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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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verteidigen – ganz sicher w ü rde sie das! Frances wusste nicht, woher sie die Entschlossenheit nahm, mit der sie ihren Fu ß aus der Falle befreite, in die Mitte des Weges trat und das Erstbeste schrie, das ihr in den Sinn kam: » Haltet den Dieb! Hier muss er lang sein! Die Wache hierher! «
    Hier w ü rde sie niemand h ö ren – unter keinen Umst ä nden – , und den Kerlen w ü rde sicher schnell bewusst werden, dass ihr kein Lynchmob auf den Fersen war, der einen Dieb verfolgte. Aber als sie die gehetzten Blicke der M ä nner sah, die hinter ihr die Gasse absuchten, begriff sie, dass die beiden es nicht darauf ankommen lassen konnten.
    Frances’ Mut siegte endg ü ltig ü ber ihre Panik. Mit ausgebreiteten Armen lief sie auf die Kerle zu und hoffte, dass diese ihr abnahmen, sie w ä re erfreut, sie zu sehen. » Gentlemen, bitte! Habt ihr ihn gesehen? Helft mir! Er hat mein ganzes Geld gestohlen! « Es war nicht sonderlich schwer, sich in den Moment zur ü ckzuversetzen, als sie tats ä chlich bestohlen worden war.
    Obwohl er es nur zischte, h ö rte sie, wie der Schl ä ger » Abhauen! « kommandierte. Sein Kumpan lie ß Henri los, und die beiden machten, dass sie davonkamen.
    » Aber … aber so wartet doch « , rief Francis halbherzig, aber ü bergl ü cklich, dass sich die M ä nner nicht darum scherten. Sie wartete einige Herzschl ä ge lang, um sicherzugehen, dass die Schl ä ger auch wirklich verschwanden, dann n ä herte sie sich Henri.
    Sein Gesicht war so blass, dass es ihr selbst in der Dunkelheit entgegenleuchtete. Er lehnte mit den Schultern an der Hauswand, als ob er die Unterst ü tzung brauchte. Und ganz sicher war es auch so, denn sein Atem ging keuchend, und er presste die linke Hand auf seinen Bauch.
    Die Bet ä ubung wich aus seinem Blick, als sie vor ihn trat und er sie erkannte. Es war ü berdeutlich, dass er mit ihrem Erscheinen am allerwenigsten gerechnet hatte. » Was tust du hier? « , fragte er gepresst. In diesem Moment klang er so gar nicht franz ö sisch. Er wischte sich Blut von seiner Oberlippe, die seltsam deformiert wirkte.
    » Ich … denke, ich habe sie in die Flucht geschlagen. «
    » Du musst wahnsinnig sein! «
    » Wieso? Es hat doch funktioniert « , stellte sie fest. Noch vor Sekunden h ä tte sie sich das zwar selbst kaum vorstellen k ö nnen, aber das w ü rde sie ihm nicht auf die Nase binden.
    Henri verzog das Gesicht. Er b ü ckte sich nach dem Spazierstock, der vor ihm am Boden lag. Noch w ä hrend er sich wieder aufrichtete, warf er einen raschen Blick in die Finsternis, in der seine Peiniger verschwunden waren. Dann legte er Frances den Arm um die Schulter und schob sie in die entgegengesetzte Richtung davon. So schwer wie er sich auf sie st ü tzte, war sie nicht sicher, ob er es tat, um seine schmerzenden Rippen zu entlasten oder um sie schneller fortdirigieren zu k ö nnen. Aber im Moment war ihr das auch egal. Sie wollte ohnehin nichts lieber, als diesen Ort zu verlassen. Wenn die Schl ä ger den Betrug durchschauten, w ü rden sie sicher sofort ihre Verfolgung aufnehmen.
    » Wer war das? « , wollte sie wissen.
    » B ö se M ä nner. «
    Die Art, in der Henri das sagte, machte sie w ü tend. Und das nicht nur, weil er seinen franz ö sischen Akzent wiedergefunden hatte. Immerhin hatte sie die Angreifer vertrieben.
    » Und was wollten die bösen M ä nner von dir? «
    » Mein Geld « , knurrte er.
    Die ganze Stadt schien auf einmal voller Diebe zu sein! » Hast du es noch? « , fragte sie mitf ü hlend.
    Er nickte.
    » Dann hast du mir etwas voraus. «
    Henri ging nicht darauf ein. Er schien ü berhaupt wenig Interesse an ihr zu haben, sondern war ganz in sich gekehrt. Er dachte ja nicht einmal daran, sich bei ihr zu bedanken. Stattdessen murmelte er: » Ich verdammter Narr bin ihnen direkt in die Arme gelaufen. H ä tte mir doch denken k ö nnen, dass die …« Der Rest ging in undeutlichem Husten unter, und mehr sagte er nicht.
    Frances konzentrierte sich darauf, auch noch sein Gewicht auf ihren hohen Hacken transportieren zu m ü ssen. Henri bem ü hte sich zwar, halbwegs aufrecht zu gehen, aber sie f ü hlte die Schmerzen, die mit zitternden Sch ü ben durch seinen K ö rper gingen, als w ä ren es die ihren. Sein Arm lastete schwer in ihrem Nacken. Lange w ü rde sie das nicht durchhalten.
    Wohin wollte er blo ß ? Er sprach nicht, presste nur verbissen die Lippen aufeinander. Er schien nicht zur Piazza zur ü ckzugehen, sondern f ü hrte sie immer

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