Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
Vom Netzwerk:
Namen ihres Herrn von ihm gefordert hatten.
    Ob der vielleicht mit dem Lord identisch war, von dem die Schl ä ger gesprochen hatten? Aber die Diebe hatten nie einen Lord erw ä hnt, und was w ü rde es ihrem Herrn denn bringen, ihn hier festzusetzen? War dies vielleicht ein Schuldnergef ä ngnis? Er hatte schlimme Dinge ü ber diese Orte geh ö rt. Sie waren dazu gedacht, den letzten Penny aus den s ä umigen Zahlern herauszupressen, aber sie isolierten die Gefangenen dort seines Wissens nach nicht. Hier nutzte er seinem Gl ä ubiger nichts mehr. Er war wertlos, solange er nichts verdiente.
    Seine Hand tastete unter sein Hemd und schloss sich um den Ring, bei dem er bisher immer Kraft gefunden hatte. Die Vorstellung, ihn eines Tages an Frances ’ Hand stecken zu k ö nnen und ihr L ä cheln zu sehen, das er so sehr vermisste, wog noch immer zehnmal schwerer, als das Wissen, dass er diesem Schmuckst ü ck seine ü ble Lage verdankte.
    Matthew hieb mit der Linken auf den Boden und richtete sich so ruckartig auf, dass ihm davon schwindelig wurde. Recht so. Verdient hatte er es! Wie hatte er nur zulassen k ö nnen, dass sich die Schlinge so fest um seinen Hals zusammenzog? Wann hatte er eigentlich das Gef ü hl verloren, die Situation noch unter Kontrolle zu haben? Allein der Teufel wusste, wo er nun gelandet war. Dem Geruch nach zu urteilen, kam dieser Ort der H ö lle ziemlich nah.
    Ohne dass er Schritte in der N ä he geh ö rt h ä tte, flackerte pl ö tzlich Licht auf. Matthew riss den Kopf herum. Es drang durch die Ritzen einer T ü r aus dicken Holzbohlen, zwei Schritte rechts von ihm entfernt, und kroch unter dem Spalt zwischen T ü r und Boden hindurch bis vor seine F üß e.
    » Ist da wer? « , rief er.
    Vor der T ü r blieb es still, aber immerhin konnte er seine Umgebung nun erkennen. Eine kleine, dunkle H ö lle war dies, kein Vergleich zu seinem letzten Gef ä ngnis, das allein schon die hell get ü nchten W ä nde geradezu zu einem Paradies gemacht hatten. Dieser Raum hier war niedrig und schmutzig, man konnte ihn mit wenigen Schritten durchmessen, jedenfalls wenn man es fertig brachte, sich vollst ä ndig aufzurichten. Er wirkte wie ein Verschlag, in dem man Tiere einsperrte, kurz bevor man sie dem Schlachter zuf ü hrte. Holzbretter bildeten die W ä nde, Jahrzehnte der Feuchtigkeit hatten sie schwarz werden lassen. Der Boden bestand aus festgestampftem Lehm, und von der Balkendecke ü ber ihm tropfte best ä ndig Wasser hinunter.
    Er wollte die Augen schon wieder schlie ß en, weil er diesen Anblick noch weniger ertrug, als die Dunkelheit, da entdeckte er, dass etwas vor der T ü r auf dem Boden stand. Matthew war so aufgeregt, dass er seine schmerzenden Rippen ganz verga ß , als er hastig zur T ü r hin ü berkroch. Auf einigen Bl ä ttern cremefarbenem Papier lag ein sorgf ä ltig angespitzter G ä nsekiel, daneben stand ein Glasfl ä schchen, ganz ä hnlich den Beh ä ltnissen, in denen Quacksalber ihre Elixiere anboten. Aber diese Flasche enthielt sein Lebenselixier: Tinte!
    Die Dinge lagen vor ihm wie eine Gabe Gottes. Lange sah er auf sie hinunter, unf ä hig sie zu ber ü hren.
    Matthew verstand nichts mehr.

    Warum hatte sie Henri nicht sofort nach dem Weg gefragt? Frances machte kehrt und ü berredete ihre schmerzenden F üß e dazu, noch ein letztes Mal an diesem Tag schnell zu laufen. Sie hoffte inst ä ndig, dass der junge Mann noch nicht allzu weit entfernt war.
    An der Bude mit den obsz ö nen Drucken bog sie ab. Keine Spur von Henri … Eine gro ß e Ansammlung von Menschen, Tragsesseln und Kutschen in einiger Entfernung zog sie solange an, bis sie begriff, dass sie auf eines der gro ß en Theater zurannte, dessen Vorstellung offenbar beendet war. Verzweifelt reckte sie den Hals, drehte sich ein paar Mal auf dem Absatz herum. Als etwas in H ü fth ö he gegen sie prallte, riss sie instinktiv die H ä nde an ihre Taschenschlitze. Es war ein kleines M ä dchen, das sie ungef ä hr so entsetzt anstierte wie sie selbst die Kleine. Das Kind quiekte auf, presste einen pr ä chtigen Dreispitz aus Filz an sich und rannte davon.
    Ein grobschl ä chtiger Kerl fuhr zu ihr herum. » Was ist? « , raunzte er sie an. Er schleppte einen Tragekorb auf dem R ü cken, von dem Frances h ä tte schw ö ren k ö nnen, dass eben noch ein Kinderkopf oben herausgelugt hatte. » Verschwinde! «
    Das lie ß sie sich nicht zweimal sagen. Sie rannte die Stra ß e hinunter, bog ziellos einige Male ab, w ä hrend

Weitere Kostenlose Bücher