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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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Henry hier? «
    Einen Herzschlag lang wurde es still. Dann ging das Gel ä chter und Gejohle unvermindert weiter.
    » Scheint nicht so, Kleine « , stellte die Frau fest.
    » Er … Er soll hier gearbeitet haben. «
    Ein Mann, der eine dreieckige Sch ü rze an den Kn ö pfen seiner Weste befestigt hatte, dr ä ngte sich neben Frances und griff nach den Zinnbechern. » Was gibt ’ s, meine Geliebte? « , wollte er wissen.
    » Oh, Packington, die Kleine hier sucht einen Henry, ihren Bruder. «
    Ein L ä cheln teilte die wulstigen Lippen des Mannes. » Henri? « Er musterte sie von oben bis unten. » Er ist Ihr Bruder , Miss? «
    Hoffnung sprang sie an wie ein Tier. Sie nickte schnell. » Ja, kennen Sie ihn? «
    Der Kerl prustete los. » Ihr Bruder, also? Er ist ja heute hei ß begehrt. Na, was k ü mmert ’ s mich? – Sie werden sich ein wenig gedulden m ü ssen, kleine Lady. Er ist im Moment noch … hm, tja, unabk ö mmlich, Sie wissen schon. Ist vorhin in einem unserer Privatzimmer verschwunden, hab ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen. Setzen Sie sich da in die Ecke. Werd ihn zu Ihnen schicken, wenn er zur ü ckkommt. « Er hob die Humpen an und stiefelte mit ihnen davon. » Das ist ja ein Festtag f ü r den Lump! Jetzt laufen ihm die Weiber schon bis hierhin hinterher. «
    Der Mann benahm sich seltsam, fand Frances. Aber dies hier war auch ein seltsamer Ort, den sie unter normalen Umst ä nden gewiss nie betreten h ä tte. Woher wollte sie wissen, ob sich Kneipenwirte nicht immer so benahmen. Sie wollte sich abwenden und zu dem Tisch gehen, auf den der Kerl gewiesen hatte, aber die Frau hielt sie zur ü ck: » Was zu trinken? «
    Allein der Gedanke schien ihr absurd. Gleich w ü rde sie Henry treffen! Im Augenblick konnte sie nicht einmal mehr daran denken, etwas zu essen. Dabei brannte der Shilling f ö rmlich in ihrer Hand, und vielleicht h ä tte sie sich besser mit ein wenig Bier bet ä uben sollen, aber in dieser Umgebung behielt sie lieber einen klaren Kopf. » Im Moment nicht, Madam « , sagte sie und beeilte sich, den Tisch zu erreichen, bevor er von jemand anderem in Beschlag genommen wurde.
    Der Platz war gut. Er lag dem Eingang des Schankraums gegen ü ber, direkt neben einem Kamin. Von hier aus hatte sie einen guten Ü berblick ü ber den Raum. Eine angenehme Entdeckung angesichts der Tatsache, dass sie, abgesehen von der Bedienung am Tresen und zwei M ä dchen, die sich kichernd darum stritten, wer auf dem Scho ß eines ä lteren Herrn ganz in ihrer N ä he Platz nehmen durfte, die einzige Frau hier war.
    Sie dr ü ckte sich gegen die Kaminverkleidung und versuchte, unauff ä llig zu wirken, stellte die F üß e auf die untere Querstrebe des Messinggitters, das als Schutz vor den prasselnden Flammen vor dem Kamin aufgestellt worden war. Die W ä rme nahm sie sofort gefangen, kroch durch ihre schmerzenden F üß e, in ihre Beine und ihren K ö rper hoch. Sie verschmolz ganz mit dem dunklen Holz, das nach Pfeifentabak und Alkohol roch. Sie blinzelte nur noch durch den Spalt, den ihre schweren Augenlider offen gelassen hatten, und f ü hlte sich wie eine Katze, die in der Sonne d ö ste.
    Als ihr pl ö tzlich jemand den Arm um die Schulter legte, wunderte sie sich fast, dass er sie hier gefunden hatte. Henry war gekommen. Er dr ü ckte sie an sich … Jetzt w ü rde alles gut werden. Erst als eine aufdringliche Schnapsfahne in ihre Nase stach, riss sie die Augen auf.
    Neben ihr sa ß ein Fremder. Ein Mann, der j ü nger sein mochte, als er aussah. Die Trunkenheit hatte sein Gesicht verzerrt, sein L ä cheln schwamm, ebenso wie seine Augen, in Alkohol.
    » Was soll das? « Frances war zu entsetzt, um die Form zu wahren. Sie stie ß den Kerl mit aller Kraft von sich fort, so heftig, dass er am anderen Ende der Bank zu Boden polterte. Die bemitleidenswerte Gestalt brauchte einige Augenblicke, um sich aufzusammeln. Er stemmte sich auf der Bank hoch. Frances presste sich noch weiter in die Ecke zwischen Kaminverkleidung und Wand und hob den hochhackigen Schuh zum Tritt, ihre einzige Waffe.
    » Heda, Schlampe, was denkst du dir? « , nuschelte der Betrunkene. » Ich wollte nur nett zu dir sein! «
    » Verschwinde! « , zischte sie.
    » Ja, er wollte nur nett zu dir sein. « – » Gef ä llt er dir etwa nicht? «
    Als sie den Blick hob, entdeckte sie, dass der Kerl nicht allein war. Zwei deutlich weniger betrunkene Freunde hatten sich vor ihr aufgebaut.
    Sie wusste nicht, woher sie den Mut nahm, als sie

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