London Hades
er noch keinen Constable gesehen.
» Zieht ihr euch etwa zur ü ck? « , wollte Collin wissen. » Aber da sind doch keine Gefangenen mehr im Haus? «
» Ich wei ß es nicht « , gab Emerson kraftlos zu. » Nicht in den Teilen, die wir durchsuchen konnten. Wir mussten aufgeben. Es sind zu viele Verteidiger, und sie sind besser bewaffnet. Nach ganz oben sind wir gar nicht erst gekommen, und jetzt haben sie da drinnen auch noch Feuer gelegt. «
Feuer in St. Giles ? Wenn die morschen H ä user der Umgebung, die verbauten Buden und Verschl ä ge erst einmal Feuer gefangen hatten, w ü rden sie brennen wie Zunder!
» Die Feuerbrigade ist informiert. Es ist zu unsicher, hierzubleiben. « Als Collin z ö gerte, streckte Emerson auffordernd die Hand nach ihm aus und f ü gte hinzu: » Nun komm schon. Diesmal m ö chte ich sicherstellen, dass du wirklich gehst. « Er sagte das mit tiefstem Bedauern, und sein Blick wanderte dabei zum Haus zur ü ck, als w ü rde er einen lieb gewonnenen Freund verlieren.
Collins Blick glitt an der Fassade hoch. Wo war eigentlich dieser Henri Nicholas?
Die N ä gel wurden aus den Fesseln gel ö st, mit denen Ross ’ Leute Henry auf dem Tisch fixiert hatten. Das war das Erste, das er wieder f ü hlte und h ö rte. Aber da war noch etwas, ein entfernter Tumult, dessen Rumoren er nicht n ä her einordnen konnte. Die M ä nner hatten regelm äß ig sichergestellt, dass seine lichten Phasen nicht allzu lang ausfielen, und Henry glaubte zun ä chst, sie w ä ren auch jetzt nur wieder zur ü ckgekehrt, um ihn erneut zu schlagen und in die Bewusstlosigkeit zur ü ckzuschicken.
Umso erstaunter war er, als die Fesseln pl ö tzlich nachgaben, ihm ein Metallbecher an die Lippen gesetzt wurde und sich ein Schwall scharfen Alkohols in seinen Mund ergoss. Seine Kehle verkrampfte augenblicklich.
Er riss die Augenlider auf und sah ein Gesicht vor sich. » Haggerty « , hustete er. » Soviel F ü rsorge h ä tte ich dir gar nicht zugetraut. « Seine Arme waren in ihrer ü berdehnten Position so erstarrt, dass er es nicht fertig brachte, sie nach vorne zu rei ß en, um dem Kerl an den Hals zu gehen, wie er es gerne getan h ä tte.
Ross ’ Schreiber und Oberkommandant machte ein belustigtes Ger ä usch und wandte sich Henrys Beinen zu. » Wirst dir noch w ü nschen, es w ä re F ü rsorge. «
» So ist es. « Eine Hand zog an seinen Haaren und streckte seinen Kopf nach hinten. Ross ’ Anblick konnte Henry nicht mehr erschrecken. Fr ü her oder sp ä ter hatte er wieder auftauchen m ü ssen. Henry hatte nicht wirklich daran geglaubt, ihn t ö dlich verletzt zu haben.
Aber der Thief-Taker sah nicht gut aus: Sein Gesicht war bleich, und er schien zu schwanken. Dennoch lag in seinem Blick wilde Entschlossenheit. Und in seiner rechten Hand hielt er ein Messer.
» Bring es endlich hinter dich. « Henry war selbst ü berrascht, wie kalt ihn der Anblick lie ß . » Denn wenn du mich nicht t ö test, dann werde ich dich erledigen. Diesmal werde ich es richtig machen. «
Ross hieb das Messer neben seinem Kopf in die Tischplatte. » Oh, ich werde dich t ö ten, keine Sorge, du dreckiger, sodomitischer Abschaum. «
» Es waren deine M ä nner, die mir beigebracht haben, dass es gar nicht so schlimm ist, sodomitischer Abschaum zu sein. Erinnerst du dich? «
Kaum waren seine F üß e frei, riss der Thief-Taker ihn in die H ö he und vom Tisch hinunter. Henry polterte vor ihm auf die Knie. Er hob den Kopf, sah Ross wanken, erkannte weitere M ä nner mit alarmierten Blicken um ihn herum, und einige Schritte entfernt, einen mit Pinsel und einem Topf voll Farbe, der schluchzend die Wandmalereien des Saales ü bert ü nchte. All das wurde untermalt von einem Stampfen und Rumoren, das klang, als w ä re das gesamte Haus in Aufruhr.
» Du hast mich schon einmal beinahe ruiniert « , schrie Ross, » und ich bin gest ä rkt daraus hervorgegangen. Auch diesmal werde ich dadurch nur gr öß er und besser werden. Schade, dass du das nicht mehr erleben wirst. « Er versuchte energisch, die Kontrolle ü ber seinen K ö rper zur ü ckzuerlangen, und schrie w ü tend auf, als das nicht so funktionierte, wie er wollte.
» Mr. Ross? « , Boyle stand in der N ä he und sch ü ttelte besorgt den Kopf. » Der Arzt hat gesagt, Sie d ü rfen noch nicht aufstehen. «
Der Thief-Taker fuhr zu ihm herum. Als m ü sste er sich etwas beweisen, machte er einige schnelle Schritte auf den anderen Mann zu. » Ich bin nicht Mr. Ross! « ,
Weitere Kostenlose Bücher