunstvollen Krawatte. Er gefiel sich heute selbst nicht, aber das war immer so, wenn es ein neues Spektakel in Tyburn gegeben hatte. Es war ihm dann noch nie gelungen, froh dar ü ber zu sein, dass er selbst noch lebte.
    Er strich sich die Haare ü ber den Hinterkopf zur ü ck und befestigte sie mit einem Band aus schwarzem Seidensamt. Es erstaunte ihn immer wieder aufs Neue, dass jedermann versessen zu sein schien auf diese stra ß enk ö terbraune Flut, die sich um seinen Kopf ergoss, wenn er seinen kurzen Zopf l ö ste. Aber auch seine blauen Augen waren bisher noch jeder Kundschaft das Geld wert gewesen. Sie und sein Mund, von dessen sanft geschwungenen Lippen die M ä dchen des Hauses behaupteten, dass sie besser k ü ssten als alle anderen.
    Henry verzichtete auf den Puder in der Pappschachtel auf dem Kamin. Heute sah er ohnehin blass genug aus. Und das Zeug w ü rde die Schatten in seinem Gesicht nicht ü berdecken. Er freute sich auf einige Becher Gin, und er hatte sogar genug Geld in der Tasche seines Justaucorps, um sie mit etwas Bier herunterzusp ü len – das w ü rde ihn schon durch den Abend bringen.
    Er l ö schte die Kerze in dem Messinghalter neben der T ü r und verlie ß sein Zimmer. Das ganze Haus lag ihm jetzt zu F üß en. Es war unnat ü rlich still im Treppenhaus. Vielleicht waren die anderen alle nach Tyburn gegangen.
    Henry schlich die Treppe hinunter. Der dicke Teppich, mit dem die Stufen ausgelegt waren und der noch von der Eleganz k ü ndete, die das Haus eines wohlhabenden Tuchh ä ndlers besessen hatte, bevor Mutter Thompson es kaufte, d ä mpfte seine Schritte, bis er in der kleinen Eingangshalle mit der ü bergro ß en Deckenlaterne angekommen war. Hier lie ß es sich nicht mehr vermeiden, dass seine Schuhabs ä tze ü ber den Parkettboden klackten. Trotzdem erreichte er unbehelligt die T ü r. Nicht einmal die alte Thompson streckte neugierig den Kopf aus dem Salon im Erdgeschoss. Und die Haust ü r war verriegelt, ein deutliches Zeichen daf ü r, dass niemand zuhause war. Er klemmte seinen Spazierstock unter den Arm, der neben dem Eingang an der Wand lehnte, ö ffnete die gro ß e Holzt ü r und zog sie drau ß en wieder sorgf ä ltig ins Schloss.
    » Es gab eine Exekution heute. «
    » Gibst du immer noch keine Ruhe damit, Nathan? « Henry war so in Gedanken gewesen, dass er es schon ausgesprochen hatte, als ihm bewusst wurde, dass es nicht Nathan sein konnte, der hinter ihm stand. Es war lange her, dass der Freund ihn verlassen hatte, um seinen Dienst anzutreten.
    » Wie bedauerlich, dass es nicht deine war. «
    Henry erstarrte. Er wollte diese Stimme nicht h ö ren! Eine Hand lag pl ö tzlich so kalt wie das Entsetzen in seinem Nacken.
    Dann wurde er auch schon herumgerissen und von der T ü r fortgezerrt, gegen die Hauswand gepresst. Sein Angreifer h ä tte des Zwielichts, das den Coral Court wie jeden Abend in

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