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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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rt.
    Sie f ü hlte den Schwei ß ihren R ü cken hinunterlaufen und sp ü rte in sich die Befreiung, die es bedeutete, gegen so einen mit Schn ü ren umwickelten Lumpenball zu treten. Wie gerne h ä tte sie jetzt mitgespielt. Genug Wut, die freigesetzt werden wollte, war da auf jeden Fall in ihr vorhanden. Aber sie war eingepackt in teure bedruckte Seide, und Fu ß ballspielen im Seidenkleid kam einfach nicht in Frage.
    Sie l ö ste sich von der Bretterwand und sah sich um. Frances konnte das Shakespeare’s Head nicht entdecken, also beschloss sie, sich rechter Hand den Kolonnaden zuzuwenden, um die dahinter liegenden Gesch ä fte abzusuchen. Das erste, das sie sah, war ein Holzh ä uschen, das sich an eine der S ä ulen anlehnte. Die einzelnen Kompartimente seiner Glasfenster waren mit obsz ö nen Drucken nur so zugekleistert; sie sputete sich, daran vorbeizukommen. Zwischen den Kolonnaden warteten S ä nftentr ä ger auf Kundschaft und grinsten ihr so frech hinterher, dass sie froh war, als ihr Blick pl ö tzlich auf eine B ü ste Shakespeares fiel. Sie war ü ber dem letzten Eingang angebracht, bevor der S ä ulengang einen Knick nach links machte.
    Sie schaute sich das Etablissement genauer an. Zumindest der Zutritt zur Taverne wirkte pomp ö s: zwei Laternen flankierten ü ber der T ü r ein prachtvoll gemaltes Schild mit ihrem Namen. Vor Frances fiel verhei ß ungsvoll helles Licht durch die Glasscheiben auf den Gehweg und rief sogleich das Verlangen nach einem Ruheplatz und einer warmen Mahlzeit wach, die nichts mit den Brotresten und dem K ä se in dem Korb zu tun hatte, den ihr Madam Margrets M ä dchen geraubt hatten. Ihr Magen knurrte so laut, dass es selbst das Geschrei der Hungerpoeten zu ü bert ö nen schien, die im S ä ulengang lautstark ihre Balladen anpriesen.
    Frances gl ä ttete ihre R ö cke und raffte ihren Mantel vor der Brust zusammen. Sie wusste, dass eine anst ä ndige Frau hier nichts verloren hatte, sie wusste, was die S ä nftentr ä ger von ihr denken w ü rden, wenn diese sie ihre F üß e nun in ein solches Etablissement setzen sahen. Aber wenn sie es schon tun musste, wollte sie dabei wenigstens respektabel aussehen.
    Gleich als sie ü ber die Schwelle trat, wurde ihre Bef ü rchtung zur Gewissheit, dass dies tats ä chlich einer der Orte war, vor denen Pastor Watts sie immer gewarnt hatte. Jeder der Schankr ä ume, die von einem schummerigen, nach Bier stinkenden Flur abgingen, war gut gef ü llt. Stimmengewirr, Trinklieder und Gel ä chter schlugen ü ber ihrem Kopf zusammen. Sie w ä hlte den gr öß ten der R ä ume, der hinter einer verglasten Fl ü gelt ü r lag, weil ihr das am sichersten erschien. Nur wenige K ö pfe wandten sich ihr zu, als sie eintrat, einige gut gekleidete Gentlemen taxierten sie, sogar einige Herren in Uniform waren darunter.
    Die T ü r schwang hinter ihr zu, und sofort war ihr Fluchtinstinkt wieder da. Jedes Mal, wenn sie am heutigen Tage ein Haus betreten hatte, hatte es sich wie eine Falle angef ü llt, und hier war es nicht anders. Der ganze Raum war bereits angef ü llt mit M ä nnern, nur vereinzelt gab es noch freie Pl ä tze.
    Sie musste sich zusammenrei ß en! Niemand hier hatte die T ü r hinter ihr zugeworfen, um sie einzusperren; sie konnte gehen, wann sie wollte, und keiner der G ä ste schien sich sonderlich f ü r sie zu interessieren. Sie steuerte direkt den Tresen an, auf dem mehrere Holzf ä sser in Verankerungen lagen. Eine rotwangige Frau mit einer gro ß en, gest ä rkten Haube auf dem Kopf f ü llte dahinter Zinnbecher. Sie hob erst den Kopf, als Frances sich mehrfach ger ä uspert hatte.
    » Was soll ’ s sein? « , fragte sie.
    Frances musste sich erneut r ä uspern, um sprechen zu k ö nnen. Auf einmal schien es ihr sehr unwahrscheinlich, dass sie Henry an diesem Ort finden w ü rde. » Verzeihung, es klingt vielleicht ein wenig seltsam, aber … ich bin auf der Suche nach meinem Bruder. «
    Die Frau schien das nicht besonders seltsam zu finden. Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, meinte jedoch: » Und wie soll der wohl hei ß en? «
    » Henry « , brachte Frances hervor.
    Mehrere gef ü llte Bierhumpen aus schwerem Zinn knallten vor ihr auf den Tresen, Schaum schwappte in Flutwellen ü ber die R ä nder, dass sie sich davor in Sicherheit bringen musste. Die Frau st ü tzte die Arme auf den Tresen und sch ü rzte die Lippen. » So. Henry also? « Sie verdrehte die Augen und schrie in den Schankraum hinein: » Irgendein

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