London Hades
akquiriert, die sich f ü r die etwas spezielleren Titel interessierten, die er auf Lager hielt. Gerade jetzt brauchte er keine neuen Scherereien. Aber er brauchte auch Lizzys Geld, denn f ü r den Prozess hatte er Geld leihen m ü ssen, und seine neuen, wohlhabenden Kunden hatten noch nicht ann ä hernd genug bestellt.
Er w ü rde sich umh ö ren m ü ssen. Das war l ä stig, aber vielleicht hatte einer der Gesch ä ftskollegen von seinem kleinen Schmierenpoeten Matthew geh ö rt. Und im schlimmsten Fall wusste vielleicht wenigstens jemand, in welcher Kloake dessen K ö rper nun lag.
Kapitel 4
Obwohl ihre Ü berzeugung felsenfest sein sollte, qu ä lten Frances Unsicherheit und ü ble Verd ä chtigungen, w ä hrend sie durch die Stra ß en eilte. War Matthew ihr gegen ü ber wirklich ehrlich gewesen in seiner Liebe? Schlie ß lich hatte er sie auch get ä uscht, was seine Lebensumst ä nde hier in London anging. Sie lief so schnell, als w ü rde sie vor diesen Gedanken fliehen und nicht vor Mr. Coustances bissigen Worten.
Ohne zu wissen, warum sie es tat, hatte sie den Weg eingeschlagen, den sie gekommen war. Eigentlich wollte sie jetzt nicht bei Mrs. Randall unterkriechen, aber wohin sollte sie sich sonst wenden? Sie hatte keinen Platz in dieser Stadt.
Zurück nach Chipperfield , ging ihr ungewollt durch den Sinn. Sie wog den Satz hin und her.
Und Matthew hier zur ü cklassen? Wo sie doch sp ü rte, dass er noch in der Stadt war. Irgendwo zwischen diesen gewaltigen H ä userschluchten schlug sein Herz so wie das ihre. Allein schon dar ü ber nachzudenken, von hier fliehen zu wollen, ohne ihn gefunden zu haben, f ü hlte sich wie Verrat an. Was hatte er blo ß getan, dass ihn die Stadt so vollst ä ndig verschluckt hatte? An was f ü r Leute war er geraten, dass er es vers ä umt hatte, sie von seinem Ortswechsel wissen zu lassen?
Ganz gewiss hatte er es nur vers ä umt …
Sie schob sich an Passanten vorbei, die alles daran zu setzen schienen, sie aufzuhalten. Sie sprangen ihr vor die F üß e, rempelten sie unaufh ö rlich an oder versuchten, ihr Waren anzudrehen: Tabak, Blumen, sogar Strumpfb ä nder. Und das Publikum ver ä nderte sich rascher als das Tageslicht, das nun immer st ä rker abnahm. Seit der Abend sich ü ber die Stra ß en senkte und den Himmel st ä rker verdunkelte als der Rauch der unz ä hligen Schornsteine, begannen die H ä user ihre Bewohner auszuspeien wie abgenagte Knochen, und ein Gro ß teil von ihnen machte auch keinen besseren Eindruck. Aber ebenso gab es aufgeputzte M ä nner und Frauen, welche die Betriebsamen des Nachmittages abl ö sten und genauso gesch ä ftig wirkten wie die Lampenanz ü nder, die ihre Lichter in die Stra ß enlaternen setzten, um die Dunkelheit noch f ü r eine Weile fernzuhalten.
» Schnupftabak? « Sie sch ü ttelte den Kopf, ohne den Mann anzusehen, der sie angesprochen hatte. In diesem Moment brauchte sie nichts n ö tiger, als ein klares Wort von Matt …
Sie f ü hlte sich leer und haltlos, trieb in den Stra ß en wie ein Schiff auf hoher See. Matthews letzte Zeilen waren blo ß e Andeutungen, die sie nicht weiterbrachten. Und voller Liebe zu ihr. Genau das war das Unertr ä glichste, denn er hatte alles nur f ü r sie getan! Er war nach London gegangen, um ihr ein gutes Leben bieten zu k ö nnen. Er hatte in diesem Loch zusammen mit einem ausl ä ndischen Verr ü ckten gehaust und Schulden gemacht. Himmel, wieso hatte sie ihn gehen lassen? Er kannte sich ü berhaupt nicht hier aus!
Sie konnte ihn nicht zur ü cklassen. F ü r Matthew w ü rde sie Schlimmeres auf sich nehmen, als neben der dicken Mary auf Mrs. Randalls K ü chenboden zu schlafen.
Wenn es dorthin nur nicht so weit gewesen w ä re. Sie atmete tief durch, um wenigstens ein bisschen Haltung zur ü ckzugewinnen, dann hielt sie einen Mann an, der mit einem Ochsengespann in dieselbe Richtung unterwegs war wie sie. » W ü rden Sie mich ein St ü ck mitnehmen, Sir? «
Seine Peitsche zischte ohne Vorwarnung ü ber ihren Kopf. Der Gespannlenker fletschte die Z ä hne. » Damit du mich beklaust? Vergiss es! «
Mit offenem Mund sah sie ihm hinterher.
» Sperr deine Klappe ruhig ein bisschen weiter auf, Sch ä tzchen. Einige Shilling w ä re mir das durchaus wert. Wie w ä r ’ s? Ich wohne nicht weit von hier. «
Sie wirbelte zu dem jungen Burschen herum, der neben ihr stehen geblieben war. Ihre Finger kribbelten, so sehr wollten sie ihn ohrfeigen, aber ihr Mut erreichte ihre H ä
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